Mit einem großen Fest erinnert die Vereinigung im September daran, dass vor 275 Jahren Deutschlands erste Loge in Hamburg gegründet wurde.

Hamburg. Von den 64 Porträtmedaillons, die die Säulen der Rathausdiele zieren, zeigen allein 14 die Bildnisse von Hamburgern, die Freimaurer waren. Bürgermeister, Senatoren, Juristen, Pastoren, Kaufleute, Künstler oder Architekten gehörten jenem geheimnisumwitterten, ursprünglich aus England stammenden Bund an, dessen erste deutsche Loge 1737 in der Hansestadt gegründet wurde. Daher feiern die Freimauer ihr 275-jähriges Bestehen Ende September in Hamburg mit einem großen Fest.

Im Logenhaus an der Welckerstraße stellten die Veranstalter gestern das Programm vor, dessen Schirmherrschaft Ex-Bürgermeister Ole von Beust übernommen hat. Er sei kein Freimaurer, fühle sich aber deren Werten sehr verbunden, sagte von Beust, der gemeinsam mit Berndt-Dieter Hessling, dem Meister der gastgebenden Loge "Absalom zu den drei Nesseln", das Modell eines etwa zwei Meter hohen Brunnens enthüllte. Als Stiftung der Freimaurer soll er künftig in der neu gestalteten Eingangshalle der Hauptkirche St. Michaelis stehen. Der Michel wird am 30. September auch Schauplatz der "Festarbeit zum Konvent der Vereinigten Großloge von Deutschland" sein, einem freimaurerischen Ritual, das erstmals nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, sondern teilweise sogar im Fernsehen übertragen wird.

+++ Die Freimaurer +++

+++ Im September 2012 feiern Freimaurer drei Tage lang +++

"Der Michel ist Hamburgs schönster Raum, deshalb sind wir froh, uns hier treffen zu können", sagte Hessling, der daran erinnerte, dass auch Michel-Architekt Ernst Georg Sonnin der Loge angehörte. Rüdiger Templin, der Großmeister der vereinigten Großloge von Deutschland, erläuterte, dass sich die Freimaurerei nicht in Konkurrenz zu Religionen befinde, sondern vielmehr eine Art Passepartout bilde, in das jedes Mitglied seine persönliche Religiosität einbetten könne.

Wer sich über Geschichte und Gegenwart der Freimaurer informieren möchte, hat dazu im Herbst reichlich Gelegenheit: Vom 15. bis zum 30. September ist in der Rathausdiele die Ausstellung "275 Jahre Freimaurer in Hamburg" zu sehen, parallel dazu gibt es im Börsensaal der Handelskammer die Ausstellung "Freimaurerei in der Karikatur" (20.9. bis 2.11.). Dass sich der Bund auf die Steinmetze der mittelalterlichen Dombauhütten zurückführt, wird in der Freiluftausstellung "Arbeit am Rauen Stein" am Gänsemarkt (24. bis 27.9.) deutlich. In einer historischen Bauhütte fertigen Steinmetze dort den Marmorbrunnen, der künftig im Michel stehen soll. Zum Programm gehören außerdem ein Senatsempfang im Rathaus, eine Festgala in der Fischauktionshalle und eine musikalische Welturaufführung: Am 30. September erklingt in der Laeiszhalle die von Gloria Bruni komponierte Sinfonie zur Ringparabel nach Lessings "Nathan der Weise" (Tickets 01805-57 0070, aus dem Festnetz 14 Cent/Minute). Dass die Freimaurer so vielen Gerüchten und Vorurteilen ausgesetzt sind, liegt einerseits an ihrer lange geübten Praxis der Geheimhaltung, ist aber andererseits eine bis heute nachwirkende Folge der Diffamierung durch die Nationalsozialisten. Weil die Nazis Toleranz, Humanität, Brüderlichkeit und Gerechtigkeitssinn, die zentralen Werte der Logen, ablehnten, verfolgen sie die Freimaurer ab 1933. Auch in der DDR blieben die Logen verboten. Heute gibt es bundesweit etwa 14 000 Freimaurer, zehn Prozent davon gehören Hamburger Logen an.

"Wir wollen das Jubiläum zum Anlass nehmen, einen beherzten Schritt aus der Deckung in die Mitte der Öffentlichkeit zu gehen", sagte Distriktmeister Bernd Brauer. Dann öffnete die Loge "Absalom zu den drei Nesseln" die Pforte zu ihrem Großen Tempel, sodass alle Anwesenden einen Blick hineinwerfen konnten. An der Decke ist der Sternenhimmel so abgebildet, wie er 1737 über Hamburg zu sehen war.