Das nördliche Überseequartier soll kulturell bereichert werden durch ein Kino und ein Familienhotel. Auch 50 Sozialwohnungen sind in der HafenCity geplant.

HafenCity. Seit Jahren klafft an der Straße Am Sandtorkai zwischen Speicherstadt und HafenCity eine Baulücke. Jetzt sollen auf dem letzten freien Grundstück zwischen „Spiegel“-Neubau und Elbphilharmonie zwei Gebäudekomplexe errichtet werden. Als sogenanntes Mixed-Used-Projekt sollen sie das nördliche Überseequartier beleben und kulturell bereichern: In dem einen Bauwerk sind ein Kino und ein Familienhotel geplant, im anderen Wohnungen und Einzelhandel.

Die Häuser bestehen jeweils aus drei u-förmig angeordneten Flügeln, die offenen Seiten mit den Innenhöfen liegen sich gegenüber. Dazwischen liegt künftig die dem Hotel angeschlossene „Hafenbühne“ – eine Tribüne für Kulturveranstaltungen oder Public Viewing. Hotelier Kai Hollmann kann sich hier auch Veranstaltungen mit Kindern und Jugendlichen gut vorstellen, bei denen nicht nur die Gäste, sondern auch die jungen Nachbarn eingebunden werden. Schließlich soll das neue Hotel, in dessen Nähe zahlreiche touristische Attraktionen liegen, ein „familienorientiertes Entertainment-Haus“ werden. Damit dürfte es eine Sonderstellung einnehmen. „Familienhotels gibt es bislang nur in Urlaubsorten, nicht in einer Großstadt“, so Hollmann. Betreiben wird er das 240-Zimmer-Haus gemeinsam mit den Miniaturwunderland-Gründern Frederik und Gerrit Braun sowie Schmidts-Tivoli-Chef Norbert Aust. Deren Handschrift werde in dem Hotel zu spüren sein, sagt Hollmann. „Die Themen Eisenbahn und Hafen werden eine Rolle spielen. Und mit der Kinder-Kulturwelt bekommen unsere jungen Gäste eine ganze Etage für sich.“

Auch eine Piazza mit Gastronomie ist angedacht. Sie könnte sich durch ihre Lage zwischen Elbphilharmonie und Überseeboulevard zu einem neuen Treffpunkt in der HafenCity entwickeln. Das neue Kino bekommt drei Säle und wird von Hans Joachim Flebbe geführt. Der Unternehmer hatte schon früher mehrere Lichtspielhäuser in Hamburg betrieben, sich dann aber zurückgezogen. Im Juni fasste er mit der Eröffnung des Savoy-Kinos am Steindamm erneut Fuß in der Hansestadt.

Das HafenCity-Kino wird 440 Plätze haben, Flebbe rechnet mit rund 100.000 Besuchern im Jahr. Das Kino- und Hotelgebäude wurde von den Berliner Architekten Nalbach+Nalbach entworfen. Seine Backsteinfassade zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Ziegelstruktur aus. Akzente setzten bunte Würfel, die als Loggien oder Balkons genutzt werden können. „Sie geben dem Haus einen Wiedererkennungswert“, lobt Oberbaudirektor Jörn Walter. Die Idee von Architektin Johanne Nalbach, einen umlaufenden Balkon im ersten Stock bei einer Überflutung als Fluchtweg zu nehmen, bezeichnete er als „ziemlich intelligent“.

Auch das gegenüberliegende Wohngebäude, in dessen Erdgeschoss 4000 Quadratmeter für den Einzelhandel vorgesehen sind, erhält eine Rotklinkerfassade. Erdacht wurde es vom Hamburger Architekturbüro Blauraum. Die Besonderheiten hier sind der begrünte Innenhof, die Gemeinschaftsflächen und die Flexibilität bei der Gestaltung der Innenräume. Sowohl bei den Läden als auch bei den Wohnungen können die Nutzer die Grundrisse ihren Bedürfnissen entsprechend festlegen. Sie können einen getrennten Wohn- und Essbereich zu einem großzügigen Raum zusammenlegen oder ein Kinderzimmer abtrennen und die Balkone als Außenfläche oder als Wohnraum nutzen.

Es entstehen Miet-, Eigentumsund rund 50 Sozialwohnungen

Rund 17.000 Quadratmeter Wohnraum werden geschaffen, es entstehen Miet-, Eigentums- und Sozialwohnungen. Laut Projektleiter Lothar Schubert von Dahler&Company werden 50 Wohnungen öffentlich gefördert. Die Entwicklung der beiden Baufelder, eines für Gewerbe, das andere für Wohnen und Einzelhandel, habe „großes Einfühlungsvermögen“ erfordert, so Schubert. Doch das Ergebnis könne sich sehen lassen. „Wir sind davon überzeugt, dass diese Kombination aus Gewerbe-, Entertainment- und Wohnungsnutzung die Zukunft des urbanen Wohnens ist.“

Das Investitionsvolumen für die beiden Gebäudeeinheiten liegt bei 120 Millionen Euro. Es entsteht eine Bruttogeschossfläche von insgesamt 31.000 Quadratmetern, außerdem eine Tiefgarage mit 340 Stellplätzen. Im Oktober 2014 soll auf dem 6400 Quadratmeter großen Areal die Baugrube ausgehoben werden, Ende 2016 könnte das neue Gebäude-Ensemble fertig sein.

Jürgen Bruns-Berentelg, Geschäftsführer der HafenCity GmbH, wertet das Projekt trotz seiner Lage in dritter Reihe als einen bedeutenden Impuls für die gesamte zentrale HafenCity. „Das Bauvorhaben mit seiner besonders vielfältigen Mischung aus Wohnungen, Hotel- und Freizeitnutzungen bildet einen wunderbaren Schlusspunkt für die wichtige Verbindung zwischen der zentralen HafenCity und der Speicherstadt.“