Schlechtes Wetter, hohe Preise, zu wenig Werbung, nicht attraktiv genug – für den Misserfolg gibt es viele Gründe. Steuerzahler bleiben auf 25 Millionen Euro sitzen.

Hamburg. Nur noch sechs Tage, dann ist die Internationale Gartenschau (igs) in Hamburg Geschichte: Eine der größten und teuersten Ausstellungen, die es je in der Hansestadt gab – und eine der defizitärsten Gartenschauen der letzten Jahrzehnte. Insgesamt 120 Millionen Euro kostete die Umgestaltung der 100 Hektar großen Brach- und Grünfläche auf der Elbinsel Wilhelmsburg. 2,5 Millionen Besucher sollten, so die Prognosen, für die Refinanzierung sorgen. Doch daraus wurde nichts. Tatsächlich kamen nur 1,2 Millionen Menschen. Somit bleibt die Betreibergesellschaft der igs Hamburg, eine Tochtergesellschaft der Stadt, auf 25 Millionen Euro sitzen. Die Rechnung geht an den Steuerzahler.

Für den ökonomischen Misserfolg dürfte es gleich mehrere Gründe geben. Die igs begann bei regnerischem Wetter im Frühling, hinzu kam die Diskussion um den Eintrittspreis von 21 Euro. „Wir haben es nicht geschafft, aus diesem Tal wieder herauszukommen“, sagt igs-Sprecherin Kerstin Feddersen. Als das Wetter besser wurde, stiegen die Besucherzahlen zwar an, erreichten aber nur selten die anvisierte Tagesmarke von 15.000 Gästen. Die Verluste in Hamburg wiegen umso schwerer, als die beiden letzten Gartenschauen ordentliche Überschüsse verzeichneten: Schwerin (2009) machte ein Plus von drei Millionen Euro, Koblenz (2011) verzeichnete sogar 14 Millionen Euro mehr als erwartet. Mehr als 3,5 Millionen Besucher ließen sich von der Bundesgartenschau am Rhein bezaubern.

In Hamburg dagegen kritisierten viele Gäste auch die Gestaltung des Gartenschaugeländes. Der Haupteingang gleiche einer Betonwüste, sagte etwa Norbert Linse, Vorsitzender eines Kleingartenvereins in Hamburg-Bahrenfeld. Auch auf dem Gelände selbst blühe zu wenig. „Mit einer Gartenschau hat das nicht viel zu tun.“

Als weitere Ursache für die mangelhafte Besucherbilanz gilt das anfangs schlechte Marketingkonzept. Nach Abendblatt-Informationen wurden in Hamburg, anders als bei vorgehenden Gartenschauen, keine erfahrenen Beiräte an den ersten Planungen beteiligt. Igs-Sprecherin Feddersen bestätigt dies, sagt aber: „Wir hatten Marketingexperten im Boot, etwa Fachleute von der Deutschen Bundesgartenschau.“ Es sei aber schwierig gewesen, in der Stadt Präsenz zu zeigen. „Hier wird vieles sehr restriktiv gehandhabt – auch die Werbung im öffentlichem Raum.“ Dennoch, so Feddersen, habe man nachgebessert, als sich herausstellte, dass unter den Besuchern nur wenige Hamburger waren. Besonders an S- und U-Bahnhöfen wurden Plakate und Veranstaltungshinweise positioniert. Doch dies reichte offenkundig nicht aus. „Man hätte viel offensiver vorgehen müssen“, sagt ein Marketing-Experte. „Warum hat man nicht auf dem Rathausmarkt ein großes Blumenbeet angelegt oder in den Stadtteilen mit einer Art Guerilla-Gardening auf die igs aufmerksam gemacht?“

In der Tat bedürfe das Marketing der igs 2013 einer Analyse, sagt Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau (DBG). Dennoch sei die igs kein „Flop“. „Wilhelmsburg hat bewiesen, dass sich Gartenschauen als Instrumente der integrierten Stadtentwicklung bewähren.“ Auch Volker Dumann von der Umweltbehörde nennt die igs einen „großen Schritt der Stadtentwicklung in Wilhelmsburg“. Vom kommenden Montag an habe Hamburg mit dem neuen Inselpark seinen modernsten Park.