Das Zwei-Sterne-Restaurant im Hotel Vier Jahreszeiten wurde für etwa eine Million Euro renoviert. Ziel ist es, einen dritten Stern zu erringen. Kosten für die Auffrischung dürften bei rund einer Million Euro gelegen haben.

Hamburg. Es dürfte eines der teuersten Restaurants in Hamburg sein. Das gilt nicht nur für die Preise auf der erlesenen Speisekarte, sondern auch für die Inneneinrichtung: Das Zwei-Sterne-Restaurant Haerlin im Nobelhotel Vier Jahreszeiten erstrahlt nach sechs Wochen Umbau in neuem Glanz und wird am Dienstag wiedereröffnet. Natürlich wird hier am Neuen Jungfernstieg über Geld nicht gesprochen, doch die Kosten für die Auffrischung des rund 160 Quadratmeter großen Raumes dürften bei rund einer Million Euro gelegen haben.

Diese Ausgaben – die Immobilie wurde vor kurzem von einem Investor aus dem Rheinland gekauft – sollen sich lohnen: „Unser Ziel ist es, einen dritten Stern zu bekommen und damit die ersten in Hamburg im Gourmet-Olymp zu sein", sagte Direktor Ingo C. Peters dem Abendblatt.

Seit 16 Jahren leitet der 51-Jährige die Geschicke der Fünf-Sterne-Herberge, stolz steht er im Restaurant Haerlin. Bis zu 50 Gäste finden hier an 15 Tischen Platz – vor ihnen liegt die Binnenalster. Der Direktor freut sich wie ein kleiner Junge, der gerade eine Sandburg vollendet hat. Sein Blick fällt auf den Lasvit Kristallleuchter – keine gewöhnliche Lampe. Sie wurde in Prag handgefertigt, hat 1000 Perlenstränge und 50.000 schwarze und weiße Kristalle. Entworfen wurde sie von der Künstlerin Vera Soukopová. Jetzt steuert Peters auf den Sommelier-Hochtisch zu. Auch handangefertigt und von unten beleuchtbar. Die Oberfläche ist aus Onyx Miele, einem edlen Naturstein aus Pakistan. Der maßgefertigte Weinkühler trägt ein Haerlin-Wappen aus Blattgold. Aber es geht noch mehr. Der Blickfang ist der in Italien maßgefertigte Weinschrank aus poliertem Messing. Die Weine sind schon eingeräumt – die teuersten kosten bis zu 40.000 Euro. 600 edle Tropfen finden hier Platz. Im Weinkeller lagern Flaschen im Wert von gut 1,5 Millionen Euro. Immer wieder geben Sterneköche auf, angeblich rentiert sich das Geschäft nicht. Aber bei Christoph Rüffer, er ist der Chef des Haerlin, läuft es offensichtlich gut: „Wir sind bestens gebucht und erzielen Gewinn", sagt Rüffer. Das Haerlin ist eine Institution in der Hansestadt. Die Gäste? Dafür reicht der Platz hier nicht aus. Also nur ein Auszug: US-Schauspieler Sylvester Stallone diniert hier ebenso wie Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker oder SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Dass der gesammelte Geldadel der Hansestadt hier tafelt, ist auch kein Geheimnis.

Bis zur Frischzellenkur stand das Haerlin eher für eine plüschige Inneneinrichtung – Wandteppiche inklusive. Doch jetzt präsentiert sich das Restaurant modern, aber dennoch elegant, oder wie es Hotelier Peters sagt: „Edel. Ich bin quer durch Europa gereist, um die besten Materialien zu bekommen."

In China war er nicht, aber da kommen die handgemalten Seidentapeten her. Für Stammgäste sind die vier Nymphenburger Porzellanputten aus den 20 Jahren Kult. Diese bekommen einen Ehrenplatz in eigens angefertigten, mit Blattgold bemalten Glasschränken.

Aber nicht nur im Restaurant, sondern auch in der Küche wurde alles neu gemacht. Insgesamt wurden in den Umbau im Untergeschoss rund drei Millionen Euro investiert, alle drei Küchenbereiche wurden komplett modernisiert. Der Clou: In die Haerlin-Küche wurde ein Glaskasten integriert, am „Chefs Table!“ finden bis zu acht Gäste Platz und können Rüffer und seiner achtköpfigen Küchenbrigade beim Kochen über die Schulter schauen: „Ich bin vom dem Ergebnis dieses Umbaus begeistert. Mein Team und ich freuen uns, wenn die Gäste bei der Herstellung der Speisen hautnah dabei sind.“ Und es gibt noch etwas Neues: Im Restaurant wurde eine Kamera eingebaut und Christoph Rüffer kann aus der Küche über einen Bildschirm die Geschehnisse verfolgen: „Das ist doch praktisch, so sehe ich immer, ob es den Gästen an etwas fehlt.

Seit Sommer 2002 trägt die Speisekarte des Restaurants Rüffers Handschrift. Seine Art zu kochen nennt er selber „mediterran, kreativ und modern.“ Der 40-Jährige ist gebürtiger Essener und hat dort im Hotel Résidence bei Henri Bach sein Handwerk gelernt. Für den Kochvirtuosen ist wichtig: „Ein Abend im Haerlin soll für die Gäste ein Erlebnis sein.

Es geht hier um den Genuss. Wir bieten Spitzenservice und eine ebensolche Küche“, sagte Rüffer. Aber Gastronomie auf höchsten Niveau hat auch ihren Preis, das verhehlt Direktor Peters nicht: „Für einen Abend zu zweit sollten die Gäste schon gut 500 Euro einplanen“, empfiehlt er.

Zur Wiedereröffnung sei aber die Weinkarte im Haerlin ebenfalls neu gestaltet und das „Preis-Leistungsverhältnis verbessert worden“, sagt Peters. Das erhöhe den Spaßfaktor für die Gourmets, lasse das Herz der Weinliebhaber höher schlagen.