Zeugin berichtet vor Gericht, dass er 14-Jährige beobachtete. Auch ausländische Schauspielerinnen waren im Visier des Hamburgers.

Hamburg. In sich gekehrt wirkt er, apathisch fast. So, als gehe ihn das alles nicht wirklich etwas an. Nichts scheint Thomas F. aus seiner Starre reißen zu können, in die er sich geflüchtet hat. Der 30-Jährige, der laut Anklage eine junge Frau in seine festungsähnlich ausgebaute Wohnung verschleppte und der als Geiselnehmer von Barmbek bekannt wurde, blickt nicht einmal hoch an diesem dritten Verhandlungstag im Prozess vor dem Landgericht. Nicht, als der Vorsitzende Richter ihn anspricht, nicht, als seine Verteidigerin ihm etwas erklärt. Und auch nicht, als eine Polizistin als Zeugin berichtet, dass Thomas F. offenbar schon lange vor der Entführung vom 19. August vergangenen Jahres nach potenziellen Opfern Ausschau gehalten hatte.

19 Namen von Frauen, erzählt die Beamtin, habe man auf dem Computer des von Sozialhilfe lebenden Mannes gefunden. Frauen, von denen einige Strafanzeige wegen Stalkings erstatteten, denen er zum Teil Briefe geschrieben, sie aufgesucht und ihre Fotos gehortet hatte. Über eine Verkäuferin habe er akribisch unter anderem notiert, wann sie wo mit dem Auto unterwegs war, welche Gewohnheiten sie hatte. "Es war ein ausspioniertes Leben", sagt die Zeugin. Auch ausländische Schauspielerinnen waren demnach im Visier des Hamburgers - und sogar 14-jährige Schülerinnen.

+++ Polizei holt Telefonzelle aus der Wohnung +++

Letztlich traf es die 26 Jahre alte israelische Studentin Shiri B. (Name geändert), die bis zu ihrer Flucht mehrere albtraumhafte Stunden in der mit Stacheldraht gesicherten und mit etlichen Handgranaten und Handschellen ausgestatteten Wohnung gefangen gehalten wurde. Ein Verbrechen, das in der verzerrten Wahrnehmung des Angeklagten aus Liebe geschah.

Wegen diverser gynäkologischer Geräte, Fruchtbarkeit steigernder Medikamente und riesiger Lebensmittelvorräte gehen Ermittler davon aus, dass Thomas F. die Gefangene über Wochen einsperren und schwängern wollte. Auch Kinderspielzeug hatte er besorgt. Einem Arzt gegenüber habe der 30-Jährige von seinem "Kinderwunsch" berichtet, schildert die Polizistin als Zeugin weiter.

Eine schallisolierte Telefonzelle, die der Angeklagte ebenfalls in seine Wohnung hatte bringen lassen und die möglicherweise als Gefängnis für sein Opfer dienen sollte, habe schon "längere Zeit" in der Wohnung gestanden, so die Zeugin weiter. Thomas F. habe rund zwei Jahre vor der Geiselnahme während einer Therapie erzählt, er benötige diese Telefonzelle, um ungestört telefonieren zu können. "Er fühlte sich belauscht", sagte die Zeugin. Der Prozess wird fortgesetzt.