Hamburg. Sechs Monate ist es her, dass das unscheinbare Wohnhaus an der Horner Landstraße in die Schlagzeilen geriet: Fassadenteile hatten sich im vergangenen August urplötzlich gelöst und waren auf den Bürgersteig gekracht, das Wohnhaus musste aus Sicherheitsgründen sofort evakuiert werden. Was bis heute passiert ist? Nichts - außer, dass die Miete erhöht wurde.
Reparaturen haben Eigentümer und Wohnungsgesellschaft jedenfalls noch immer nicht durchgeführt. Trümmer und die Überreste eines abgerissenen Schildes des benachbarten Sonnenstudios liegen bis heute vor der Hauswand. Auch das Gerüst, das aufgestellt wurde, um Passanten vor weiteren herabstürzenden Steinen zu schützen, steht noch.
Die Bewohner des maroden Hauses hatten schon früher über Risse in den Wänden und Schimmel in den Wohnungen geklagt. Dennoch saß der Schock saß, als die Feuerwehr das ganze Haus wegen Einsturzgefahr evakuieren musste. Zwar konnten die 15 Anwohner wenige Tage nach dem Vorfall wieder in ihre Wohnungen, das mulmige Gefühl aber ist bis heute geblieben.
Zwar berichteten sie von Gutachtern, die ein paar Tage später auf dem Gerüst die Fassade überprüften. Repariert wurde die beschädigte Rotklinker-Wand jedoch nicht. Um ein Fenster im ersten Obergeschoss sieht man noch heute das blanke Dämmmaterial.
Vom Bezirk gab es kaum Auflagen
Laut Bezirk wurden dem Verwalter nur Auflagen zur Absicherung der Fassade auferlegt. Eine Art Tunnel müsse gebaut werden, der die Mieter beim Betreten vor herabfallenden Fassadenteilen, hieß es vom Bezirk nach dem Vorfall. Bis wann die Fassade wiederhergestellt werden muss, war nicht Teil der Bedingungen.
Und die Fassade ist nicht das einzige Problem für die Mieter. Auch in den Wohnungen soll es erhebliche Mängel geben. Eine Anwohnerin, die nicht genannt werden möchte, berichtet von Schimmel an den Wänden und Feuchtigkeit in den Böden. Zu Weihnachten sollen die Bewohner ohne eine funktionierende Heizung in ihren Wohnungen festgesessen haben. Auf ihre Beschwerden hin habe die Wohnungsgesellschaft Dr. O. Campe & Co e. K. nur mit Tipps zum Lüften oder gar nicht reagiert.
Trotz der Beschwerden und Mängel wurde am 1. Januar von der Wohnungsverwaltung die Miete erhöht. Die befragte Anwohnerin zahlt nun mehr als zehn Euro Warmmiete pro Quadratmeter. Zu den Vorwürfen wollte sich die Wohnungsgesellschaft mit Sitz in der Hamburger Innenstadt nicht äußern.
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