Erwartete 600 Besucher pro Stunde machen elektronische Zugangskontrollen erforderlich. In der Vergangenheit hat der Bau regelmäßig zu heftigen Kontroversen geführt.

Hamburg. Die Elbphilharmonie bekommt ein neues Ticketcenter im Eingangsbereich, ein aufwendiges Zugangssystem und einen zusätzlichen Zugangssteg an der Nordseite des Gebäudes. Diese Maßnahmen sind Bestandteil des Sicherheitskonzepts, das die Architekten Herzog & de Meuron und der Baukonzern Hochtief vorgelegt und das die Stadt am Dienstag offiziell abgesegnet hat. Die Kosten für das neue Kartencenter und den Steg über dem Wasser belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro. Sie sind aber durch die Neuordnungsvereinbarung abgedeckt, mit der die Baukosten der Elbphilharmonie für die Stadt auf 789 Millionen Euro gestiegen sind. Weder die Fertigstellung im Herbst 2016 noch die Eröffnung 2017 sind davon betroffen.

Da die Elbphilharmonie verschiedene Nutzungen beinhaltet – drei Konzertsäle mit insgesamt 2800 Plätzen, ein 250-Zimmer-Hotel, 45 Privatwohnungen sowie eine öffentlich zugängliche Plaza samt Gastronomie – galt es als sicherheitstechnisch äußerst heikle Frage, wie die Menschenströme durch das Gebäude gelenkt werden. Dem neuen Konzept zufolge werden die Besucher nicht durch Ordner, sondern durch technische Baumaßnahmen durch das Bauwerk geleitet. „Jeder Besucher braucht zu Spitzenzeiten ein Ticket, wenn er auf die öffentliche Plaza im achten Obergeschoss will“, sagt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. Diese Karte gibt es kostenlos vor Ort oder auch im Internet, und sie ermöglicht zu der darauf angegebenen Zeit den Zugang ins Gebäude.

Bisher sollte das Kartencenter, in dem nur Konzerttickets verkauft werden sollten, 230 Quadratmeter im achten Obergeschoss einnehmen. Das Sicherheitskonzept sieht nun vor, das Ticketing ebenerdig einzurichten – wo genau, steht noch nicht fest. In Zeiten starken Andrangs wird eine Zugangskontrolle stattfinden. Dann werden die Besucher durch eine Glassperre, ähnlich wie am Flughafen, ins Gebäude gelassen. Damit soll gewährleistet werden, dass sich keine Schlangen vor der Elbphilharmonie bilden, dass sich nie mehr als 2800 Besucher gleichzeitig auf der Plaza und nie mehr als 9000 Menschen insgesamt im Gebäude aufhalten.

Nach bisherigen Prognosen wird damit gerechnet, dass zusätzlich zu den Konzertgästen rund 600 Menschen pro Stunde die Elbphilharmonie besuchen wollen. Bisher ist geplant, das Gebäude von 6 Uhr morgens bis 24 Uhr nachts für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das bedeutet, dass an manchen Tagen vielleicht sogar bis zu 10.000 Gäste ins Gebäude wollen.

Werden die Besucher nach dem Konzert das Gebäude sofort wieder verlassen? Oder sich noch ein, zwei Stunden auf der Plaza oder in den gastronomischen Einrichtungen aufhalten? Wie viele von ihnen sind Hotelgäste? Kommen sie direkt zum Konzert, oder sind die meisten schon einige Stunden vorher da, um die Aussicht auf die Stadt zu genießen? Um diese Personenströme zu lenken, war es erforderlich, ein System zu installieren, das nicht nur per Kameras die Besucher in den einzelnen Bereichen erfasst, sondern zum Beispiel auch zwischen Touristen und Konzertgästen unterscheiden kann.

Ebenso wurde ein weiterer Zugang notwendig. Und zwar für den Fall, dass sämtliche 2150 Besucher des großen Saals nach einem Konzert die Elbphilharmonie sofort wieder verlassen wollen. Dann würden beide Rolltreppen der knapp 90 Meter langen „Tube“ in Richtung abwärts geschaltet. In diesen 30 Minuten können Besucher zukünftig über einen zusätzlichen Nordsteg ins Gebäude gelangen. „Das war vorher nicht möglich, und dadurch haben nun auch Besucher des dritten Saals einen separaten Eingang“, sagt Isermann.

In der Vergangenheit hat der Bau regelmäßig zu heftigen Kontroversen geführt. Seit der Neuordnung bilden Hochtief und die Architekten eine Arbeitsgemeinschaft, und die Situation hat sich entspannt. „Alle Beteiligten bemühen sich um konstruktive Lösungen“, heißt es in der Kulturbehörde.