Hamburg. Der bereits begonnene Abriss der Villa an der Alsterdorfer Straße 386 erregt weiter die Gemüter: Die Anwohner haben nun einen Denkmal-Sachverständigen eingeschaltet, der den geschichtlichen Wert des Hauses noch einmal überprüfen soll.
Wie das Abendblatt berichtete, kämpft eine Bürgerinitiative gegen den Abriss und die von Bauträger Tomczak auf dem Grundstück geplanten sieben Stadthäuser. Der Regionalausschuss des zuständigen Bezirks Nord wollte sich am Montag mit der Eingabe beschäftigen – am Donnerstag rollte jedoch bereits ein Bagger an. Laut Anwohnern habe der Bagger aber nur die Fenster und das jeweils angrenzende Mauerwerk beschädigt. Nach zweieinhalb Stunden sei der Bagger wieder abgerückt. Der Verdacht der Initiative: „Der Bauträger wollte nur ein Zeichen setzen.“
Henning Witt, Prokurist und Gesellschafter bei Tomczak, weist diesen Vorwurf zurück: „Dies ist ein völlig übliches Verfahren. Unser Abbruch-Unternehmer hat das Gebäude an mehreren Stellen geöffnet. Dann wird das Haus eingerüstet, um das Dach abzunehmen. Wir berücksichtigen dabei alle gesetzlichen Recycling und Umweltauflagen.“ Dies betreffe auch den Umgang mit Asbest. In einer dem Abendblatt vorliegenden Mail verweisen die Anwohner auf ihre Sorge um ihre Gesundheit. „Wir sind ein absolut seriöser Bauträger“ entgegnet Witt. Aus seiner Sicht habe die Diskussion die „sachliche Ebene verlassen“.
Denkmalschützerin bedauert Abriss der Villa in Alsterdorf
In einer Stellungnahme gegenüber dem Abendblatt kündigte das Bezirksamt Nord an, man werde den Bauträger auffordern, die Entfernung asbesthaltiger Bauteile zu dokumentieren. Es werde kein Baustopp verhängt. Der Bauträger habe versichert, das eine Fachfirma beauftragt worden sei. Zudem seien alle Maßnahmen mit dem Amt für Arbeitsschutz abgestimmt. Das Bezirksamt hält ebenfalls daran fest, dass der Abriss „verfahrensfrei“ erfolgen durfte, dies habe eine nochmalige Prüfung ergeben.
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So scheint das Schicksal der Villa besiegelt. Gestern wurden innen bereits Abbrucharbeiten fortgesetzt. Kristina Sassenscheidt, Geschäftsführerin des Hamburger Denkmalvereins, bedauert dies sehr: „Die Villa prägt den Stadtteil und gehört zu seiner Identität. Auch wenn sie zu stark überformt ist, um unter Denkmalschutz gestellt zu werden, war sie frisch saniert und hätte sicherlich gut weitergenutzt werden können.“
Spannend wird nun, ob der Investor wirklich wie geplant sieben dreigeschossige Stadthäuser, jeweils ergänzt mit einem Staffelgeschoss, auf dem Grundstück errichten darf. Eine Baugenehmigung liegt noch nicht vor. Die Bürgerinitiative hält das Ensemble für zu wuchtig, es gefährde den Charakter des Quartiers. Der Bauträger wiederum verweist auf die enorme Nachfrage – gerade bei Familien sei die Wohnform Stadthaus mit einem kleinen Garten sehr beliebt.
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