Hafenverwaltung will anstelle des historischen Ensembles moderne Logistikhallen bauen. Ein kleiner Teil wird saniert und soll Raum für Kreative bieten.

Hamburg. Von „wuchtigen Pfeilerfassaden, kubischen Baukörpern und monumentaler Wirkung“ spricht das Denkmalschutzamt, das dem Fabrik-Ensemble an der Peutestraße eine „hohe stadt- und sozialgeschichtliche Bedeutung“ zuspricht. Doch gerettet hat diese Einschätzung das ehemalige Zentrallager der früheren Genossenschaft Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Consumvereine (GEG) genauso wenig wie der Protest von Bauhistorikern und Denkmalschutzverein. Der auffällige Beton-Fachwerkbau auf der Veddel wird jetzt doch abgerissen.

Das in den 20er-Jahren gebaute Gebäude werde bereits entkernt, in den kommenden Tagen soll rundherum zudem eine Baustelle eingerichtet werden. „Und in zwei drei Wochen kommt dann wohl auch die Abrissbirne“, sagte am Montag Tino Klemm, der bei der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) in der Geschäftsleitung für den Bereich Finanzen und Immobilien zuständig ist, im Gespräch mit dem Abendblatt.

Der jetzt vor dem Abriss stehende Komplex ist Teil einer riesigen Fabrikanlage aus 19 Gebäuden, die früher einer Konsumgüter-Genossenschaft gehört hatte. Seifen wurden dort unter anderem günstig für die Arbeiterschaft produziert und Waren des täglichen Bedarf gelagert. Ein alter Vertrag sicherte der Stadt eine Vorkaufsrecht zu einem bereits vor Jahrzehnten festgelegten Kaufpreis zu.

In den vergangenen zehn Jahren gehörte die Immobilie allerdings nicht mehr genossenschaftlichen Unternehmen, sondern einer Bank. Zehn Jahre lang gab es harte Verhandlungen um den Rückkauf, dann konnte die HPA 2010 zuschlagen, weil das Gelände innerhalb des Geltungsbereiches des Hafenentwicklungsgesetzes liegt. Wie hoch der Kaufpreis ist, sei nicht öffentlich, heißt es bei der HPA. „Er ist aber sehr, sehr günstig für die Stadt gewesen“, sagt Klemm. Der Plan war es nun, die Hallen abzureißen und dort in Hafennähe moderne Logistikhallen einzurichten. Doch so glatt lief es dann doch nicht für die HPA. Von Denkmalschützern und Architekten gab es heftige Kritik. Wie könne gerade die SPD zulassen, dass dort ein wichtiger Teil der Geschichte der Genossenschaften abgerissen wird, kritisiert beispielsweise der Architekturhistoriker Dirk Meyhöfer, der von einem „Schatzkästlein der Arbeiterbewegung“ spricht.

Pläne für einen Hamburger Kulturspeicher lehnt die Stadt ab

Für den mittleren Teil rang sich die Hafenverwaltung dann tatsächlich zu einer Sanierung durch, der obere, fünfte Boden soll sogar Kreativen und Kulturschaffenden Raum bieten. Rund 14 Millionen Euro kostet nun die denkmalgerechte Herstellung der alten Seifenfabrik. Noch Mitte 2012 gab es auf Bürgerschaftsebene aber auch einen neuen Vorstoß zur Rettung des ehemaligen Zentrallagers. Die Idee: Dort könnte für alle Hamburger Museen ein zentrales Lager eingerichtet werden, von einem „Hamburger Kulturspeicher“ war bereits die Rede, und es gab sogar einen Investor, der die Sanierung übernommen hätte. Doch zum Ende des Jahres kam nun die ernüchternde Einschätzung der Behörden, wonach ein solches Lager für Hamburg „wirtschaftlich nicht darstellbar“ sei. Die Bürgerschaft nahm diese Feststellung noch zur Kenntnis, weiteren Protest aus der Politik gab es nicht. Auf dem Areal des alten Zentrallagers sollen moderne Logistikhallen gebaut werden, konkrete Mieter hat die HPA dazu aber noch nicht.

Enttäuscht zeigt sich unterdessen der Denkmalverein Hamburg. „Wir sehen das mit großem Bedauern“, sagt sein Vorsitzender Helmuth Barth und kritisiert die HPA: „Im Hafen wird einfach zu rasch abgerissen.“ So auch in diesem Fall: Noch gebe es dort keine Folgenutzer, man hätte daher auch noch weiter nach Alternativen suchen können, sagt der Denkmalschützer.