Hamburg. Jeder kann mitsingen. Auch auf der Binnenalster ist eine besondere Aktion geplant. Was dahinter steckt und welche Lieder ertönen.

Stimmgewaltig geht es an diesem Freitagabend auf dem Jungfernstieg in Hamburg zu. Ab 19 Uhr werden vor der Kulisse der Binnenalster mit ihrer Alsterfontäne Lieder gesungen – für die Menschenrechte.

Dazu lädt die Organisation Amnesty International anlässlich ihrer diesjährigen Jahresversammlung ein. Mit dieser Aktion soll an die Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vor 75 Jahren erinnert werden.

Amnesty International: Singen für die Menschenrechte am Jungfernstieg

Geplant ist auch eine Choreografie mit Booten auf der Binnenalster. Generalsekretär Markus N. Beeko und Vorstandssprecher Wassily Nemitz halten zudem Ansprachen.

Der Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte lautet: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Solidarität begegnen.“ Noch immer werden weltweit Menschenrechte missachtet. Erst vor wenigen Tagen hatten Dutzende Menschenrechtsorganisationen vor einer Aushöhlung des Asylrechts auf EU-Ebene gewarnt. Mehr als 50 Nichtregierungsorganisationen richteten einen gemeinsamen Appell an die Bundesregierung.

Amnesty International unterzeichnet Appell an Bundesregierung

Die Ampel-Koalition dürfe bei der europäischen Asylrechtsreform „keine Kompromisse auf Kosten des Flüchtlingsschutzes“ machen, erklärten die Unterzeichner, unter ihnen Pro Asyl, die Caritas, Amnesty International und die Diakonie.

„Die aktuellen Reformvorschläge rütteln nicht nur an den Grundfesten des Rechtsstaates, sondern werden auch bereits existierende Probleme des europäischen Asylsystems noch verschärfen“, heißt es in der Erklärung.

Jungfernstieg: Hamburg Voices singen mit – auch einen Michael-Jackson-Song

An diesem Freitag vor Pfingsten will nun Amnesty International in Hamburg ein Zeichen setzen. „Gemeinsam mit den Hamburg Voices werden wir eine Auswahl der Menschenrechtsartikel und weiterer bekannter Lieder singen und dabei insbesondere den Fokus direkt auf den Anfang legen: ,Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren’. Lasst euch überraschen!“, heißt es in einer Mitteilung der Organisation.

Die Hamburg Voices hatten sich Anfang 2013 gegründet und sind der mittlerweile größte Pop- und Musicalchor im deutschsprachigen Raum. Erklingen wird neben zahlreichen Liedern – darunter der Ärzte-Song „Schrei nach Liebe“ und „Man in the Mirror“ von Michael Jackson – auch das Volkslied „Die Gedanken sind frei“. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Jungfernstieg: Menschen singen „Die Gedanken sind frei“

Das Abendblatt dokumentiert den Text:

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliehen vorbei, wie nächtliche Schatten.

Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen, mit Pulver und Blei, die Gedanken sind frei.

Ich denke was ich will und was mich beglücket, doch alles in der Still, und wie es sich schicket. Mein Wunsch und Begehren, kann niemand verwehren, es bleibet dabei, die Gedanken sind frei.

Und sperrt man mich ein, im finsteren Kerker, das alles sind rein vergebliche Werke. Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei. Die Gedanken sind frei. Zerreißen die Schranken und Mauern entzwei, die Gedanken sind frei.

Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen. Man kann ja im Herzen stets lachen und scherzen und denken dabei: die Gedanken sind frei.“

Die komplette Liedliste samt Texten gibt es auch im Internet. Amnesty International verzichtet bei der Aktion am Jungfernstieg auf das Singen der letzten, oben genannten Strophe von „Die Gedanken sind frei“.