Haspa und Abendblatt zeichnen am Großen Burstah Pädagogen aus. Musik, Deutsch und Geografie sind ihre Schwerpunkte.

Hamburg. Lehrer leisten oft Außergewöhnliches, bewähren sich meist ohne Lob und Lorbeeren im Tagesgeschäft. "Viele setzen sich hoch motiviert und unter nicht immer leichten Bedingungen für unsere Kinder ein - leider oft ohne Anerkennung"; sagt Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Hamburger Sparkasse. Um die Pädagogen zu würdigen, zeichnen Haspa und Hamburger Abendblatt seit drei Jahren Lehrer und Projekte aus. Gestern Abend wurde in der Haspa-Zentrale am Großen Burstah vor 150 Gästen der Hamburger Lehrerpreis 2012 verliehen.

Insgesamt drei Lehrerinnen und ein Lehrer wurden mit dreimal 3000 Euro ausgezeichnet. Sie waren von der Jury aus 52 Bewerbungen ausgewählt worden, die Eltern und Schüler eingereicht hatten.

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Die Stadtteilschullehrerinnen

Daniela Steigel und Gesine Krüger, Musiklehrerinnen an der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg, haben gemeinsam aus einem Schulchorprojekt innerhalb von zwei Jahren einen der gefragtesten Kinder- und Jugendchöre in Hamburg und Umgebung gemacht. Für die mehr als 100 Blue-Voice-Sänger sind Auftritte vor großem Publikum schon Routine: Sie haben im Michel und in Schloss Bellevue gesungen, im Hamburger Rathaus, bei Benefizkonzerten, Kinderchor-Festivals und mit Roger Waters von Pink Floyd in der O2-Arena.

"Beim gemeinschaftlichen Singen lernen die Schüler Schlüsselkompetenzen wie Disziplin, Teamgeist, Konzentration und Durchhaltevermögen", sagt Daniela Steigel, 29. Das zahle sich auch im Schulalltag aus, ergänzt Gesine Krüger, 53: "Seit die Chöre fester Bestandteil unserer Schule sind, hat sich das Sozialverhalten der Schüler enorm verbessert." Gewalt spiele kaum eine Rolle.

Als Krüger 1992 an die Schule kam, gab es zwar einen alten Flügel, zwei Xylofone und eine kaputte Trommel - aber keinen praktischen Musikunterricht. Sie besorgte Instrumente und setzte sich dafür ein, dass an der Schule eine musikalische Grundbildung und das Singen im Chor etabliert wurden. 2009 erhielt sie Verstärkung von Daniela Steigel. Die Lehrerinnen richteten neben dem "Pflicht"-Chor zwei weitere Chöre für die Klassen fünf und sechs sowie sieben bis zehn ein: Unter dem Namen Blue Voice nehmen diese seitdem an dem Chorprojekt "The Young ClassX" teil. "Uns Juroren hat der bewundernswerte Elan und die beachtliche Zielstrebigkeit der beiden Musiklehrerinnen beeindruckt", sagt Laudator Peter Urich Meyer (verantwortlicher Redakteur für Landespolitik beim Abendblatt).

Die Grundschullehrerin

Anika Elfi Hahn unterrichtet an der Elbinselschule Wilhelmsburg. Die 15 Schüler ihrer jahrgangsübergreifenden, bilingualen "Racoons"-Klasse sind zwischen sechs und neun Jahre alt und kommen aus verschiedenen Kulturen. Als Anika Hahn, 29, sie vor knapp zwei Jahren kennenlernte, konnten die meisten nur ein paar Brocken Deutsch. Heute beherrschen sie die Sprache gut und können zusätzlich schon vieles auf Englisch sagen. Doch sie haben noch mehr von "Miss Hahn" gelernt: Gruppenbewusstsein, selbstbewusst aufzutreten, sich fair zu benehmen, Regeln einzuhalten. "Das ist wichtig für eine gute und entspannte Lernatmosphäre", sagt die Lehrerin. Eltern berichten vom großen Zusammenhalt der Klasse.

Ihre Schüler, viele stammen aus benachteiligten Verhältnissen, unterstützt Anika Hahn mit klaren Anweisungen, wiederkehrenden Ritualen und verlässlichen Strukturen. "Daran können sie sich durch den Tag hangeln." Jeder Schultag beginnt mit einem Morgenkreis, bei dem die Schüler Aufgaben übernehmen - und so gefördert werden, ohne es zu merken: Der eine kriegt geistiges "Extrafutter", die andere ein Mehr an Aufmerksamkeit, der Dritte liest mittlerweile jeden Morgen ohne Scheu den Wetterbericht vor, der Vierte verinnerlicht die Klassenregeln, indem er sie jeden Tag vorträgt. Über die Fortschritte der Klasse werden die Eltern freitags mit "Newslettern" informiert. Jurorin Elisabeth Keßeböhmer (Haspa-Personalchefin): "Mit ihrem Unterricht deckt Anika Hahn viele Themen ab: Teamwork, Struktur, Regeln sowie Sprach- und Fachkompetenz."

Der Gymnasiallehrer

Wolfgang Fraedrich, 60, Lehrer für Geografie und Geologie am Gymnasium Heidberg, unterrichtet seine Fächer nicht nur, er lebt sie. So schildern es jedenfalls seine Schüler, die er nicht nur im Rahmen des normalen Unterrichts betreut, sondern auch oder bei den "Jugend-forscht"-Wettbewerben, die er seit 17 Jahren an der Langenhorner Schule leitet. Schwerpunkt ist die Vulkanologie - daher fährt Fraedrich mit den Nachwuchsforschern regelmäßig nach Sizilien, an den Ätna. "Wir haben mehr Preise erhalten, als wir Projekte hatten", sagt der Oberstudienrat, der gerade sein 197. "Jugend-forscht"-Projekt beendet hat. Denn oft wurden seine Gruppen mehrerer Jahrgänge nicht nur auf Landes-, sondern auch auf Bundesebene ausgezeichnet. "Wolfgang Fraedrich schafft es, die Schüler mit seiner Begeisterung für Geografie und Vulkanologie nachhaltig anzustecken", fasst Laudator Peter Daschner (Ex-Landesschulrat) zusammen. Auch im normalen Schulalltag kann Fraedrich die Schüler begeistern. Denn wer den Lehrer möge, habe Spaß am Unterricht, auch wenn der Stoff mal langweilig sei.