Auch in Harburg ist es offensichtlich, welche Folgen es nach sich zieht, wenn die Stadt ihr Tafelsilber - hier das Standesamtgebäude - verscherbelt.

Kaum tauchen kleine Probleme auf, wie die Klärung, wer wann und in welchem Umfang Reinigungspflichten nachkommt, reagieren alle Beteiligten mit Achselzucken und schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu.

Was in diesem Fall eine Sache von maximal fünf Stunden Einsatz eines Bauhofmitarbeiters mit einem Hochdruckreiniger, Pinsel und Farbe wäre, mutiert nun zu einem Bürokratie-Marathon. Mit serviceorientierter Verwaltung hat dies nichts mehr zu tun, und es stellt sich in der Tat die Frage, ob es ratsam ist, mit einer Trauung im Harburger Standesamt zu werben. Es macht einen Unterschied, ob der Eingang zur Garage des Bauhofs regelmäßig gereinigt wird oder eben das Entrée des repräsentativen Standesamtes. Wie ernst steht es eigentlich um die Beteuerungen aus Politik und Verwaltung, Harburg wolle endlich weg vom Schmuddelstadtteil-Image? Wenn dies mehr als ein Lippenbekenntnis ist, dann kann man sich hier vor Ort in den Amtsstuben eine "Ist-mir-doch-egal"-Mentalität nicht mehr leisten. Die Verwaltung als Mieter sollte deshalb den Eigentümer des Standesamt-Gebäudes deutlich auf seine Pflichten aufmerksam machen - oder den übrig gebliebenen Harburger Heiratswilligen dicke Konfetti-Beutel zur Verfügung stellen, damit alle Missstände unter einer dicken Schicht Papierschnipsel verschwinden.