Seit 1988 ist Wolfgang Krohn Honorargeneralkonsul von Thailand. Jedes Jahr schickt er ein Paket des Stangengemüses dorthin.

Hamburg. Der Tisch ist gedeckt, in der Filiale des Sala Thai am Kaiserkai. Wolfgang Krohn, Hamburger Honorargeneralkonsul des Königreichs Thailand, hängt seinen schwarzen Spazierstock mit dem Silbergriff an den Nachbarstuhl. Obwohl Thailand schon seit 1858 konsularische Beziehungen zu den Hansestädten pflegte, sei er erst der vierte Konsul in Hamburg. Während der Kriege habe es lange Lücken gegeben. Und sein Vorgänger Gerhard Link, der amtierte 35 Jahre.

Wolfgang Krohn übernahm 1988. Damals war seine Firma der größte Devisenbringer Thailands. Sie ließ dort Tapioka anbauen, eine hoch stärkehaltige Wurzel, und exportierte Stärke-Pellets nach Deutschland. Aus ersten Probelieferungen 1962 entstand ein Exportvolumen von sechs Millionen Tonnen jährlich. "Unsere Firma war meist mit einem Viertel davon dabei." Krohn baute Fabriken, erwarb eigene Schiffe.

Wolfgang Krohns Vater hatte 1934 den Futtermittelhandel begonnen, damals noch innerdeutsch. Nach dem Krieg, mit der EWG, internationalisierte sich das. 1994 änderte die EU ihre Agrarpolitik, die Preise fielen, Tapioka-Import wurde praktisch über Nacht wirtschaftlich uninteressant. "Zum Glück haben wir alles bis auf die Schiffe rechtzeitig verkauft", sagt Krohn. Er schloss den Handelsbetrieb; im 1983 gebauten Kontorhaus An der Alster 85, wo auch das Generalkonsulat residiert, wurden Etagen vermietet.

Dieser Wandel, aber auch die politischen Stürme in Thailand hätten seine konsularische Arbeit in den vergangenen 24 Jahren nicht tangiert. "Die Thais sind da sehr konservativ und tragen da nicht viel nach außen, um nicht ihr Gesicht zu verlieren", sagt er diplomatisch.

Krohn bestellt Tom Ka Gai, die thailändische Kokos-Huhn-Suppe, Bratnudeln mit Huhn, dazu schwarzen Tee. Dreistellig ist die Zahl seiner geschäftlichen Thailand-Besuche. "Damals hab ich leider versäumt, das Land kennenzulernen, das hab ich aber nachgeholt." Noch heute fährt er einmal pro Jahr mit der Familie hin, oft in den königlichen Badeort Hua Hin. In Thailand, sagt er, habe er gelernt, relativ scharf zu essen. Und die Menüs der vorzüglichen Straßenküchen auch aus Blechgeschirr zu genießen.

Die Tom Ka Gai kann auch der deutsche Koch in der Firmenkantine. Den hat er mal nach Bangkok geschickt, zur "kulinarischen Entwicklungshilfe". Dem König hatte man frischen Spargel geschenkt, und Seine Majestät fragte sich, was die Deutschen wohl daran fänden. Die Lösung: In der Palastküche wusste man nicht, dass man Spargel schälen muss. Krohn schickte Koch und Spargel und versorgt das Königshaus bis heute jährlich mit einem großen Paket Spargel per Luftfracht.

Seit dem Verkauf des Handelsbetriebs 1994 unterhält er keine Handelsbeziehungen mehr mit Thailand, aber die Freundschaften blieben. Er hat 1993 in Thailand die Wolfgang-Krohn-Foundation errichtet, der in Deutschland seit 2007 die Krohn-Stiftung zur Seite steht. Sie hat etliche Schulen gebaut, im armen Norden Thailands, vergibt Stipendien an begabte Schüler. Und er unterhält das Generalkonsulat. "Als man mich gefragt hat, hab ich mir gesagt: Du hast 30 Jahre in diesem Land gearbeitet, du bist ihm etwas schuldig."

Als Honorargeneralkonsul betreut er mehr als 3000 Thais allein in der Metropolregion Hamburg. Er hat aber immer noch enge Verbindungen ins Land. Zum Beispiel zu Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn. Sie weihte 2002 die prachtvolle Thai-Sala bei Hagenbeck ein, die Krohn gestiftet hatte. "In Hamburg gibt es eine rege thailändische Community", sagt Krohn und nennt die 1983 gegründete Thaibuddhistische Vereinigung und den Thailändisch-Deutschen Kulturverein e. V., der seit 1993 besteht.

Deshalb werden auch das traditionelle Frühjahrsfest Songkran und das Lichterfest Loy Krathong in Hamburg ausgiebig gefeiert. In der vergangenen Woche hat er den Empfang zum 150. Jahrestag der deutsch-thailändischen Beziehungen ausgerichtet, an der Universität gab es den dritten Thai-Tag.

Krohn denkt manchmal über einen Rückzug aus dem Konsulat nach. "Ich hoffe aber, dass mein Sohn Stefan Karsten das mal übernehmen kann." Seine Tochter Bettina Rhensius-Krohn ist bereits Honorarkonsulin - von Mali.