Schauspieler Till Demtrøder bringt Kindern im Helmssaal den “Spaß beim Lesen“

Harburg. 250 Schüler im Alter von zehn bis 13 Jahren aus Wilhelmsburger Schulen sind ins Helms-Museum gekommen. Und sie erwarten vor allen Dingen eines: " 'ne coole Geschichte", sagt Lena Feierabend, die in die fünfte Klasse der Nelson-Mandela-Schule geht. Denn im großen Saal des Museums liest der Schauspieler Till Demtrøder im Rahmen des Veranstaltungsreigens "Spaß am Lesen", gesponsert von der Haspa Stiftung und begleitet vom Hamburger Literaturhaus eine spannende Story vor.

Eigentlich sollten es zwei Kapitel aus "Fletcher Moon" vom irischen Schriftsteller Eoin Colfer sein. Doch der Schauspieler, bekannt unter anderem aus der TV-Serie Großstadtrevier, hat sich kurz vor Beginn der Lesung um entschieden. "Was er vorliest, erfahren wir erst, wenn es losgeht", sagt Tutorin Elisabeth Hintze von der Nelson-Mandela-Schule, die ihre 20 Schützlinge mit Englischlehrer Ferenc Baratosi begleitet. "Wir haben die Schüler ausgewählt mitzukommen, die sich für Bücher interessieren. Es soll eine besondere Auszeichnung sein", so Hintze. Vorwiegend Kinder aus Migrantenfamilien besuchen die Kirchdorfer Einrichtung. "Da ist es besonders wichtig, diesen Kindern und Jugendlichen die Welt der Bücher nahe zu bringen", sagt die Betreuerin.

Und das ist auch die Aufgabe der Lesereihe. Sie wendet sich an Hamburger Schulen der Klassen fünf bis acht mit dem Ziel, Sprösslinge für das Lesen zu begeistern. Daher lesen Autoren und Prominente, die von der Haspa und vom Literaturhausteam ausgewählt werden, an ausgewählten Orten wie unter anderem auch dem Helms-Museum. Außerdem erhalten die Schulen zusätzlich Spenden für ihre Schulbibliothek in Höhe von 500 Euro. Seit dem Start der Aktion in 2005 wurden auf diese Weise mehr als 100 Schulen und etwa 5000 Schüler erreicht. Wolfgang Blümel von der Stiftung ist zufrieden mit der Veranstaltung. "Die Kinder sind immer erstaunlich ruhig und hören ganz gebannt zu." Auch Funda Aygün kann es nicht erwarten, dass Demtrøder loslegt. "Ich hoffe, es geht in der Geschichte auch um ein Kind, das spannende Dinge erlebt", sagt sie.

In der Tat, Demtrøder hat sich für "Sams Wal" von der preisgekrönten Jugendbuchautorin Katherine Scholes entschieden. Doch zunächst will er sein Publikum kennenlernen. "Hey, wer von euch guckt mehr als drei Stunden Fernsehen pro Tag", fragt er. Viele Hände heben sich. "Okay, und wer von Euch liest gerade ein Buch?" Es sind deutlich weniger Arme, die sich in die Höhe recken. "Lesen ist wichtig, damit Bilder im Kopf entstehen", sagt der 43-Jährige und stimmt die Jugendlichen auf die Story ein. "Jetzt schließt mal die Augen und stellt euch einen Strand vor. Der Wind weht übers Meer, die Wellen rauschen und es ist sehr warm." Dann beginnt er mit dem ersten Kapitel. "Hinter der Düne taucht ein Junge auf", so Demtrøder. Und er erzählt vom kleinen Sam aus Australien, der am Strand einen gestrandeten Zwergpottwal findet. Gemeinsam mit seinem Freund Angus gelingt es ihm, das Tier wieder ins Wasser zu bringen. Aber bevor es dazu kommt, muss er erst einmal mit zwei fiesen Fischern fertig werden, die den Wal am liebsten töten wollen.

Demtrøders Publikum ist begeistert. Mit unterschiedlichen Tonlagen interpretiert der Schauspieler Sam und die anderen Charaktere aus dem Buch. Das "Kopfkino" funktioniert. Eine Stunde lang liest Demtrøder aus "Sams Wal" vor.

Viele der Schüler sind enttäuscht, als er das Buch zuklappt. "Wer gut aufpasst, kann mir jetzt bestimmt ein paar Fragen zum Inhalt beantworten. Diejenigen, die richtig liegen, bekommen ein Hörbuch", sagt er. Nur bei der Frage zur Autorin mussten die Jugendlichen passen. Katherine Scholes ist vielen noch unbekannt.

Lehrer Baratosi findet es sehr gut, wie der Schauspieler mit den Kindern umgeht. "Das kann er wirklich gut. Es werden viele Fragen gestellt, das zeigt, dass er sie gepackt hat." Mit der Story ist Baratosi allerdings nicht ganz zufrieden. Er habe sich eher eine Story à la Tom Sawyer und Huckleberry Finn vorgestellt. "Diese Altersgruppe interessiert sich sehr fürs Erwachsenwerden und wie Protagonisten in Büchern damit fertig werden. Damit hätte man die Sprösslinge richtig fangen können", sagt der Pädagoge. Doch er wertet die Veranstaltung durchaus als Erfolg. "Das war schon toll, immerhin haben die Kids eine Stunde lang durchgehalten."

Lena und Funda sind aber trotzdem glücklich, aus dem Saal zu kommen. Denn jetzt gibt es noch kleine Snacks und Limonade für das junge Publikum.