Jungfernstieg

Ärger um Beleuchtung an der Binnenalster – "hässlich"

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Ulrich Gaßdorf
Markus Schreiber (SPD) findet die provisorischen Lampen am Jungfernstieg unansehnlich: "Das passt nicht zum Charme des Jungfernstiegs."

Markus Schreiber (SPD) findet die provisorischen Lampen am Jungfernstieg unansehnlich: "Das passt nicht zum Charme des Jungfernstiegs."

Foto: Michael Rauhe

Markus Schreiber, Chef des Vereins Lebendiger Jungfernstieg, spricht von "Verwahrlosung" – und schaltet Andy Grote ein.

Hamburg. Markus Schreiber ist ziemlich umtriebig. Der ehemalige Bezirksamtsleiter in Hamburg-Mitte sitzt für die SPD in der Bürgerschaft und ist Vorsitzender des Bürgervereins St. Georg. Und der 62-Jährige hat ein weiteres Ehrenamt: Er ist Vorsitzender des Vorstands des Vereins Lebendiger Jungfernstieg. Der Verein, der dreimal im Jahr ein Kulturprogramm organisiert, koordinierte einst die Neugestaltung von Hamburgs bekanntester Flaniermeile.

2006 wurde der „neue“ Jungfernstieg eröffnet. Verständlich also, dass Schreiber dieser Ort am Herzen liegt und da wären wir beim Thema. „Die Innenbehörde hat zur Ausleuchtung der Terrassen am Jungfernstieg vor rund fünf Jahren flutlichtartige Lampen, die auf unansehnlichen Betonpollern stehen, aufgebaut. Es wurden Millionen Euro in die Aufwertung von Hamburgs Wohnzimmer gesteckt", sagte Schreiber bei einem Ortstermin mit dem Abendblatt. "Aber diese Lampen wirken da wie ein Fremdkörper.“

Jungfernstieg: Massive Kritik an der Beleuchtung

Fünf dieser Lampen wurden auf der Seite hin zur Binnenalster aufgestellt. Von diesen hängen Kabel ab, die dann mit kleineren Laternen – offensichtlich für die Stromzufuhr – verbunden sind. „Das passt nicht zum Charme des Jungfernstiegs. Diese hässlichen Betonpoller gehören hier nicht her“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Die Terrassen mit den Sitzmöglichkeiten am Jungfernstieg sind ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen. Immer wieder kam es im Bereich des Jungfernstiegs zu Straftaten. Ein Sprecher der Innenbehörde sagte auf Abendblatt-Anfrage: „Die Polizei hat damals eine bessere Beleuchtung befürwortet, um unter anderen potenzielle Täter beziehungsweise Störer abzuschrecken.“

Beleuchtung am Jungfernstieg sehe nach "Verwahrlosung" aus

Allerdings weist der Behördensprecher auch darauf hin, es handele sich um eine temporäre Beleuchtung, die im vierten Quartal 2017 durch die Hamburg Verkehrsanlagen GmbH im Auftrag des LSBG (Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer) aufgestellt wurde. Schreiber sprach von der Innenbehörde.

Seit 2017 wird der Jungfernstieg kameraüberwacht. Ein Polizeisprecher sagte dem Abendblatt, dass es dort nahezu tägliche Präsenzmaßnahmen und Bestreifungen gebe. Vereinschef Schreiber stellt klar. „Wir kennen das Kriminalitätsproblem am Jungfernstieg und wir haben auch ein Interesse daran, das hier für mehr Sicherheit gesorgt wird. Aber diese Art der Beleuchtung sieht nach Verwahrlosung aus.“

Beleuchtung am Jungfernstieg: Schreiber wendet sich an Andy Grote

Bereits im September 2021 gab es auf Einladung des Vereins ein Treffen, an dem auch Gordon Nelkner, Baudezernent des Bezirksamtes Mitte, und eine Vertreterin der Innenbehörde teilgenommen haben. „Damals wurde vereinbart, dass sich Bezirksamt und Innenbehörde um dieses Thema kümmern. Das ist mehr als ein Jahr her und es ist nichts passiert“, kritisiert Schreiber. „Wir haben angeboten, zumindest die Betonpoller mit Holz zu verkleiden. Aber langfristig muss im Bereich der Terrassen ein adäquates Beleuchtungskonzept entwickelt werden.“

Vor nunmehr gut zwei Monaten hat sich Schreiber an seinen Parteifreund Innensenator Andy Grote (SPD) mit einem Brief gewandt. „Ich habe Senator Grote auf das Lampenthema aufmerksam gemacht und ihn über eine Auskunft zum weiteren Vorgehen gebeten. Leider habe ich bislang keine Antwort erhalten.“

Doch nach einer Abendblatt-Anfrage kommt jetzt Bewegung in die Angelegenheit. „Eine Antwort auf das Schreiben von Markus Schreiber wird voraussichtlich in der kommenden Woche versandt", kündigte ein Sprecher der Innenbehörde an. "Die lange Beantwortungsdauer liegt unter anderem an der Komplexität des Themas. Wir haben uns aber nach dem Schreiben mit allen Beteiligten in Kontakt gesetzt, um dem nachzugehen und eine Lösung herbeizuführen.“