Hamburg. Südkoreanerin Ji Hyung Nam ist die neue Quartierskünstlerin. Sie will das „echte Leben“ des Stadtteils auf besondere Weise darstellen.

An ihren neuen Titel muss sich Ji Hyung Nam erst noch gewöhnen. Die Südkoreanerin ist seit Dienstag offiziell die Quartierskünstlerin in Hamburg-Dulsberg. Im Schaufenster ihres neuen Ateliers an der Straßburger Straße 30 präsentiert sie ihre Werke, welche die Geschichten, die sich in ihrem neuen Quartier hinter dem traditionellen Rotklinker verstecken, künstlerisch zeigen sollen.

Interessierte können sich auf ihrer Internetseite kostenlose Tickets sichern. Angeboten werden für März und April 22 Termine für maximal 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Über Kopfhörer bekommen die Kunstinteressierten den entsprechenden Ton zur Aufführung, die inklusive Soundcheck rund 30 Minuten dauert.

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Die gelernte Bühnen- und Kostümbildnerin performt auf der Bühne im Schaufenster sogenannte „Re-Staging-Performances“. Diese sollen als eine Art Lupe dienen, mit der man durch das Fenster seines Nachbarn in dessen Leben schauen kann. Ji Hyung Nam zeigt als Nutzerin und Bewohnerin des Ateliers insgesamt fünf eigene Performances.

Am Montag wurde Nam der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei zeigte sie spontan ein Theaterstück über ihr Leben: Vom Aufwachsen in der Mega-Metropole Seoul über ihren Umzug nach Deutschland bis hin zu ihrer neuen künstlerischen Heimat Hamburg-Dulsberg.

Ji Hyung Nam sorgt in einem Schaufenster in Dulsberg für besondere Kunst im Quartier.
Ji Hyung Nam sorgt in einem Schaufenster in Dulsberg für besondere Kunst im Quartier. © Mike Schaefer Photography | Mike Schaefer

Ji Hyung Nam: „Ich freue mich sehr darauf, Dulsberg kennenzulernen“

„Ich freue mich sehr darauf, Dulsberg und seine Bewohnerinnen und Bewohner kennenzulernen. Meine persönlichen Performances zielen darauf ab, einen neuen und anderen Blick auf den Stadtteil und seine Menschen zu werfen. Ich möchte mit den Dulsbergerinnen und Dulsbergern in Kontakt treten und ihre Geschichten auf besondere Weise neu erzählen. Im Theater gibt es den Spruch, dass das echte Drama hinter den Kulissen passiert. Ich möchte mit meinem Projekt, das echte Drama zum Vorschein bringen“, erklärt die Künstlerin.

Ein zweites Projekt, die „Märchenstraße“, ist eine Reise durch das Grün entlang der Rotklinkergebäude Dulsbergs. Bei einem Spaziergang werden gesammelte Geschichten von Bewohnerinnen und Bewohnern an unterschiedlichen Orten erzählt. Für weitere Inhalte sucht Nam noch Protagnoisten, die sich vorstellen können, als Muse für die Südkoreanerin zu fungieren.

Hamburg: Neue Quartierskünstlerin gilt als Talent in der Szene

Nam gilt als großes Talent in der Szene. Nach einem Studium der Innenarchitektur in Seoul absolvierte die neue Dulsberger Quartierskünstlerin ein Bühnen- und Kostümbildstudium an der Akademie der Bildenden Künste in München. Als Meisterschülerin erhielt sie für ihr Szenenbild der deutschen Comedy-Serie Produktion „Technically Single“ 2017 den Best Production Design Award beim Melbourne WebFest.

Ihre Werke waren unter anderem an den Münchner Kammerspielen, am Staatsschauspielhaus Dresden und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg zu sehen.

Kunst in Hamburg: Stiftung finanziert Quartierskünstler mit Stipendium

Finanziert wird die Kunst im Quartier durch die Saga GWG Stiftung Nachbarschaft, die Stipendien an junge Künstler verteilt. Das Stipendium umfasst 1500 Euro monatlich als Zuschuss zum Lebensunterhalt. Für künstlerische Produktionskosten werden weitere 10.000 Euro bereitgestellt.

Darüber hinaus beinhaltet die Förderung die kostenfreie Nutzung des Ateliers und bei Bedarf einer im Quartier gelegenen Wohnung für den Zeitraum des Stipendiums. „Wir freuen uns sehr, mit Ji Hyung Nam ein kreatives Multitalent für das Stiftungsstipendium gewonnen zu haben. Als neue Quartierskünstlerin stellt Frau Nam die Menschen in Dulsberg und ihre gewachsenen Nachbarschaften respektvoll in den Mittelpunkt ihrer Arbeit“, sagt Karen Pein (SPD), Hamburgs Senatorin für Stadtentwicklung und Kuratoriumsvorsitzende der Saga GWG Stiftung Nachbarschaft.

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Karen Pein fügt an: „Durch eine besondere künstlerische Offenheit öffnet sie nicht nur im sprichwörtlichen Sinn Fenster in den Stadtteil und nimmt die Menschen mit auf eine kreative Reise. Für Ji Hyung Nam ist schon das Leben an sich eine Kunst, die sie durch das Schaufenster ihres Ateliers sichtbar machen wird.“