Buchholz will Projekte zu Medienkompetenz mit 5000 Euro fördern, um Kinder im Umgang mit Neuen Medien zu helfen und Eltern aufzuklären.

Buchholz. Die sogenannten neuen Medien sind für die meisten Kinder und Jugendlichen alles andere als neu. Aber obwohl sie mit Internet, Handy und Computerspielen aufgewachsen sind, haben viele junge Menschen Schwierigkeiten in der sich ständig ändernden digitalen Welt. Die Stadt Buchholz will deshalb in diesem Jahr Projekte zum Thema Medienkompetenz mit zusätzlich 5000 Euro fördern.

"Kinder müssen im Umgang mit neuen Medien begleitet werden", sagt Carsten Bünger, Beauftragter für Jugendsachen bei der Polizeiinspektion Harburg. "Sie lernen ja auch nicht allein Radfahren." Im Internet seien jedoch viele Kinder allein unterwegs. Wen sie dort virtuell treffen, welche Bilder und Informationen sie verbreiten, welchen Gefahren sie ausgesetzt sind - darüber wüssten viele Eltern nicht Bescheid.

Auch wenn Kinder und Jugendliche heute zu den sogenannten Digital Natives gehörten, also in der digitalen Welt aufgewachsen sind, müssten Erwachsene ihnen Orientierungshilfe geben, meint Bünger. Das fange beim Umgang mit persönlichen Daten an. "Wenn Kinder zu Hause in ihrem sicheren Umfeld sitzen, geben sie über das Internet oft Daten heraus, die sie einem Fremden auf der Straße niemals geben würden. Es ist wichtig, dass sie ein gesundes Misstrauen entwickeln." Denn im Internet gebe es auch Gewaltvideos, Rechtsextremismus, Pornografie. Bünger: "Das Problem der Internet-Straftaten ist größer geworden." Über Kanäle wie YouTube würden auch Videos oder Bilder mit Beleidigungen verbreitet, sagt der Kriminalhauptkommissar. So wie bei dem Mädchen, dessen Ex-Freund Bilder von ihr, auf denen sie nur leicht bekleidet war, ins Netz gestellt hatte. Die Jugendlichen schätzten das Ausmaß ihrer Taten falsch ein, sagt Bünger. "Solche Bilder kann die ganze Welt sehen." Cyber-Mobbing - massive Hänseleien im Internet - sei ein großes Problem, auch wenn darüber meist geschwiegen werde. "Wir gehen von einem hohen Dunkelfeld aus."

"Ich klatsch dich, wenn ich dich treffe" oder "Ich weiß, wo du wohnst" seien gängige Drohungen im Netz, sagt auch Katrin Munz vom Deutschen Kinderschutzbund (DKSB) Harburg-Land. Verbreitet würden sie ebenso wie üble Beschimpfungen auch über soziale Netzwerke, wie Facebook oder SchülerVZ. Dort legten Jugendliche zum Beispiel Profile unter falschen Namen an. Dass die getippten Schimpfwörter auch nicht verschwinden, wenn sie gelöscht werden, sei vielen nicht klar, sagt Munz. "Aber das Netzt vergisst nie."

Um Cyber-Mobbing zu verhindern, müssten alle Jugendlichen angesprochen werden. "Die, die mobben, müssen verstehen, dass das kein Kavaliersdelikt ist, sondern bis in die Selbsttötung führen kann", sagt Munz. Zugleich sollten betroffene Jugendliche gestärkt werden. "In allen Schulen sollen Schüler die Stopp-Regel lernen." Wer durch Online-Angriffe verletzt werde, solle dies deutlich sagen können. Außerdem sollten Kinder in Chats vorsichtig sein. "Dort führt die scheinbare Anonymität zu schneller Intimität", sagt Munz. Fragen wie "Welche Farbe hat deine Unterhose" würden Kinder im Netz beantworten - auf der Straße wären sie wohl skeptischer. Dabei könnte auch der Chatpartner ein Fremder sein, betont Munz. "Eltern sollten ihre Kinder in deren Erlebniswelt begleiten."

Medienkompetenz sei auch bei Computerspielen wichtig. Einige dieser Spiele seien so konzipiert, dass der Spieler extrem viel Zeit damit verbringen müsse. Das könnte zur Sucht führen, so Munz. Wie bei dem Jugendlichen, von dem sie berichtet. "Zwölf Stunden Dauerzocken am Tag ohne Toilettenpause, nur mit einer Flasche neben den Stuhl - dass das nicht gesund war, hat er erst im Nachhinein erkannt. Jetzt meint er, es wäre gut gewesen, wenn seine Eltern früher eingegriffen hätten." Der Junge saß nur noch vor dem Computer, ging drei Monate nicht mehr in die Schule. "Schulabsentismus ist eine klassische Folge vom exzessiven Computerspielen", sagt Katrin Munz. "Wenn World of Warcraft neu rauskommt, bleibt eine ganze Reihe von Schülern erst mal zu Hause."

Medienkompetenzprojekte für Kinder, Jugendliche und Eltern bieten unter anderem der Kinderschutzbund und die Reso-Fabrik an. Die Polizei unterstützt Präventionsprojekte in Schulen. Über die Förderung solcher Projekte berät der Jugendausschuss am Montag, 9. Mai, um 18.30 Uhr in der Rathauskantine.