Wirte mussten teure Lärmschutzschirme anschaffen. Gastronom: “Das bringt alles nichts, kostet nur wahnsinnig viel Geld“.

Hamburg. An der Susannenstraße auf der Schanze geht es bunt zu. Das gilt für den Mix der Geschäfte, aber auch die Farbvielfalt der Fassaden und Werbeschilder. Doch gar nicht bunt, sondern eher langweilig und wie ein Fremdkörper muten da die zwölf bisher aufgestellten Lärmschutzschirme in schlichtem Weiß an.

Die Wirte haben diese speziell beschichteten Schirme nach langen Diskussionen angeschafft, denn ansonsten hätten sie keine Genehmigung für die Außengastronomie mehr bekommen. Nach Beschwerden der Anwohner über Lärm hatte die Bezirksversammlung Altona für die Susannenstraße eine neue Lärmschutzvorschrift beschlossen. Seit gut zwei Wochen stehen die Schirme dort und dürfen auch tagsüber nicht eingeklappt werden.

+++ Lärmschutzschirme sind da - Gäste bleiben weg +++

+++ Lärmschutzschirme für Hamburgs Szeneviertel +++

Die Gastronomen sind wenig begeistert davon: "Unsinn ist das. Nach außen hin ist doch weiterhin alles offen, da dringt der Lärm auch raus. Das bringt alles nichts, kostet nur wahnsinnig viel Geld", sagt Mehmet Yalcin. Er betreibt seit fast 25 Jahren das Pamukkale und schaut nun auf die leeren Tische unter den Schirmen vor seinem Lokal. Es ist Sonntag gegen 12.30 Uhr, bei angenehmen 20 Grad und einer Schwüle, die durstig macht. "Bei diesem Wetter werden sicherlich einige Gäste unter den Schirmen Platz nehmen. Aber wenn die Sonne richtig scheint, dann sitzt man doch lieber unter freiem Himmel."

Die Investition in den Lärmschutz habe ihn 12.000 Euro gekostet: "Ich weiß nicht, wie ich diese Ausgabe je wieder reinbekommen soll." Aber momentan treibt ihn eher die Frage um, "wie und ob man die Schirme attraktiver gestalten kann und ob Werbung darauf zulässig ist. So wirkt das doch sehr trist", sagt Yalzin.

Einige Meter weiter sind vor dem Café Presse die meisten Tische unter den Lärmschutzschirmen besetzt. Dafür, dass es sie überhaupt gibt, zeigen die Gäste wenig Verständnis: "Das Schanzenviertel ist kein Dorf. Das weiß man doch, wenn man hierherzieht", sagt Philippa Kreis aus Blankenese. Die Schanze lebe schließlich von dem Flair der Außengastronomie, ergänzt ihre Begleiterin Nina Burkhardt. Für die Winterhuderin steht fest: "Wenn die Sonne richtig scheint, würde ich mich nicht unter diesen Schirm setzen."

Gegenüber, vor den Lokalen La Paloma und Park, stehen die Tische noch unter freiem Himmel. Der Chef vom Restaurant Park wirkt genervt. Eigentlich will er über das Thema gar nicht mehr sprechen: "Das ist für mich erledigt. Wir haben die Schirme bezahlt, es gab Lieferschwierigkeiten, nächste Woche sollen auch unsere eintreffen."

Haben sich die Schirme denn nun bewährt? "Ein Fazit wird erst am Ende der Saison gezogen", sagt Mark Classen. Der SPD-Vizefraktionschef in der Bezirksversammlung Altona räumt aber auch ein: "Die Schirme an der Susannenstraße sind ein erster Schritt, aber kein Allheilmittel gegen die Lärmproblematik in einem Vergnügungsviertel wie der Schanze."