Interieur Hamburg

Wie Designklassiker eine Barmbeker Wohnung aufmöbeln

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Ines Schmidt hat im Laufe der letzten 20 Jahren viele Designmöbel erworben – und manche auch wieder verkauft.

Ines Schmidt hat im Laufe der letzten 20 Jahren viele Designmöbel erworben – und manche auch wieder verkauft.

Foto: Roland Magunia

Ines Schmidt hat ein Faible für Ikonen von Thonet, USM Haller oder Eames. Viele der hochpreisigen Teile hat sie im Internet aufgespürt.

Hamburg. Es sind die klare Linie, die Ruhe und die Hochwertigkeit des Interieurs, die in der Wohnung von Ines Schmidt sofort ins Auge fallen. Am Esstisch ihrer Wohnung in Barmbek-Süd stehen Thonet-Freischwinger aus Rohrgeflecht und Nussbaumholz, an den Wänden Regale von USM Haller in elegantem Weiß, davor ein gemütlicher Lounge Chair von Eames aus schwarzem Leder. Im Podcast „Hausbesuch“ erzählt die 53-jährige Augenoptikmeisterin von ihrem Faible für Designklassiker.

In ihrer Wohnung finden sich Stücke, deren Prototypen in verschiedenen Epochen entwickelt wurden: die Freischwinger in den 1930er-Jahren, der Lounge Chair um 1950 und die Metall-Regale um 1970. Was sie eint, nennt Ines Schmidt „den Bauhaus-Stil“. „Aufgrund ihrer Gradlinigkeit und Zeitlosigkeit kann man sie gut mixen. Das harmoniert.“

Interieur: „Schnäppchen“ machen bei Designklassikern

Nun sind die Kult-Möbel, auch wenn sie heute noch produziert werden, ziemlich hochpreisig. Doch der Mutter von zwei Teenagern macht es Spaß, im Internet nach „Schnäppchen“ zu suchen. Ihr erstes Stück etwa, einen Beistellwagen von USM Haller, hat sie bei Ebay gefunden. Das war vor etwa 20 Jahren. „Spaß am Einrichten hatte ich schon immer. Aber als ich bei meinen Eltern auszog, waren Designmöbel für mich noch unerschwinglich.“ Das Interesse, sie zu kaufen, erwachte erst mit Anfang 30. Und heute macht ihr die Suche danach fast ebenso viel Spaß wie sie zu kaufen. Und zu verkaufen.

„Immer noch verändert sich manchmal mein Geschmack. Aber bei den Designklassikern, gerade bei den gebrauchten, habe ich immer die Chance, sie für den gleichen Preis wieder zu verkaufen“, sagt sie. Das gehe nicht immer schnell, denn nicht jeder könne und wolle gleich so viel Geld in die Hand nehmen. Doch auch den USM-Wagen habe sie ohne Verluste wieder verkaufen können.

So schützt sich Ines Schmidt vor Fläschungen

Aus ihrer Sicht lohnt sich die Investition in die teuren Möbelklassiker. Neben der Wertbeständigkeit sind sie durch ihre gute Qualität auch deutlich nachhaltiger als günstige Möbel, die eine viel kürzere Lebensdauer haben. Aber natürlich sind in der Wohnung von Ines Schmidt nicht nur teure Stücke zu finden. Der Esstisch etwa ist so ein „Ausreißer“, wie sie es nennt. Er stammt aus dem Hamburger Möbelladen Wäscherei, „war auch nicht gerade günstig“, fügt sich aber mit seinem schlichtem Design und seinem warmen Holzton gut ein.

Und im Flur gibt es einen Kiefernholztisch mit gedrechselten Beinen. „Der ist von meiner Oma. Jetzt habe ich da ein paar Windlichter drauf stehen und eine Designerlampe von &Tradition.“ Dauerhaft soll im Flur aber auch ein Designermöbel hin – die Suche ist schon in vollem Gange. „Ich habe schon was im Auge, aber ich gucke noch, wie sich der Preis entwickelt.“ Um nicht an Fälschungen zu geraten, rät sie, sich vor einer Besichtigung eingehend mit dem Original zu beschäftigen – sei es bei einem Händler oder im Internet. Zudem gebe es Stempel und andere Merkmale, auf die man achten könne, damit es später kein böses Erwachen gibt.

Ideen und Anregungen, was sie wie kombinieren oder stellen kann, holt sich die Barmbekerin aus Zeitschriften oder seit einigen Jahren auch bei Instagram. „Da gucke ich dann, wie ich etwas ohne viel Aufwand nachmachen kann“, sagt sie. Weil sie erst vor einem Jahr in die Wohnung gezogen ist und sich damit deutlich verkleinert hat, wurden schon oft die Möbel hin- und hergeräumt. „Manchmal, wenn meine Kinder vom Wochenende bei ihrem Vater kamen, war es ihnen fast zu viel“, sagt Ines Schmidt und lacht.

Ihre Tochter entwickele allerdings auch schon einen Sinn für Design – wenn auch einen ganz anderen als sie selbst. „Aktuell hängt sie in ihrem Zimmer Vinyl-Platten und künstlichen Efeu an die Wand“, erzählt die Mutter. Sie findet es wichtig, da keinen Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen. So sei es bei ihr auch gewesen. Erst im Nachhinein wisse sie die Teak-Einrichtung ihrer Eltern zu schätzen. Einen Teil davon hatte sie in ihrer vorigen Wohnung, jetzt stehen noch ein Schreibtisch und „schwebende Holzregale“ im Keller. „Die bleiben da erst mal. Sie haben ja auch einen Erinnerungswert.“