Hamburg. Künstliche Intelligenz (KI) erkennt und meldet körperliche Auseinandersetzungen. Doch die Meinungen dazu sind gespalten.

Ein „Bündnis Hansaplatz“ will am 30. September mehrere Stunden auf dem Hansaplatz in St. Georg gegen die dortige, jetzt durch künstliche Intelligenz (KI) gesteuerte, Kameraüberwachung demonstrieren. Erwartet werden bis zu 500 Teilnehmer.

Die Kameraüberwachung war bereits 2019 nach längerer Pause wieder eingeführt worden, nachdem die Kriminalität auf und um den Platz wieder zugenommen hatte. Seit Juli wird dort KI-basierte Videoüberwachung getestet, die bei einem Erfolg auch an anderen Kriminalitätsbrennpunkten in Hamburg, wie beispielsweise dem Jungfernstieg, eingesetzt werden soll.

Polizei Hamburg: Bündnis will gegen Videoüberwachung auf Hansaplatz protestieren

Das Bündnis bestehe aus Anwohnern, Aktivisten und sozialen Einrichtungen, die demonstrieren wollen, heißt es in einer Ankündigung. Allerdings hat man keinen Anwohner als Anmelder finden können, stattdessen fungiert eine Bezirkspolitikerin der Linken als Verantwortliche.

Das ist nicht neu: Die Linke ist schon länger aktiv, wenn es darum geht, gegen die Kameraüberwachung am Hansaplatz mobil zu machen. Bereits im Juli hatte der Bürgerschaftsabgeordnete Deniz Celik von der Linken den Einsatz der KI dort kritisiert und den Abbruch des Pilotprojekts gefordert. Seine Sicht der Dinge: Die Videoüberwachung bekämpfe nicht Kriminalität, sondern kriminalisiere Armut und soziale Probleme.

Linke kritisiert Videoüberwachung am Hansaplatz in St. Georg in Hamburg

Auch 2019, als die Kameras nach einer ersten Phase der Videoüberwachung, die von 2007 bis 2009 dauerte, wieder eingeführt wurden, meldete sich die Linke als Kritiker zu Wort. Damals in Form von Michael Joho, ebenfalls von den Linken, der als Student in St. Georg hängen geblieben war und sich heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Linken-Bürgerschaftsabgeordneten Heike Sudmann sein Geld verdient.

Innensenator Andy Grote (SPD) präsentiert die neue Art der Videoüberwachung auf dem Hansaplatz im Juli.
Innensenator Andy Grote (SPD) präsentiert die neue Art der Videoüberwachung auf dem Hansaplatz im Juli. © Unbekannt | André Zand-Vakili

Joho spielt die tragende Rolle im „Einwohnerverein St. Georg“, der dieser Videoüberwachung ablehnend gegenüber steht. Der 1987 gegründete „Einwohnerverein“ ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem über 100 Jahre älteren und deutlich mehr verbreiteten „Bürgerverein St. Georg“.

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Dessen Vorsitzender Markus Schreiber (SPD), ehemaliger Bezirksamtsleiter in Mitte, hatte die Videoüberwachung gefordert und sieht sie als Erfolg an. „Dealer lassen sich nicht gern bei ihren Rauschgiftgeschäften filmen“, sagt er. Die Drogenhändler, die sonst den Platz frequentierten, seien weg. Auch den vermehrten Einsatz von Polizisten und das Glasflaschenverbot sehe man als zielführend an.

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Den Einsatz von KI begrüßt Schreiber und hält auch sie für erfolgreich. Zwar möchte die Hamburger Polizei angesichts der laufenden Testphase noch keine Zwischenergebnisse zum Pilotprojekt verraten. Doch Schreiber, der am Hansaplatz wohnt, hat seine eigenen Beobachtungen.

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„Ich war Zeuge einer Prügelei und wollte die Polizei rufen“, sagt er. Doch die war da, bevor er überhaupt dazu kam, den Notruf zu wählen. Für ihn ist es ein Indiz, dass die KI, die vom Fraunhofer Institut entwickelt wurde, gut funktioniert. „Früher war alles vorbei und die Beteiligten weg, wenn die Polizei kam“, sagt Schreiber.

Das sieht auch Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), so. „Der Einsatz von KI ist eine sinnvolle Ergänzung bei der Videoüberwachung, weil man gezielt reagieren und schnell sein kann“, sagt Jungfer. Denn die Kameras springen, im Gegensatz zu früher, nur an, wenn Bewegungsmuster erfasst werden, die auf eine körperliche Auseinandersetzung hinweisen.