Ein Team, ein Tag, ein Ziel: Unter diesem Motto bringt der Verein ehrenamtliche Helfer und soziale Einrichtungen für begrenzte Projekte zusammen. Soziale Einrichtungen können sich melden.

Hamburg. Erst einmal passt das nicht zusammen: Immer mehr, vor allem jüngere Menschen möchten sich sozial engagieren. Gleichzeitig haben viele neben Beruf, Familie, Studium und Ausbildung immer weniger freie Zeit zur Verfügung. So ging es auch Miriam Schwartz, als sie 2010 nach Hamburg kam. Nur dass sie sich damit nicht abfinden wollte und nach einer Lösung suchte. „Man braucht einen neuen Denkansatz“, sagt die 29-Jährige. „Wenn ein regelmäßiges Ehrenamt keinen Platz hat im Leben, kann man sich auch in ganz konkreten Aktionen wirkungsvoll für andere einsetzen.“ Das ist die Kernidee der Freiwilligeninitiative „Tatkräftig – Hände für Hamburg“, die sie mit einigen Mitstreitern noch während ihres Studiums gründete. „Wir wollen etwas bewegen“, sagt sie. „Aber das geht nur mit anderen zusammen.“

Im Prinzip arbeitet „Tatkräftig“ wie eine Vernetzungsagentur. Unter dem Motto „1 Team, 1 Tag, 1 Ziel“ bringt der Verein ehrenamtliche Helfer und soziale Einrichtungen für begrenzte Projekte zusammen. Das Besondere: Es werden nur Gruppen vermittelt. Und das Angebot ist für alle Beteiligten kostenlos. Die Arbeit der Initiative finanziert sich aus Spenden. „Wir haben eine Marktlücke entdeckt“, sagt „Tatkräftig“-Chefin Schwartz und wundert sich immer noch ein bisschen über den Erfolg. Im Startjahr 2012 machten 150 Freiwillige in 34 Projekten mit, 2013 waren es schon 300 in 46 Projekten. Für dieses Jahr hat sich die Initiative 60 Projekte als Ziel gesetzt.

Gartenarbeit im Kinderhospiz Sternenbrücke, eine Faschingsparty für Arche-Kinder oder ein Ausflug mit Bewohnern eines Altenheims zur igs. Einer der ersten Einsätze fand in einem Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung statt, die sich an der Aktion „Hamburg räumt auf“ beteiligen wollten und dafür Unterstützung brauchten. Vermittelt durch „Tatkräftig“, rückte ein Freiwilligenteam an, zusammen sammelten sie säckeweise Müll und hatten viel Spaß, erzählt Studentin Theresa Senk, die erst vor Kurzem zu der Initiative gestoßen ist. „Oft geht es auch darum, Hemmnisse abzubauen, und dann erlebt man, dass die Hilfe für andere auch eine Bereicherung für das eigene Leben ist.“ Einige der Freiwilligen sind so begeistert, dass sie sich immer wieder melden.

Das ist einfach mit dem Onlineformular, in dem man Eckdaten wie Zeitraum, Gruppengröße und Einsatzart angeben kann. Dann beginnt „Tatkräftig“ mit der Suche nach einem Projekt. „Wichtig ist, dass es für beide Seiten passt“, betont Miriam Schwartz. Inzwischen arbeiten die Freiwilligenvermittler mit vielen Organisationen zusammen und wissen, was sie brauchen. Bei jedem Einsatz ist immer auch ein Projektbegleiter von „Tatkräftig“ dabei. Hinterher gibt es Projektberichte mit Fotos im Internet, oft auf Facebook.

Eine Baufirma gestaltete ehrenamtlich die Außenanlage einer Kita um

Da sieht man auch, wie viel Spaß das „Tatkräftig“-Team am eigenen Engagement hat. Eine Lehrerin ist dabei, ein Mediendesigner, eine Zahnärztin, ein Softwarespezialist und ein Banker, der sich um die Finanzen des gemeinnützigen Vereins kümmert. Bezahlt werden nur Initiatorin Schwartz, die inzwischen ihr Studium als Non-Profit-Managerin abgeschlossen hat, und Theresa Senk, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit.

Inzwischen melden sich auch immer mehr Firmengruppen für den Freiwilligendienst. „Das ist fast die Hälfte unserer Projekteinsätze“, sagt Theresa Senk. So wie eine Abteilung der Baufirma Hochtief, die den jährlichen Betriebsausflug kurzerhand zu einer Hilfsaktion für eine Kita umwidmete. Die Gruppe gestaltete das Außengelände neu mit einer größeren Sandkiste und neuem Flechtzaun für die Fußball-Kids. Cooperate Volunteering nennt sich dieser Trend, der in Unternehmen Mitarbeiterengagement und Gemeinschaftsgefühl fördern soll. „Wir haben es nicht geplant“, sagt Miriam Schwartz, „aber natürlich nehmen wir das mit.“ Bedingung sei allerdings, dass die Freiwilligen wirklich freiwillig kämen und nicht, weil es von oben verordnet wurde. Gerade hat „Tatkräftig“ in diesem Zusammenhang eine Kooperation mit Beiersdorf vereinbart.

Und wie ist das Verhältnis anderer Freiwilligenagenturen zu dem Start-up, das es übrigens auch gerade in die Endrunde des Wettbewerbs StartSocial geschafft hat? „Es gibt keine Konkurrenz“, sagt Miriam Schwartz. „Wir sind eine Ergänzung zu den bestehenden Strukturen, weil wir vor allem jüngere Menschen ansprechen.“ Auch bei der Aktivoli-Freiwilligenbörse am Sonntag ist „Tatkräftig“ dabei und präsentiert sich mit einem neuen Messestand, den ein Illustrator und eine Messebaufirma mitgestaltet haben. Sehr professionell – und ehrenamtlich.