Hamburg. Birte Maskallis versieht Zitrusfrüchte mit Augen und geht mit ihnen auf Fototour durch Hamburg. Die Fangemeinde ist riesig.

Der „Lemon Market“ ist unter Ökonomen als dubios verrufen. Dass der Markt für Zitronen aber auch ganz unschuldig florieren kann, beweist Birte Maskallis. Die Hamburgerin bestreitet ihren Lebensunterhalt mit Fotos von Zitronen, die sie ins Netz stellt und damit Tausende Nutzer erfreut.

Sie ist allerdings nicht etwa Food-Bloggerin oder gar Influencerin. Maskallis ist die Schöpferin der womöglich weltersten Zitronen-WG. Was die Protagonisten der quietschbunten Wohngemeinschaft alles erleben, verfolgen mittlerweile rund 56.000 Menschen bei Instagram.

Tiktok & Co: Zitronen aus Hamburg haben auf Instagram eigenen Kanal

Eigentlich habe sie immer Zitronen bei sich, wenn sie unterwegs ist, erzählt Maskallis, „weil sich einfach viele Fotogelegenheiten unterwegs spontan ergeben“. Auf ihrem Instagram-Kanal @wohnenmitzitronen lässt sich das gut nachvollziehen: die Zitronen – nur echt mit den großen, wachen Puppenaugen – haben Spaß auf dem Hamburger Dom, machen Urlaub im Disneyland Paris oder besuchen ihre Freundin, die Zitronenjette, vor dem Michel.

Sind die Zitrusfrüchte gerade nicht unterwegs, machen sie es sich in ihrer WG gemütlich. Dieses Freche-Früchte-Puppenhaus befindet sich in Maskallis’ Wohnzimmer und beherbergt neben den Bewohnern allerlei Mini-Mobiliar und -Inventar. In der Zitronenküche steht ein winziger Espressokocher auf dem Herd, in einer klitzekleinen Keksdose liegen Miniatur-Cookies und auf dem Badewannenrand darf die Quietscheente selbstverständlich nicht fehlen.

„Die Zitronen-WG hätte sich im Alleingang niemals so entwickelt“

Die vielen Stunden Kleinstarbeit, die Maskallis der Zitronen-WG aus Detailverliebtheit geopfert hat, lassen sich höchstens erahnen. Einige Einrichtungsgegenstände der Früchte hat sie jedoch auch von Fans der WG geschenkt bekommen.

„Die Zitronen-WG hätte sich im Alleingang niemals so entwickelt“, sagt Maskallis angesichts ihrer aktiven Fangemeinde, die ihr fortlaufend Bastelarbeiten oder Ideen für die nächsten Abenteuer der Zitronen zukommen lässt.

Instagram, Youtube, Tiktok: „Zitronen-WG ist ein Gemeinschaftsprojekt“

Die Kanäle auf Instagram, Youtube und Tiktok locken eine Menge gleichgesinnter Kreativer an. Reichlich Austausch und sogar eine Freundschaft sei daraus bereits erwachsen, erzählt die „Zitronen-Mama“. Wichtig zu unterstreichen ist Maskallis deshalb: „Die Zitronen-WG ist ein Gemeinschaftsprojekt.“

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Verglichen mit Berichten anderer Netznutzer könne sie nur von ihrer Community schwärmen. Beinahe ausschließlich positive Rückmeldungen erhalte die Zitronen-WG. Wer kann den kleinen gelben Früchten auch böse sein? „Danke“, „Das holt mich total runter“ oder „Hier bekomme ich endlich mal den Kopf frei“, seien typische Reaktionen auf die Zitronen. Kaum verwunderlich, denn sauer macht ja bekanntlich lustig.

Hamburgerin im Supermarkt: Zitronenkaufen für Profis

Verdatterter begegnen die Menschen Maskallis hingegen im Supermarkt, wenn sie sich deutlich länger als der Otto Normalzitronenkäufer am Obstregal aufhält und die Früchte genauestens auf ihre Physiognomie hin inspiziert. Perfekte WG-Bewohner haben nämlich eine ausgeprägte Knubbelnase mit einem tiefen Lächel-Knick darunter. So eine Zitrone gilt es erst mal zu finden.

Weil sie sich naturgemäß nicht ewig halten, muss Maskallis rund zwei Zitrusfrüchte pro Woche nachkaufen und austauschen. Bevor aber jemand den Hauch einer Möglichkeit riecht, Maskallis etwas vorzuwerfen: Nein, die „benutzten“ Zitronen landen natürlich nicht sofort im Müll.

Selbstständig dank Zitronen: Maskallis ist freie Künstlerin

Bis die Hamburgerin den Absprung gewagt hat – sie kümmert sich seit April als freiberufliche Künstlerin in Vollzeit um die Zitronen-WG –, waren ihre kreativen Einfälle rund um die Zitrusfrüchte eine Feierabendangelegenheit. Doch Maskallis wollte mehr: „Ich wusste, dass ich das mit dem Bürojob nicht in der Form verwirklichen kann“, sagt sie.

Nach einiger Bedenkzeit verließ sie also ihren Schreibtisch, um das Wagnis einzugehen und als freie Künstlerin zu arbeiten. „Ich habe lange überlegt, ob ich mich das trauen kann. Denn vernünftig ist das, was ich hier mache, natürlich nicht“, meint Maskallis. Jetzt jedenfalls lebt sie den segensreichen Fluch der Selbstständigen: „Ich arbeite mehr als vorher, aber selbstbestimmt – und ich weiß, wofür.“

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Im „Zitronikum“ entdecken die Früchte die weite Welt

Den Grundstein für die Zitronen-WG legte die Hamburgerin im Übrigen auf dem Instagramkanal lilalemonie mit krummem Gemüse, dem sie ebenfalls Puppenaugen und damit einen Charakter verpasste. Neugierige Erbsenschoten, eine mysteriöse Drachenfrucht oder eine enttäuschte Mango sind da zu bestaunen. Verliebt haben sich Maskallis und die Community aber in Zitronen, und so koppelte die Bastlerin die Früchte aus und gestand ihnen ihre eigene „Bude“, wie sie so gern sagt, als Kulisse zu.

Auch den Zitronen droht trotz ihrer Alltagsabenteuer – sie renovieren, babysitten oder veranstalten eine Grillparty – allerdings zuweilen die Decke auf den Kopf zu fallen. Dann machen sie sich auf, um die weite Welt zu erkunden, bestenfalls im „Zitronikum“.

So hat die Hamburgerin die künstlerischen Kooperationen getauft, dank derer die Früchte einen kurzen Blick in die Menschenwelt erhaschen können und mit denen Maskallis ihr Geld verdient. Zumindest wenn es sich um ein „bezahltes Zitronikum“ etwa zu Werbezwecken handelt.

Instagram, Tiktok und Co: Zitronen besuchen Barkassenkapitän und Baumpfleger

Einen Tag als und mit Barkassenkapitän durften die Zitronen bereits verbringen, ebenso probierten sie sich in der Baumpflege aus. Maskallis, die die Zitrusfrüchte dabei natürlich begleitet, genießt die unkonventionelle Möglichkeit, neue Eindrücke zu sammeln und spannende Persönlichkeiten kennenzulernen. Weitere Zitronika sind in Planung: In jegliche Berufswelten – von Augenoptikerin bis Zupfinstrumentenmacher – würden die Hamburgerin und ihre sauren Gefährten liebend gern einen Blick werfen.

Wo auch immer es hingeht: Fest steht, die Abenteuer der kleinen „Feelgood-Manager“, wie Maskallis ihre Zitronen nennt, behält sie nicht für sich. Die Netzgemeinde kann auf die Bilder und Videos von den Abenteuern der süßen Sauren zählen.