In dem Kursus geht es um Krankenhausseelsorge und den Umgang mit Patienten. Mit der großen Resonanz hatte Christina Kayales nicht gerechnet.

Hamburg. Elf Imame aus Hamburg bilden sich derzeit bei der evangelischen Pastorin Christina Kayales, 48, in der Krankenhausseelsorge fort. Es ist der erste Kursus dieser Art, er wird an der Asklepios-Klinik St. Georg angeboten.

Auf dem Programm stehen unter anderem die Kommunikation mit Patienten und ihren Angehörigen sowie der theologische Austausch über den Umgang mit Schuld, Scham und Trauer, teilte der Kirchenkreisverband Hamburg gestern mit. Darüber hinaus werden praktische Fragen aus dem Krankenhausalltag besprochen. Im Herbst ist dann eine Fortbildung für Ehrenamtliche aus Hamburger Moschee-Gemeinden vorgesehen.

Die elf Imame stammen aus sechs Nationen aus Europa, Afrika und Asien. Mit so viel Resonanz habe sie nicht gerechnet, räumt Kayales ein. Zehn Wochen lang kommen die Teilnehmer einmal wöchentlich für zweieinhalb Stunden im Konferenzraum der Klinik in Hamburg-Mitte zusammen. "Wir wollen die Qualität der Seelsorge steigern", sagt Fatih Yildiz, 39, Vorstandsassistent der Hamburger Schura, dem Rat der Islamischen Gemeinden.

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Für islamische Geistliche oder Ehrenamtliche zählt es zu den Pflichten, Erkrankte aus ihrer Gemeinde regelmäßig im Krankenhaus zu besuchen. Doch die Imame sind weitaus weniger mit dem Krankenhausalltag vertraut als christliche Seelsorger, die ihr Büro vor Ort haben.

"Kulturelle Missverständnisse erschweren die medizinische Betreuung", sagt Kayales, die den Kursus konzipiert hat und als interkulturelle Beraterin auch Pflegekräfte schult.

Im Krankenhaus entdeckten viele Patienten ihren Glauben neu. Manche wollten sich plötzlich an muslimische Essensvorschriften halten oder sich nicht mehr vor einem Arzt des anderen Geschlechts entblößen. "Es ist gut, wenn dann jemand da ist, der ihnen erklären kann, dass im Islam das Gesundwerden an erster Stelle steht", sagt Fatih Yildiz.

"Man lädt keine Schuld auf sich, wenn man in dieser Situation bestimmte Regeln nicht beachtet." Zudem würden viele Muslime, die in dritter Generation in Deutschland leben, die Rituale von Trost und Trauer nicht mehr kennen. Hier könnten Imame Hilfe anbieten.