Der Discounter plant eine neue Filiale und ein 180-Zimmer-Hotel auf dem Parkplatz am Nobistor. Zieht das Kultwerk West in den Altbau? Zunächst war auf der Fläche auch Wohnungsbau geplant.

Hamburg. Eines der begehrtesten Grundstücke auf dem Kiez hat den Eigentümer gewechselt. Das Möbel-Brandes-Gelände am Ende der Reeperbahn – genauer am Nobistor/Ecke Holstenstraße – gehört nun der Discounterkette Lidl. Das bestätigte Timo Weiland, der Immobilienleiter des Unternehmens mit Hauptsitz in Neckarsulm bei Stuttgart, auf Abendblatt-Anfrage: „Wir haben nach jahrelangen Verhandlungen unser Ziel erreicht und werden die Fläche nun entwickeln“, sagte Weiland. Der Bauantrag für das rund 2500 Quadratmeter große Grundstück soll in Kürze eingereicht werden.

Ein Bauvorbescheid des Bezirksamtes Mitte liegt bereits vor. Das heißt, nun können die Pläne von Lidl, die das Bauvorhaben gemeinsam mit den Hamburger Projektentwicklern von One Vest realisiert, umgesetzt werden. Auf dem Grundstück soll zur Holstenstraße hin – gegenüber der Endo-Klinik – ein Lidl-Discounter mit rund 800 Quadratmeter Verkaufsfläche im Erdgeschoss und darüber ein fünfgeschossiges Hotel mit bis zu 180 Zimmern entstehen.

Dort war bis zur Schließung von Möbel Brandes der Kundenparkplatz und Lagerflächen: „Wir haben hier eine erstklassige Lage unweit der Reeperbahn für einen Discounter. Auch für ein Hotel ist dieser zentrale Standort bestens geeignet“, sagte One-Vest-Geschäftsführer Andreas Wankum, der auch CDU-Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft ist. Der Bau kostet nach Abendblatt-Informationen rund 20 Millionen Euro.

Zunächst war auf der Fläche auch Wohnungsbau geplant, doch von diesem „Plan haben wir uns verabschiedet, denn da die Fläche in unmittelbarer Nähe zur Großen Freiheit mit Bars und Nachtclubs liegt, könnte es zu Konflikten wegen Lärmbelästigung kommen“, sagt Wankum.

Der Projektentwickler stellt sich ein Zwei- bis Drei-Sterne-Hotel vor

Das alte Möbel-Brandes-Gebäude hin zum Nobistor soll nicht abgerissen, sondern weiterverkauft werden: „Es ist richtig, dass wir über den Verkauf der Immobilie mit einem Investor verhandeln“, sagte Wankum. Bei dem Kaufinteressenten soll es sich um Erck Rickmers handeln. Der Reeder möchte nach Abendblatt-Informationen dort das Kultwerk West ansiedeln. Es soll ein Ort für Kreativität und Kultur geschaffen werden. Für eine Stellungnahme war Erck Rickmers nicht erreichbar.

Die Entwicklung des Möbel-Brandes-Grundstücks war schwierig. Bereits 1999 wurde das Möbelhaus geschlossen. Inhaber Ernst Brandes hat mit vielen Interessenten verhandelt. Bereits Ende 2011 wurde mit One Vest ein Kaufvertrag unter Vorbehalt abgeschlossen: „Die Bedingung für die tatsächliche Kaufabwicklung war, dass ein Bauvorbescheid vorliegt, der es ermöglicht, auch tatsächlich unser Bauvorhaben umzusetzen“, sagte Wankum.

Die Bezirkspolitik begrüßt den Verkauf und die neue Nutzung: „Lidl und ein Hotel passen gut an diese Stelle“, sagte Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg. Dass für das alte Möbel-Brandes-Gebäude eine kulturelle Nutzung vorgesehen ist, sei eine Bereicherung für den Standort Reeperbahn, so Osterburg weiter.

Einen Zeitplan gibt es auch schon: Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich Ende 2014 beginnen, die Fertigstellung ist dann bis Mitte 2016 geplant. Zurzeit laufen die Verhandlungen mit Hotelketten, die die Immobilie betreiben könnten: „Es würde sich an diesem Standort ein Zwei- bis Drei-Sterne-Hotel anbieten. Vor allem Touristen schätzen die unmittelbare Nähe zur Amüsiermeile Reeperbahn und den S-Bahn-Anschluss“, sagt Wankum.

Lidl betreibt zurzeit rund 60 Discounter in Hamburg, einen davon an der Reeperbahn gegenüber der Möbel-Brandes-Fläche: „Nach der Fertigstellung der Fläche an der Holstenstraße, werden wir diesen schließen“, kündigte Immobilienleiter Weiland an.