Hamburg. Der Horner Weg kann eine verträumte Straße sein – bis es morgens auf acht Uhr zugeht, den Unterrichtsbeginn an der Wichernschule. Das Problem sind Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen und sich dabei nicht an die Verkehrsregeln halten. Um die Verkehrsteilnehmer zu mehr Rücksichtnahme zu bewegen, stellten sich nun ein Dutzend Polizisten vor der Schule auf, um zu kontrollieren und zu ermahnen.
Und es geht gleich los. Polizist Torsten Niehaus diskutiert mit einem Autofahrer, der nahe der Schule im absoluten Halteverbot parkt und sein Kind abliefern will. Niehaus bemängelt, dass ein Hund im Auto nicht gesichert sei. Während der Motor des Wagens weiter läuft, spitzt sich die Debatte zu: Der Fahrer habe sich damit, dass er Kinder habe, auch dazu verpflichtet, diese zu erziehen, macht Niehaus deutlich. „Heute führen wir nur ein Gespräch“, meint er noch, dann lässt er den Mann weiterfahren.
Polizisten nehmen "Eltern-Taxis" in Empfang
Seine Kollegin Birgit Lindemann hat sich derweil den Fahrer eines Sportwagens vorgenommen. Warum das Kind auf dem Rücksitz ohne entsprechenden Sitz unterwegs sei, will sie wissen. Sie lässt sich den Führer- und Fahrzeugschein zeigen: „Sie bekommen Post“, sagt die Polizistin. „Bei Verstößen mit Kindern kenne ich kein Pardon“, stellt sie klar.
Inzwischen hat der Verkehr an der Schule deutlich zugenommen. Der Zebrastreifen vor der Wichernschule ist mit einer Fahrbahnverengung kombiniert. Vor Schulbeginn kommen zahlreiche Autos, die sich gegenseitig durchlassen müssen. Die ankommenden „Eltern-Taxis“ werden jeweils von einem erfahrenen Polizisten und einem Polizeianwärter in Uniform empfangen. Ein Vater wird gestoppt, der mit seiner Tochter auf dem Fußweg Fahrrad fährt. Dieser wehrt sich: „Bei dem Verkehr finden Sie es so besser?“ und meint den Hinweis, dass er die Straße nutzen soll. Trotzdem ist Polizeihauptkommissar Andreas Scheper überzeugt: Ich habe den Eindruck, dass unsere Präsenz etwas bewirkt."
Weitere Kontrollen angekündigt
Für die Aktion „Rücksicht auf Kinder“ kontrolliert die Polizei mit 40 Beamten an diesem Tag auch noch an anderen Orten, etwa am Steinadlerweg und im Hermannstal. Hauptkommissar Scheper bilanziert nach der Aktion 70 Ordnungswidrigkeitsanzeigen. Auffällig: Im Hermannstal war ein Autofahrer sogar ohne Führerschein unterwegs. Ein anderer fuhr in einer Tempo- 30-Zone 68 Kilometer pro Stunde und muss nun mit einem Bußgeld und Fahrverbot rechnen.
Die Rückmeldungen von vielen Eltern und Lehrern an die Polizei seien aber „sehr positiv“ gewesen. Scheper erwarte sich positive Verhaltensänderungen und kündigte weitere Kontrollen vor Schulen an.
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