Die besten Bewerbungen für den Bildungspreis. Teil 8: Das Projekt „Audiovisuelle Medien“ des Gymnasiums Lerchenfeld auf der Uhlenhorst.

Zum vierten Mal verleihen Abendblatt und Haspa den Hamburger Bildungspreis. Rund 70 Bewerbungen sind eingegangen. Die besten zehn werden am 4. Dezember mit einem Preisgeld von je 10.000 Euro ausgezeichnet. Weil auch viele der übrigen Projekte eine besondere Würdigung verdienen, stellt das Abendblatt die besten Bewerber vor. Heute: das Projekt „Audiovisuelle Medien“ des Gymnasiums Lerchenfeld auf der Uhlenhorst.

Er erinnert schon ein bisschen an den Comedy-Darsteller Bastian Pastewka, nur in Dünn und Jünger. Der Darsteller in dem Kurzfilm „Weightlessman“, erdacht und gefilmt von Schülern des Gymnasiums Lerchenfeld auf der Uhlenhorst, macht eine professionelle Figur. Und ziemlich eindrucksvoll sind auch die Kameraeinstellungen, die Schnitte, einfach die Bildsprache. Der Kurzfilm ist Teil des Unterrichtsfachs Audiovisuelle Medien (kurz AVM) an dem Gymnasium, das seit 2007 für die Jahrgänge 9 und 10 Wahlpflichtfach ist.

„Das ist ein Alleinstellungsmerkmal in der Hamburger Bildungslandschaft“, sagt Andrea Schüll, Fachleiterin Audiovisuelle Medien. Zudem gibt es in der Oberstufe das Profil Medien. Das Gymnasium Lerchenfeld brennt für dieses Thema und nennt sich daher auch Medienschule.

In dem Fach AVM erweitern die Schüler ihre Fähigkeiten in den Bereichen Film, Foto, Audio und Internet. Sie stellen Filme her, Weblogs und Podcasts. Für diejenigen, die nicht zu den „digital natives“, also den Kennern der digitalen Welt, gehören: Ein Weblog ist eine meist privat betriebene Internetseite zum Veröffentlichen von Gedanken, Erlebnissen, Internetlinks, Neuigkeiten, privater, politischer oder anderer Inhalte.

Podcasts sind Beiträge in Form einer Audio- oder Videodatei im Internet, die man sich in den eigenen Computer herunterladen darf. Weil sich im Bereich dieser Neuen Medien sehr viel sehr schnell tut, die Veränderungen rasant vor sich gehen, ist es schon häufig so, dass auch die Lehrer von den Schülern lernen.

„Manchmal treten wir einen Schritt zurück, weil es Dinge gibt, bei denen die Schüler die Experten sind“, sagt Andrea Schüll. Dabei haben sie und ihr Kollege Thomas Spahn dank regelmäßiger Fortbildungen sehr viel Fachwissen, und das geben sie auch an ihre übrigen Kollegen weiter.

Der Sinn von AVM: „Wir wollen mit den Schülern aktiv Medien gestalten und nicht nur konsumieren. Es geht darum zu verstehen, wie Medien funktionieren“, sagt Andrea Schüll.

Wichtig dabei seien immer auch die rechtlichen Grundlagen. Im „AVM-Raum“ werden Kurzfilme wie „Weightlessman“ geplant, die Drehorte liegen häufig auch außerhalb der Schule. „Wir kooperieren mit lokalen Akteuren wie dem Sender Tide und planen derzeit ein Rundfunkprojekt, bei dem Radiobeiträge journalistisch erarbeitet werden“, so Schüll. Vieles, von dem, was die Schüler produzieren, wird veröffentlicht, unter anderem auf Filmfestivals. AVM funktioniert fächerübergreifend.

„Die Inhalte aus diesem Fach tragen auch Früchte in anderen Fächern“, sagt Andrea Schüll. Beispiel: Im Englischunterricht schreiben die Schüler einen Beitrag in einem Internetblog. Es muss eben nicht immer nur mit Stift und Papier sein. Aus dem Projekt Audiovisuelle Medien hat sich das Mediencurriculum an der Schule entwickelt, das für mehr Verbindlichkeit sorgen soll – auch wie man moderne Handys sinnvoll in den Unterricht integrieren kann. „Der Wandel im Bereich der Neuen Medien ist enorm. Wir informieren Eltern, es gibt Infoabende zum Thema Soziale Medien“, so Thomas Spahn.

Der Schüler aus dem Kurzfilm, der Bastian Pastewka ähnelt, hat inzwischen seine eigene Film-AG gegründet. Es geht auch ohne Lehrer. (gen)

Montag: Das Projekt „Kooperation Jugendhilfe-Schule“ an der Ida-Ehre-Schule Hamburg