Das Konzerthaus liegt endlich im Zeitplan. Der große Saal ist im Rohbau schon fertig und geschlossen. Hochtief legt Stadt ein Sicherheitskonzept vor.

HafenCity. Gut zwei Monate ist es her, dass eine erleichterte Kultursenatorin stolz verkündete: An der Elbphilharmonie wird wieder gebaut! Auf Nachfrage gab Barbara Kisseler (parteilos) damals zu, dass sie dem neuen Frieden auch noch nicht 100-prozentig traue und erst einmal abwarten wolle, ob denn nun wirklich alles gut werde. Zehn Wochen später darf ein Zustand festgehalten werden, den es bei diesem Projekt seit Jahren nicht gab: Es läuft — und das in einigen Bereichen sogar besser als geplant.

Der große Saal, mit seinen 2150 Plätzen das Herzstück des Konzerthauses, ist geschlossen. „Der Rohbau des Saals ist fertig, die Betonarbeiten sind kurz vor dem Abschluss“, stellte Kultur-Staatsrat Nikolas Hill (CDU) bei einer Baustellenbesichtigung mit dem Abendblatt zufrieden fest. An der Saaldecke würden bereits die Brandschutzverkleidungen und die Sprinklerleitungen montiert, sagt Stephan Deußer, technischer Projektleiter bei dem Baukonzern Hochtief.

Vorbereitet werde auch schon die Montage der „Weißen Haut“, jener 15 Millionen Euro teuren Innenverkleidung aus Gipskartonplatten, die für optimalen Klang im Saal sorgen soll. Deußer: „Wir werden bereits im Oktober damit beginnen, die Unterkonstruktion für die Weiße Haut anzubringen.“

Über dem Saal läuft die Installation der 8000 Tonnen schweren Haustechnik, vor allem riesige Lüftungskanäle – so isoliert und sanft gebogen, dass kein Rauschen ins Innere des Saals dringt. Und darüber wiederum schweißen Arbeiter bereits die Träger für das wellenförmige Dach zusammen, das das Bild der Elbphilharmonie prägen wird. An der Westseite des Gebäudes, wo die 45 Luxuswohnungen entstehen, wurde diese Woche im 24. Obergeschoss in rund 100 Metern Höhe die letzte Betondecke geschüttet — im Prinzip ein historischer Moment, sagt Hill, „aber die gibt es bei dem Baufortschritt jetzt hoffentlich alle paar Wochen.“

Auch der erste von sechs Zwischenterminen, die im Zuge der Neuordnung des Projekts vereinbart wurden, wird offensichtlich eingehalten. Demnach ist Hochtief verpflichtet, bis Sonntag, 15.September, eine 3-D-Planung für den großen Saal sowie das Sicherheitskonzept für das Gesamtgebäude vorzulegen. „Die Pläne werden fristgerecht an diesem Freitag von der Planer-Arge an die städtische Realisierungsgesellschaft Rege übergeben“, sagte Hochtief-Sprecher Bernd Pütter. Und Projektleiter Stephan Deußer verdeutlichte, welchen Umfang das hat: „Wir haben drei Umzugskartons voll mit Aktenordnern gepackt, in denen sich die Fertigstellung der gesamten 3-D-Planung für den Großen Saal befindet.“ Die Pläne werden auch digital an die Rege übermittelt. Das Sicherheitskonzept beinhaltet Antworten auf Fragen wie: Wo stehen wie viele Ordner? Wann muss die Rolltreppe umgeschaltet werden? Über welche Fluchtwege können die Besucher bei Gefahr das Gebäude verlassen? Viele dieser Fragen waren zwar schon Bestandteil des Genehmigungsverfahrens, mussten nun aber an den geplanten Betrieb angepasst werden.

Ob die Unterlagen den Erwartungen der Stadt entsprechen und der Zwischentermin 15. September auch offiziell als eingehalten abgehakt werden darf, werde nun in den kommenden drei Wochen geprüft, sagt Laura-Helen Rüge, Sprecherin der Kulturbehörde. Grundsätzlich sei das Klima zwischen den Beteiligten seit der Neuordnung jedenfalls sehr gut, sagte Staatsrat Nikolas Hill.

Das bestätigt Hochtief-Projektleiter Stephan Deußer. In der neuen, 120 Mitarbeiter großen Planer-Arge, die man jetzt mit den Architekten Herzog & de Meuron sowie Höhler & Partner bilde, herrsche ein sehr gutes Arbeitsklima, „sonst hätten wir den Termin auch nicht einhalten können, denn die Anforderungen waren sehr hoch“. Der nächste Zwischentermin ist die Fertigstellung des gesamten Rohbaus bis zum 30. November. Gerät Hochtief mit einem der Zwischentermine in Verzug, muss der Konzern eine Vertragsstrafe von 200.000 Euro pro Tag zahlen – maximal jedoch 15 Millionen Euro.

Das komplizierte Dreiecksverhältnis zwischen der Stadt, den Architekten und der Baufirma war so zerrüttet, dass der Bau seit Herbst 2011 stillgestanden hatte. Im Winter 2012/2013 hatten sich die drei Streitparteien dann auf eine völlige Neuordnung des Projekts verständigt.

Die wichtigste Änderung ist, dass die Architekten nun unter dem Dach des Generalunternehmers Hochtief planen. Sie arbeiten also in einer Gemeinschaft zusammen, statt wie bislang oft gegeneinander, was zu ständigem Streit um Kosten und Termine geführt hatte. Außerdem übernimmt Hochtief die volle Garantie für alles bisher Gebaute und alles, was noch kommt und verpflichtet sich, keinerlei Nachforderungen mehr zu stellen. Diese „Generalquittung“ hat ihren Preis: Die Kosten der Stadt für die Elbphilharmonie steigen um 256 auf 789 Millionen Euro. Die Eröffnung ist 2017 geplant.