Hamburg. Die Mitarbeiterinnen des Geburtshauses dürfen länger an ihrem Standort bleiben als geplant, aber ihre Zukunft ist weiter ungewiss.

Eine langfristige Lösung ist es nicht, aber immerhin eine Verschnaufpause: Die Hebammen des Geburtshauses in Hamburg-Hamm können noch sieben Monate länger als gedacht an ihrem Standort im Hammer Park bleiben – ursprünglich sollten sie die Räumlichkeiten bereits in diesem Herbst räumen. Wie berichtet, müssen die Hebammen langfristig weichen, da das Geburtshaus abgerissen und auf dem Gelände ein neuer Sportplatz gebaut werden soll.

Das Problem: Die Stadt hatte zwar eine Anschlusslösung ab 2027 angeboten, aber wie sie die Zeit bis dahin überbrücken können, ist noch ungeklärt. Nach jetzigem Stand können die Hebammen nur noch Schwangere betreuen, deren errechneter Geburtstermin bis Anfang März 2025 liegt, endgültig Schluss am bisherigen Standort ist im Mai 2025.

Geburtshaus: In Hamburg gibt es nur drei davon, Nachfrage ist hoch

Güneş Brown, organisatorische Leitung des Geburtshauses mit rund 20 Mitarbeiterinnen, macht deutlich: „Wir haben keine Zeit mehr. Der Umbau der neuen Räumlichkeiten müsste schon jetzt beginnen – nirgendwo steht ein Geburtshaus frei.“ Auch deshalb starteten die Hebammen bereits vergangenes Jahr auf ihrer Homepage und in den sozialen Medien einen Aufruf: „Wir suchen ein Haus ab 300 Quadratmetern“.

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Wer schwanger ist und ein Kind zur Welt bringt, kann den Ort für die Geburt selbst wählen. Doch neben zahlreichen Krankenhäusern in Hamburg und dem Geburtshaus im Hammer Park gibt es ansonsten nur zwei weitere Geburtshäuser – in Altona und Harburg.

Hebamme vom Geburtshaus Hamm: „Wir sind komplett ausgebucht“

„Im Geburtshaus werden die Frauen vom Anfang der Schwangerschaft oder sogar noch davor und dann bis zum ersten Lebensjahr des Kindes durch ein festes, vertrautes Team betreut“, erklärt Hebamme Brown. Die Geburtshelferinnen und weitere Fachleute bieten im Haus für Geburt und Gesundheit neben einer Eins-zu-Eins-Betreuung während der Schwangerschaft und Geburt sowie im Wochenbett auch Rückbildungskurse, Wickel-Seminare und Baby-Massagen an.

Hebammen des Geburtshauses in Hamm unterstützen Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft und Geburt. 
Hebammen des Geburtshauses in Hamm unterstützen Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft und Geburt.  © Saskja Jagenteufel | Saskja Jagenteufel

Ob eine Frau im Geburtshaus gebären kann, wird individuell und im Team geprüft. Bereits jetzt seien die Wartelisten in Hamm voll, viele Frauen erhalten eine Absage. Allein für die Geburtsbetreuung nimmt das Geburtshaus pro Monat 20 Schwangere auf – insgesamt betreuen die Hebammen 350 Frauen im Jahr.

„Natürlich haben wir gehofft, dass wir hierbleiben können, wenn das Geburtshaus und das Gesundheitszentrum gut im Viertel angenommen werden – und das ist der Fall. Wir sind komplett ausgebucht und brauchen eigentlich mehr Platz“, sagt Brown.

Geburtshaus Hamm: Zukunft trotz Standort-Verlängerung ungewiss

Doch aktuell befürchten die Hebammen des Geburtshauses, dass sie ab Mai 2025 gar keine Räume haben werden. Erst ab 2027 können sie in den von den Behörden zur Verfügung gestellten neuen Standort „Haus im Blohms Park“ einziehen. „Dort werden unter einem Dach verschiedene gesundheitliche Angebote wie das ‚Haus der Geburt und Gesundheit‘, die ‚Praxis ohne Grenzen‘ oder bezirkliche Gesundheitsdienste zu finden sein“, teilt Josefina Kordys, Sprecherin des Bezirksamts Hamburg-Mitte, auf Anfrage mit.

Bei den Planungen arbeite das Bezirksamt eng mit den Hebammen und der Sozialbehörde zusammen. Doch das Problem bleibt: „Wir haben nach wie vor diese Lücke von mehr als zwei Jahren, die nicht geklärt ist“, sagt Brown. Das Bezirksamt verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass man „aktuell eine gute weitere Zwischenlösung“ im Blick habe. Diese sei mit Bezirksamtsleiter, Staatsrätin der Sozialbehörde und Fördern & Wohnen in der Planung, so Kordys. Auch dabei seien die Hebammen eingebunden.

Geburtshaus in Hamburg: Hebammen haben „große Existenzängste“

Nach Angaben von Güneş Brown gibt es ein ehemaliges Ärztehaus, das eventuell als Übergang dienen könnte. „Aber auch das ist alles noch nicht sicher“, sagt sie. Zudem möchte das Hebammen-Team zwei Umzüge vermeiden.

„Wir zahlen immer noch den Kredit von dem Umbau ab, wir können für eine Übergangslösung nicht wieder so viel investieren“, so Brown. Wie es nun konkret im kommenden Jahr für die Geburtshelferinnen weitergeht, ist also noch ungewiss. Auch der Aufruf auf der Homepage ist bislang ins Leere gelaufen. „Momentan haben wir große Existenzängste“, sagt Brown.

Geburtshaus Hamburg muss Sportplatz weichen – Zwischenlösung gesucht

Zum Hintergrund: Nach Angaben des Bezirksamts soll am Standort des bisherigen Hauses der Jugend, das sich direkt neben dem Geburtshaus befindet, ein Neubau entstehen, in dem Angebote für Jugendliche, Familien mit Kindern und Senioren unter ein Dach ziehen. „Da es sich bei dem Hammer Park um eine denkmalgeschützte Parkanlage handelt, müssen besondere Standards beim Um- oder Neubau von Gebäuden berücksichtigt werden“, so die Bezirksamtssprecherin.

„Daher soll der historische Eingang im Südosten wieder hergerichtet werden, was mit der Verlagerung des dortigen Bolzplatzes einhergeht.“ Sport- und Freizeitflächen sind demnach in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gebäude auf der Fläche des bisherigen Geburtshauses geplant. So sollen die Freizeitnutzungen im Park an einem Ort gebündelt werden.

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Dass das Geburtshaus einer Sportfläche weichen soll, ist für die betroffenen Hebammen nicht nachvollziehbar. „Es gibt in dem Park bereits einen Sportplatz“, sagt Güneş Brown. „Für uns ist nicht ersichtlich, warum das jetzt notwendig ist.“