Jubel und Ernüchterung wechseln sich bei den Wahlkämpfern der CDU im Ludwig-Erhard-Haus ab. Stimmung will zunächst nicht so richtig aufkommen bei den Christdemokraten.

Hamburg. Es geht auf und ab mit den Gefühlen an diesem Abend im Ludwig-Erhard-Haus der CDU am Leinpfad. Der Jubel, der wenige Sekunden nach 18 Uhr bei den Wahlkämpfern und ihren Anhängern aufbrandet, als der schwarze Stimmenbalken der Union auf den Fernsehschirmen in die Höhe schnellt, währt nur kurz. Er ist jäh beendet, als deutlich wird, wie tief der Absturz des Wunsch-Koalitionspartners FDP ist. Dann erste Versuche vom Landesvorsitzenden Marcus Weinberg, den etwas unübersichtlichen Stand einzuordnen: Er spricht von einem „großen Erfolg von Angela Merkel“.

Trotzdem: Stimmung will zunächst nicht so richtig aufkommen bei den Christdemokraten – selbst bei den echten Siegern wie Dirk Fischer, der sich das Direktmandat im Wahlkreis Nord sicherte, nicht. „Sehr durchwachsen“ seien seine Gefühle. „Wenn wir erleben, dass die FDP durch die AfD ermordet wurde, wie die Wählerwanderung zeigt, dann macht mich das traurig. Das haben die Liberalen, die Anteil am Erfolg der Koalition haben, nicht verdient.“ Dass er seinen Wahlkreis zum Fünfen Mal gewonnen habe und die CDU in Hamburg nach dem schlechten Bürgerschaftsergebnis nun wiedererstarkt sei, lasse hingegen sein „Herz jubeln“, so Fischer. Eine Koalition mit den Grünen komme aus inhaltlichen Gründen nicht infrage, die Person Jürgen Trittin sei für ihn zudem inakzeptabel.

Begeisterung löst erst Angela Merkel aus, wenn sie auf den TV-Geräten zu sehen ist. Als sie den vielen Wahlkämpfern vor Ort dankt, geht das auch am Leinpfad runter wie das Bier, das hier ausgeschenkt wird. In die Höhe gereckte Fäuste dann, als neue Hochrechnungen eine absolute Mehrheit der CDU möglich erscheinen lassen, aber auch Nervosität. „Wir haben bei der Stoiber-Wahl gelernt, erst zu jubeln, wenn wir das Ergebnis schriftlich haben“, sagt die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Friederike Föcking.

In der Diele der Parteizentrale laufen auf einem Computer die Ergebnisse aus den Wahlkreisen ein. „Eines ist klar“, sagt Rüdiger Kruse, der seinen Wahlkreis Eimsbüttel verloren hat, aber über die Landesliste in den Bundestag einzieht. „Olaf Scholz hat seine Wette, die SPD werde alle sechs Hamburger Wahlkreise gewinnen, verloren.“ Dank Dirk Fischer.