Hamburg. Bei der Sanierung des Hamburger Gängeviertels beklagt die federführende Initiative eine „unzureichende Kooperationsbereitschaft“ der Stadt Hamburg. „Wirkliche Entscheidungen fallen hinter verschlossenen Türen. Die Kooperation ist im Begriff zu scheitern“, sagte der Vorsitzende des Vereins Gängeviertel, Matthias Cullmann, am Freitag in Hamburg. Ende September wollen sich Vertreter der Initiative „Komm in die Gänge“ nun mit den Hamburger Senatoren für Kultur, Stadtentwicklung und Finanzen zusammensetzen. Dabei sollen mit allen Beteiligten Pacht- und Eigentumsfragen sowie ein größeres Mitbestimmungsrecht bei der Sanierung des Gängeviertels geklärt werden, sagte Cullmann.
Vor fünf Jahren hatten rund 200 Künstler am 22. August das vom Abriss bedrohte ehemalige Arbeiterviertel besetzt. Aus der kurzen politischen Aktion wurde eine langfristige Vision: Viele Menschen leben seither in den historischen Gebäuden der Hamburger Neustadt. Ziel der Aktion der Initiative „Komm in die Gänge“ ist es, mit sozialen und künstlerischen Projekten in der Innenstadt „einen Raum zu schaffen, in dem Neues entstehen kann“.
Die Gängeviertel Genossenschaft will nach der Sanierung der maroden Häuser deren Verwaltung übernehmen und ihr Eigentümer werden. Doch zur Gestaltung fehlt den Bewohnern der nötige Spielraum, bemängelt die Initiative. „Wir können unsere Vorschläge nicht durchsetzen, alles wird nach Normen geregelt“, sagte Cullmann. „Wir haben Lust, die Mauerkelle selbst in die Hand zu nehmen. Das ist jedoch hochproblematisch wegen Versicherungsfragen oder fehlender Qualifikation.“ Die Stadt Hamburg sei überfordert mit dieser Art von Beteiligung. Man wolle aber „nicht saniert werden, sondern selbst sanieren.“
Seit einigen Jahren sieht eine Kooperationsvereinbarung vor, dass Stadt und Bewohner beim Sanieren gemeinschaftlich zusammenarbeiten, sagte Sprecherin Christine Ebeling. Jedoch bemängelt die Initiative fehlende Planungssicherheit seitens der Stadt: Es sei immer noch nicht geklärt, wie die Übernahme in die Selbstverwaltung geregelt werden würde. Auch die künftigen Mietpreise in manchen noch zu sanierenden Gebäudeteile stünden nicht fest. Am kommenden Wochenende feiert das Gängeviertel sein fünfjähriges Bestehen mit Musik, Ausstellungen, Lesungen und Performance-Kunst.
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