Das Projekt zur musikalischen Frühforderung erobert von Billstedt aus die Stadt. In Hamburg gibt es mehr als 1500 Klangstrolche.

Neustadt. Mit einem Mal ist es richtig laut geworden auf dem Gänsemarkt. Die kleinen Demonstranten haben sich Rasseln gegriffen, Triangeln und Tamburine, alles, womit man ein bisschen Radau machen kann. Sie trommeln, sie klatschen, sie suchen einen Rhythmus, und sie strahlen. Zwischen sechs Wochen und sechs Jahre alt sind die Teilnehmer der Versammlung erst, und sie sind gekommen, um Musik zu machen.

Dass es beim ersten Gipfeltreffen der Klangstrolche weniger um die Qualität der Darbietung denn um den Spaß am Musizieren geht, versteht sich dabei fast von selbst. Im Mai 2007 startete der Kulturpalast das Projekt in Billstedt mit 250 Kindern, inzwischen gibt es mehr als 1500 Klangstrolche in der ganzen Stadt. Sie sollen, egal welcher Herkunft, schon möglichst früh musikalisch gefördert werden und damit bessere Bildungschancen erhalten.

Das Projekt finanziert sich über Spenden und Patenschaften. Zahlreiche Einrichtungen wie Elternschulen und Kindertagesstätten machen inzwischen mit und bieten Kurse bei extra ausgebildeten Klangstrolch-Lehrern an.

"Mega", findet die junge Mutter Agata Forsztega das. Sie ist mit ihrem dreijährigen Sohn Kornel zum Gipfeltreffen gekommen. Kornel, der mit großen Augen den Trommeln brasilianischer Musiker lauscht, eifert schon jetzt seinem Großvater nach, der Gitarre und Mundharmonika spielt.

Seit seine Mutter ihm eine Minimundharmonika geschenkt hat, können Opa und Enkel nun gemeinsam musizieren. Sie selbst, sagt Agata Forsztega, habe nie ein Instrument gespielt - "das habe ich mir bis heute nicht verziehen". Alle Kinder sind an diesem Tag in Begleitung von Eltern oder Erziehern gekommen, die Stars der Veranstaltung sind aber sie selbst. Rasselnd und trommelnd laufen sie vom Gänsemarkt zur Laeiszhalle, um dort einem Benefizkonzert zu lauschen.

Der Schauspieler Jürgen Vogel eröffnet den Abend, das Programm ist eine muntere Mischung aus Breakdance, Kinderchor und einem Auftritt von Stefan Gwildis als besonderem Stargast. Videobotschaften an die Kinder gibt es unter anderem auch von zwei Botschaftern des Projekts, dem Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und dem Swing-Star Roger Cicero. Letzterer musste seinen geplanten Live-Auftritt in der Laeiszhalle leider kurzfristig absagen, hatte dafür aber einen guten Grund: Sein Song "Für nichts auf dieser Welt" ist zur offiziellen deutschen EM-Hymne gekürt worden. An diesem Abend singt er sie im Fernsehen. Die Kinder sehen es ihm nach.

Stars hervorzubringen ist nicht das wichtigste Ziel der Klangstrolche (auch wenn man nichts dagegen hätte). Vielmehr geht es um Bildung - denn wer ein Instrument spielt, der lernt auch in anderen Fächern besser. Und Spaß soll es natürlich auch machen.

Wer das Projekt fördern möchte, kann eine Patenschaft übernehmen. Schon 100 Euro finanzieren einem Kind ein ganzes Jahr lang den Musikunterricht. Spenden gehen an die Stiftung Kulturpalast Hamburg, Stichwort: Klangstrolche, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 251 205 10, Kto 944 27 00; Die Stiftung ist als gemeinnützig anerkannt und berechtigt, Spendenquittungen auszustellen. Weitere Informationen unter www.klangstrolche.de .