Hamburg. Dreck und Kriminalität sind nur einige der aktuellen Probleme in St. Georg. Nun startet das Bezirksamt spezielle Kontrollen.

Dreck, Drogen und Kriminalität: Die an den Hamburger Hauptbahnhof angrenzenden Straßen in St. Georg sind immer wieder Gegenstand bezirkspolitischer Diskussionen. Anwohner und Anwohnerinnen beschweren sich regelmäßig – laut Bezirksamt Hamburg-Mitte in den vergangenen Monaten sogar immer häufiger – über die Zustände in ihrem Stadtteil. Auch die zuletzt erhöhte Reinigungsfrequenz durch die Stadtreinigung ändert daran offenbar nichts.

Aus diesem Grund will das Bezirksamt in Zusammenarbeit mit Polizei, Stadtreinigung, Landesbetrieb Verkehr, Hochbahnwache, Straßensozialarbeitern und bezirklichem Kontrolldienst am kommenden Montag (5. Februar) mit einer Aktionswoche im Stadtteil St. Georg beginnen.

St. Georg: Immer mehr Ärger nahe Hauptbahnhof – so will Bezirk Missstände bekämpfen

„Wir sind mit vereinten Kräften unterwegs, um nicht nur über geltende Regelungen zu informieren, sondern auch Missstände zu beseitigen“, kündigte Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) am Freitag bei einem Vor-Ort-Termin an.

Missstände gibt es derzeit noch viele in dem Gebiet rund um Steintorplatz, Hansaplatz und Steindamm. Verschmutzte Gehwege, falsch abgestellte Autos, Obdachlosigkeit, mangelnde Beleuchtung – für ein sauberes öffentliches Erscheinungsbild ist St. Georg bisher nicht bekannt.

Bezirksamtschef Ralf Neubauer stellte am Freitag das Konzept für die Aktionswoche in St. Georg vor.
Bezirksamtschef Ralf Neubauer stellte am Freitag das Konzept für die Aktionswoche in St. Georg vor. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Das will der Bezirk nun ändern. Von Montag bis Freitag sollen deshalb rund 15 Einsatzkräfte der unterschiedlichen Behörden im Stadtteil unterwegs sein und täglich Kontrollen durchführen, so Neubauer. Besonders „die Verschmutzungen der öffentlichen Wege, Flächen und privater Grundstücke sowie der vorhandene Gewerbemüll“ sollen angegangen werden, sagte der Bezirksamtsleiter weiter.

„St. Georg ist natürlich ein Hotspot, was das Thema Müll angeht“

Um das zu erreichen, wollen die Einsatzkräfte der verschiedenen Behörden zuerst einmal mit den Gewerbetreibenden ins Gespräch kommen. Denn hier liegt oft der Ursprung der Verdreckung, weiß Stadtreinigungsmitarbeiterin Jacqueline Kalwell: „St. Georg ist wirklich ein Hotspot, was das Thema Müll angeht“, so die Hamburgerin.

Es sei für die Stadtreinigung ein „täglicher Kampf mit den Windmühlen“, die Pappen, Lebensmittelreste und Plastikverpackungen der Warenlieferungen zu beseitigen. Von dem gemeinsamen Auftreten mit Polizei, Bezirksamt und Co. erhofft sie sich deshalb nun, „dass die Gewerbetreibenden damit wachgerüttelt werden“.

St. Georg: Füttern von Tauben ist im Stadtteil ein großes Problem

Auch im Fokus der bezirklichen Kontrollen soll in der folgenden Woche das Thema „Taubenfütterung“ stehen. „Viele Leute meinen es gut, machen es aber falsch“, sagte Joscha Heinrich, Koordinierungsleiter der nun geplanten Einsätze.

Die Vögel kämen immer wieder an die Orte, an denen sie mit den übrig gebliebenen Lebensmitteln gefüttert wurden – und „verschmutzen mit den Ausscheidungen massiv die Gehwege“. Dafür wolle man die ansässigen Händler und Händlerinnen nun sensibilisieren. Verstöße gegen das Taubenfütterungsverbot sollen zudem gezielt geahndet werden.

Joscha Heinrich koordiniert die Einsätze und Zusammenarbeit des Bezirksamts mit Stadtreinigung, Polizei und Co.
Joscha Heinrich koordiniert die Einsätze und Zusammenarbeit des Bezirksamts mit Stadtreinigung, Polizei und Co. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Ein weiteres Problem: Viele Anwohner und auch insbesondere Anwohnerinnen fühlen sich wegen der mangelnden Straßenbeleuchtung nicht mehr sicher. Deshalb habe das Bezirksamt schon jetzt einige Maßnahmen angestoßen, um das zu ändern, sagte Heinrich. So werden zum Beispiel 43 der alten Glühbirnen durch heller leuchtende LEDs ersetzt, außerdem kommen zwei neue Lampen hinzu.

Straßensozialarbeit schaut sich vermehrt im Bereich St. Georg um

Zu der Offensive in der kommenden Woche gehört auch, dass Menschen in prekären Lebenssituationen vermehrt von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der bezirklichen Straßensozialarbeit angesprochen werden.

„Dabei geht es darum, Menschen gezielt über die Hilfelandschaft zu informieren und zu sensibilisieren – und eine Anbindung zu den passenden Kontaktbehörden zu schaffen“, sagte Philipp Krampe, Leiter der bezirklichen Koordinierungsstelle Obdachlosigkeit und Straßensozialarbeit Innenstadt.

Doch kann eine einwöchige Aktionswoche wirklich etwas an den Missständen des Stadtteils ändern – oder haben die Maßnahmen viel eher einen symbolischen Charakter?

Hamburg Hauptbahnhof: Bezirksamt will nach Aktionswoche Bilanz ziehen

„Wir werden am Freitag Bilanz ziehen, zu welchen Ergebnissen wir gekommen sind. Die Idee dahinter ist aber, solche Kontrollen regelmäßig durchzuführen – und zwar nicht nur hier in St. Georg“, sagte Ralf Neubauer. Schon jetzt arbeite der Bezirk Hamburg-Mitte erfolgreich mit den sogenannten Koordinierungsrunden. Diese sollen es dem Bezirksamt möglich machen, Beschwerden aus der Bevölkerung niedrigschwellig anzunehmen und in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Behörden anzugehen.

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„Wir prüfen Beschwerden in den einzelnen Stadtteilen mittlerweile immer gemeinsam mit anderen städtischen Stellen, um uns nicht in Zuständigkeitsfragen zu verlieren, sondern bei Beschwerden vor allem schnell reagieren zu können“, betonte der Bezirksamtschef.

Zuletzt habe man damit schon am Alten Elbpark und am Hammer Baum gute Erfahrungen gemacht. Auch dort hatten sich Anwohner und Anwohnerinnen über offenen Drogenkonsum und Vermüllung beschwert.