Sonntag lockt Motorradgottesdienst viele Gäste. 350 ehrenamtliche Helfer sorgen für reibungslosen Ablauf. Einweiserin berichtet.

Hamburg. Für Abendblatt-Layouterin Uschy Schneeclaus ist es mit ihrer 106 PS starken Triumph Street Triple der aufregendste Tag des Jahres - wenn sie nach fünf Stunden schweißtreibender Ordner-Arbeit beim Motorradgottesdienst (Mogo) ganz vorn mit an der Spitze des Konvois fahren darf. Hier ihre ganz persönlichen Erfahrungen vom Mogo.

Seit 15 Jahren gehöre ich beim Mogo zum 15-köpfigen Einweiser-Team. Wir weisen als Ordner den Gästen mit ihren Maschinen die Standplätze zu. Alles ist mittlerweile generalstabsmäßig organisiert und bedeutet für uns: fünf Stunden laufen und lächeln. Das Erste ist in Motorradkluft und neongelber XXL-Ordnerweste schweißtreibend - insbesondere bei Sonnenschein. Das Zweite bedeutet für mich den größten Spaß und die größte Freude beim Mogo. Denn wir "Einweiser" lächeln aus Prinzip.

+++ 40 Kilometer Konvoi +++

Immer wieder blicke ich in Gesichter, die nach langen Anfahrten etwas verkniffen dreinschauen. Jedem Neuankömmling schenke ich ein Lächeln und sehe dann, wie unter dem Helm zurückgelächelt wird. So sammle ich bis zum Start des Konvois um 14.15 Uhr Tausende von freundlichen und freudigen Mogo-Gesichtern.

Doch der Tag, der für mich der aufregendste des Jahres ist, beginnt für die 350 ehrenamtlichen Helfer schon um 6 Uhr vor dem Michel. Pastor Erich Faehling lädt zum opulenten Frühstück. Währenddessen kreisen schon die ersten Mogo-Gäste mit ihren Maschinen um den Michel, um einen Platz ganz vorn im Konvoi zu ergattern. Doch sie müssen sich bis 9 Uhr gedulden; erst dann wird die Ludwig-Erhard-Straße für den normalen Verkehr komplett gesperrt.

Ein Privileg haben die Ehrenamtlichen: Wir dürfen um kurz von 9 Uhr unsere Maschinen mit an die Spitze des Konvois aufstellen. Auch ich stelle meine grüne Triumph Street Triple dort ab. Ganz vorn parkt die Triumph Tiger Explorer von Pastor Erich Faehling mit der violetten Kirchenflagge am Heck.

Pastor Erich Faehling predigt in diesem Jahr unter dem Thema "Zeig dich - echt, unverwechselbar, kantig!". Viele, die sonst Kirche eher von außen als von innen sehen, kommen jedes Jahr wieder gerne in den Michel, weil dieser Pastor hier persönlicher, liebevoller, authentischer, motorradbezogener predigt als andere. Gesungen wird natürlich auch - Inga Rumpf, Hamburgs größte Soulstimme, ist wieder mit dabei.

Ein Muss für jedes Motorrad auf dem Mogo: das gelbe Band, mit guten Wünschen für allzeit sichere Fahrt gesegnet. Es steht auch für die Solidarität, anderen Motorradfahrern in Notsituationen zu helfen. An vielen Motorrädern baumeln bis zu 20 alte verwitterte, kaum noch als gelb zu erkennende Bänder, die als Glücksbringer im Fahrtwind wehen. Die gelben Bändchen werden gegen eine Spende von den ehrenamtlichen Helfern verteilt.

Um 14.15 Uhr startet der Konvoi: Es ist ein wunderbares Gefühl, ein Teil einer solch großen Bikergemeinde zu sein und auf 40 Kilometern nur aneinandergereihte Blechboliden zu sehen und zu hören. Mit uns freuen sich dabei Tausende von Zuschauern, die uns vom Straßenrand und allen Brücken bis Kaltenkirchen zuwinken.

Danke, Hamburg.