Hamburg. Überall im Naturschutzgebiet sowie auf Spielgeräten am Alsterlauf taucht plötzlich ein aufgesprühter Tag auf. Eine Spurensuche.

Fein säuberlich voneinander abgegrenzt sind drei Buchstaben, die seit vergangener Woche in den Stadtteilen Groß Borstel und Winterhude in Hamburg aufgetaucht sind. IBR, wie mit einer Schablone und weißer Farbe aufgesprüht, prangt an etwa 25 Plätzen im Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor direkt an der Alsterkrugchaussee und auf dem Spielplatz Lattenkamp am Alsterlauf. Direkt an diesem vorbei führt auch eine der jüngst vom Bezirk vorgestellten Spazierrouten.

IBR auf öffentlichen Bänken, IBR auf Mülleimern, IBR auf Spielgeräten. Rätselhaft, denn in den vergangenen Tagen konnte keine Erklärung für die aufgesprühten Schriftzeichen gefunden werden. „Wir haben dazu weiterhin keine Erklärung, die Bedeutung der Tags ist dem Bezirksamt nicht bekannt“, sagte Alexander Fricke, Sprecher des zuständigen Bezirksamts Nord. Ein Tag gilt in der Graffiti-Szene als Unterschrift des Künstlers, der dies jedoch meist per Hand aufsprüht.

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Unklar ist also, was IBR bedeuten soll, wofür es steht und wer dafür verantwortlich ist. Ein Werbegag? Aus dem Guerilla-Marketing kennt man das Vorgehen, durch nebulöse Aktionen Aufmerksamkeit für ein Produkt zu generieren. Allerdings würde dann der Tatbestand der Sachbeschädigung billigend in Kauf genommen.

Auch viele Bänke im Eppendorfer Moor sind besprüht worden.
Auch viele Bänke im Eppendorfer Moor sind besprüht worden. © Camilla John (FMG) | Camilla John (FMG)

Auch die Polizei ist in diesem Fall ratlos: „Die aufgesprühten Buchstaben sind uns bislang nicht bekannt geworden. Über etwaige Hintergründe kann insofern von hier aus auch nichts gesagt werden“, so Nina Kaluza aus der Pressestelle der Polizei Hamburg.

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Als „Vandalismus“ beschreibt Kay Goetze, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg (SRH), die Verschmutzungen. Denn auch, wenn nichts über die Urheber und Gründe der Tags bekannt wurde, ist eines bereits klar: Die Buchstaben müssen entfernt werden. „Was es mit dem Schriftzug auf sich hat und wer der Absender ist, können wir ebenfalls nicht sagen“, so Goetze.

Seit einigen Tagen steht „IBR“ auch auf Spielgeräten auf dem Spielplatz Lattenkamp in Hamburg-Winterhude.
Seit einigen Tagen steht „IBR“ auch auf Spielgeräten auf dem Spielplatz Lattenkamp in Hamburg-Winterhude. © Camilla John (FMG) | Camilla John (FMG)

Am Montag rückten die Müllwerker aus und machten eine Bestandsaufnahme in der Stadt. Ergebnis: „Im Bereich Lattenkamp sind sieben Bänke und ein Spielgerät mit dem besagten Schriftzug besprüht. Hierzu haben wir Hotline-Meldungen erstellt. Diese werden an die verantwortlichen Bezirksämter weitergeleitet“, sagt Goetze.

Die genannten Hotline-Meldungen sind ein Instrument, mit dem jeder Bürger via App Verschmutzungen in Hamburg mit einem Klick an die Stadtreinigung melden kann. In diesem Fall wurden die Meldungen nun von der SRH selbst erstellt. Goetze weiter: „Im Bereich Eppendorfer Moor sind es neun Papierkörbe. Hier wurde intern der Austausch angeschoben. Zusätzlich sind dort auch noch vier Bänke besprüht und ein Holzlattenzaun.“

Das Aussichtsplateau am Wasser im Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor in Groß Borstel wurde zweimal besprüht.
Das Aussichtsplateau am Wasser im Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor in Groß Borstel wurde zweimal besprüht. © Camilla John (FMG) | Camilla John (FMG)

In knapp 80 Prozent der Fälle behebe die SRH solch gemeldete Verschmutzungen oder Littering, also das absichtliche Liegenlassen von kleineren Müllmengen, innerhalb von 24 Stunden. „Nach drei Werktagen haben wir in der Regel alle Meldungen beseitigt. Immer in Abhängigkeit von der Art der Verschmutzung“, sagt Goetze.

Graffiti werden in Hamburg je nach Dringlichkeit entfernt

Ob die massiven, tiefroten Mülleimer nun komplett ausgetauscht oder nur gereinigt werden, entscheidet die SRH, für die Sitzbänke und das Stadtmobiliar sei der jeweilige Bezirk zuständig, erklärt Goetze. „Natürlich können wir nach Beauftragung gegebenenfalls die Reinigung übernehmen.“

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Alexander Fricke vom Bezirksamt Nord macht deutlich, dass die Fülle an Graffiti oftmals überhandnimmt. „Aufgrund von Kapazitäten können nicht alle Graffiti im Bezirk entfernt werden – die Entfernung erfolgt je nach Dringlichkeit und anlassbezogen. Dabei werden nationalsozialistische, rassistische, sexistische, verunglimpfende, verkehrsgefährdende sowie vergleichbare Graffiti möglichst umgehend entfernt.“

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Das bestätigt Nina Kaluza von der Polizeipressestelle: „Für Graffiti mit anstößigen und/oder politischen und /oder strafbaren Inhalten auf öffentlichen Flächen wird nach Bekanntwerden die zeitnahe Unkenntlichmachung oder Entfernung in Auftrag gegeben.“

Bei den IBR-Tags ist genau diese Einordnung nun jedoch schwierig, da nicht bekannt ist, was die drei Buchstaben bedeuten sollen. Eindeutig ist allerdings: Die Entfernung wird Geld kosten.