Die Stadt Buchholz probiert eine neue Form der Bürgerbeteiligung aus.

Sie engagiert einen Spaziergangswissenschaftler, um ihre Einwohner zu Wort kommen zu lassen, und holt damit die altbackene Podiumsdiskussion aus dem Muff des Ratssitzungssaals. Warum eigentlich nicht!

Die Beteiligung der Öffentlichkeit steht nicht hoch im Kurs, weil Kuschelpädagogik gerade in Mode ist. Verwaltungen wissen, wie klagefreudig Bürger im Zeitalter der Rechtschutzversicherung sind. Wenn es Städten und Gemeinden gelingt, mit Hilfe einer gelungenen Bürgerbeteiligung Frieden im Gemeinwesen zu schaffen, sparen sie sich Auseinandersetzungen vor Gericht. Nebenbei gehen Entscheidungsträger in Verwaltung und Stadtrat dem Risiko aus dem Weg, öffentlich als Verlierer vorgeführt zu werden.

Mancher mag Anstoß daran nehmen, dass eine bodenständige Kleinstadt ausgerechnet eine so exotische Wissenschaft hoffähig macht. Kritiker dürften in einem Promenadologen so etwas wie einen Voodoopriester sehen. Aber ob Wissenschaftler oder Scharlatan – letztlich ist er ein externer Moderator. Und der Schlichter ist in modernen demokratischen Partizipationsprozessen seit langem eine bewährte Lösung, geradezu konservativ.

Etwas mehr Event-Charakter in die Bürgerbeteiligung zu bekommen, liegt ganz im Zeitgeist. Ein Spaziergangswissenschaftler bedient die Sucht nach Neuem. Er löst aber das Grundproblem der Öffentlichkeitsbeteiligung nicht: Bürger wollen nicht nur gefragt werden, sondern auch verbindlich mitentscheiden dürfen. Ansonsten verblast der Zauber schnell.