Erster Teil der neuen Sturmflut-Promenade ist im Rohbau fertig und bietet Vorgeschmack auf neue Optik. Straßensperrung wird bald aufgehoben.

Hamburg. Eigentlich soll die Anlage ein Bollwerk gegen zukünftige, vermutlich höhere Sturmfluten in Hamburg sein. Doch mit dem Projekt "Hochwasserschutz Niederhafen" zwischen der U-Bahnstation Baumwall und dem Hafentor am Ostende der Landungsbrücken bekommt Hamburg jetzt eine völlig neue, rund 600 Meter lange Promenade an der Hafenkante. Hamburgs neue Elbtreppen, wenn man so will. Denn anders als bisher sollen große Treppenkegel zu beiden Seiten den Fußgängerboulevard prägen.

Ein erster Teil dieser Anlage ist in diesen Tagen fertig geworden und bietet bereits einen Vorgeschmack auf die neue Optik an einer der bekanntesten Lagen der Stadt. Die noch geltende einspurige Verkehrsführung parallel zur Baustelle kann daher nach Angaben der Stadtentwicklungsbehörde in der letzten Septemberwoche aufgehoben werden. "Wir sind im Zeitplan, die Fertigstellung des gesamten Bauabschnitts 1 ist für das Frühjahr 2014 geplant", sagte Behörden-Sprecherin, Kerstin Graupner auf Anfrage des Abendblatts.

Anschließend folge dann der weitere Bauabschnitt westlich der Überseebrücke bis zum Anleger Hafentor. Rund 80 Millionen Euro werde der Bau dieser neuen Hochwasser-Promenade voraussichtlich insgesamt kosten, 2015 könnte nach "heutigem Planungsstand" alles fertig sein. Kurzfristige Sperrungen der Straße am Hafenrand könnten bis dahin zwar nicht ausgeschlossen werden, doch mittlerweile stehe die notwendige Fläche für die Bauarbeiten dort zur Verfügung, hieß es weiter.

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Anders ist es jedoch für die Fußgänger: In Abhängigkeit vom Voranschreiten der Bauarbeiten kommt es der Behörde zufolge für sie zu Einschränkungen. Der Zugang zum City-Sportboothafen, zu den Barkassen dort, zum Feuerschiff-Restaurant und zum Museumsfrachter Cap San Diego soll jedoch weiterhin möglich bleiben, obwohl auch der Kopf der Überseebrücke erneuert wird. Derzeit schweißen vor Ort Bauarbeiter dazu Behelfsbrücken.

Der Hochwasserschutz zwischen Baumwall und Landungsbrücken bildet gleichzeitig eine Art Schlussstein im Sturmflutschutz der Hansestadt. Seit den 1990er-Jahren wird die etwa 103 Kilometer lange Deich- und Schutzwandlinie Hamburgs um etwa einen Meter erhöht. Grundlage ist eine neuere Risikoanalyse, die von einer theoretisch höheren "Jahrhundertsturmflut" als zuvor ausgeht.

Allerdings besann man sich hier in dieser markanten Lage auf eine besondere Architektur, die im Wesentlichen auf einem Entwurf des international erfolgreichen Büros Zaha Hadid Architects basiert.

Die zwischen 1964 und 1968 gebaute jetzige Promenade dürfte daher nicht nur höher, sondern auch breiter und schöner werden, hoffen die Planer. Zuletzt war die Promenade 1977 für den Hochwasserschutz erhöht worden - damals allerdings nur mit einem etwa 20 Zentimeter höheren Stahlblechschutz. Nach dem neuen Konzept ist ein völliger Neubau vorgesehen. So soll es zur Landseite fünf Treppenkegel geben - und zwar immer gegenüber den dort einmündenden Straßen wie Ditmar-Koel-Straße, Reimarustraße, Rambachstraße, Neustädter Neuer Weg sowie Stubbenhuk. Damit würden dann spezielle "Sichtachsen" geschaffen, heißt es in der Sprache der Planer. Drei ähnliche Treppen sind versetzt aber auch zur Wasserseite hin geplant.

Das Besondere dabei: Während die Promenade als Sturmflutschutz fast neun Meter Höhe über Meeresspiegelniveau erreicht, werden diese drei Wassertreppen bei etwa 5,40 Meter oberhalb dieser Marke enden: also mehr als drei Meter tiefer und damit deutlich näher am Wasser. Dort kann man auch bei einem Sommerhochwasser schon einmal nasse Füße bekommen.

Die erste dieser Sitztreppen ist nun im Rohbau oberhalb des City-Sportboothafens zu sehen. Dort sollen jetzt die Bauarbeiten für die endgültige Gestaltung starten. Dazu zählt ein neues dunkles Basaltpflaster auf dem eigentlichen Weg und eine Natursteinverblendung an dem Bauwerk. Zudem soll ein Geländer Schutz bieten, damit Besucher dem Elbwasser nicht zu nahe kommen.

Deutlich verändern an einigen Stellen wird sich auch die Breite der neuen Promenade, die heute teilweise auf fünf Meter verengt ist. Künftig soll sie überall eine Mindestbreite von rund zehn Metern erreichen.

Betroffen von der Planung ist auch das Überseebrücken-Restaurant, das 1966 auf städtischem Grund privat gebaut worden war. Für die neue Promenade soll es abgerissen werden. Doch darüber gibt es Streit mit dem Betreiber, und eine Einigung ist laut Stadtentwicklungsbehörde bisher noch nicht erzielt worden.