Hamburg. Die Grünen in Eimsbüttel fordern auf der Hauptstraße Tempo 30, um Fußgänger zu schützen. So häufig krachte es bislang.

Der Lokstedter Steindamm in Hamburg-Lokstedt ist mit 313 Verkehrsunfällen und fast 100 Verletzten innerhalb von vier Jahren für Eimsbüttels Politiker ein Unfallschwerpunkt: Die Grünen fordern daher die Prüfung von Tempo 30 – zu bestimmten Tageszeiten – und weitere Maßnahmen zur „effektiven Geschwindigkeitsreduktion“. Besonders für Fahrradfahrer ist es dort gefährlich. Sie sind häufig in Unfälle verwickelt. Das zeigen jetzt konkrete Zahlen der Polizei.

Erst im September war es zu einem folgenschweren Lkw-Unfall mit einem lebensgefährlich Verletzten gekommen. Dieser Vorfall hatte in der Bezirkspolitik eine Debatte über die Verkehrssicherheit der Straße ausgelöst.

Hamburg: 313 Unfälle zwischen 2019 und 2023 am Lokstedter Steindamm

Offizielle Zählungen der Polizei ergeben nun 313 Verkehrsunfälle mit 92 Verletzten innerhalb von vier Jahren (2019 bis Ende September 2023). Die gute Nachricht: Im Vergleich zum Jahr 2019 sind die Verkehrsunfälle am Lokstedter Steindamm im vergangenen Jahr von 67 auf 52 zurückgegangen.

Auch werden weniger Menschen bei Unfällen verletzt: Waren es im Jahr 2019 15 Verletzte, fiel diese Zahl im Jahr 2023 auf insgesamt neun Verletzte. Die häufigste Unfallursache sind Fehler beim Wechseln der Fahrspur oder die Missachtung des Reißverschluss-Systems: Dabei kam es 2019 zu 13 Unfällen und im Jahr 2023 zu elf Zwischenfällen, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Eimsbütteler SPD-Fraktion zur Verkehrssituation.

Lokstedter Steindamm: Unfallschwerpunkt mit Fahrradfahrern

Sorgen bereitet der Polizei demnach das unerlaubte Abbiegen und Wenden im Bereich der Süderfeldstraße. „Viele Fahrzeugführer befahren die Straße Süderfeldstraße und biegen dann verbotswidrig nach links in den Lokstedter Steindamm“, so die Polizei in der Antwort auf die SPD-Anfrage. Entsprechende Verkehrsschilder würden viele Autofahrer ignorieren.

Auffällig sind zudem Unfälle mit Fahrradfahrern am Knoten Lokstedter Steindamm/Wiben-Peter-Straße: Dort sind vier Fahrradfahrer innerhalb von 36 Monaten in einen Unfall verwickelt worden (Stand April 2023). Gleiches gilt für den Bereich Lokstedter Steindamm Höhe Hausnummer 1 bis 5. Dort hatten innerhalb von 12 Monaten fünf Radfahrer einen Unfall (Stand Mai 2022).

Dort bilden die Radfahrunfälle tatsächlich einen Unfallschwerpunkt. Das betrifft aber nicht den gesamten Lokstedter Steindamm, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage des Abendblatts.

Gastronom am Lokstedter Steindamm: „Täglich bekommen wir haarscharfe Situationen mit“

Dennoch bleibt die Lage dort schwierig. Andi Jakub Ebel vom Elimar Restaurant des Eimsbütteler Turnverbands (ETV) findet die Verkehrssituation am Lokstedter Steindamm beängstigend: „Die fehlenden Querungsmöglichkeiten, die zu hohen Geschwindigkeiten, zu enge Fußwege und Radwege, eine unzureichende Ampelschaltung sowie keine Wendemöglichkeit für PKWs, stellen auf der Höhe Veilchenweg/Lokstedter Steindamm ein erhebliches Gefahrenpotenzial dar. Täglich bekommen wir haarscharfe Situationen mit.“

Tatsächlich war überhöhte Geschwindigkeit im vergangenen Jahr laut Auswertung keine Unfallursache. Das Überqueren der Straße dagegen sieht das zuständige Polizeikommissariat 23 an der Troplowitzstraße auch verbesserungswürdig und empfiehlt daher eine weitere Straßenüberquerung: „Eine zusätzliche Überquerung auf Höhe der Straßen Buchenallee/Plantanenallee wäre aus Sicht des PK 23 sinnvoll, da die Entfernung zwischen den beiden LSA (Anmerkung der Redaktion: Lichtsignalanlagen, also Ampeln) 600 Meter beträgt.“

Verkehr Hamburg: Fußgänger und Radfahrer besser schützen

Bislang gibt es in Fahrtrichtung Siemersplatz vier Möglichkeiten, die vierspurige Straße zu überqueren. Das sei viel zu wenig. Vor allem nach der Schule müssten sehr viele Schülerinnen und Schüler, Familien und andere an Ampeln mit kurzen und seltenen Querungszeiten warten und sich den Gefahren des Autoverkehrs aussetzen. Am Nachmittag und in den Abendstunden seien außerdem zahlreiche Besucher auf dem Weg zu den Sportanlagen.

Sebastian Dorsch von den Grünen in Eimsbüttel: „Über 300 Unfälle mit fast hundert Verletzten seit 2019 – und das trotz Lockdown –, 2017 ein Todesfall: Die sehr hohen Unfallzahlen am Lokstedter Steindamm zeigen, dass es einen dringenden Handlungsbedarf gibt, um schwächere Verkehrsteilnehmende wie Fußgänger und Radfahrer auf ihrem Weg zur Bushaltestelle, zur Schule oder Kita, zum Sportverein oder einfach nach Hause besser zu schützen.“ Die Grünen hatten sich neben anderen Maßnahmen auch für ein mögliches Tempo 30 ausgesprochen.

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Ernst-Christian Carsten Schütt von der SPD-Fraktion in der Eimsbütteler Bezirksversammlung fordert zwar ebenfalls eine zusätzliche Möglichkeit, um den Lokstedter Steindamm im Bereich zwischen Veilchenweg und Süderfeldstraße sicher zu überqueren: „Das ist in der Planung etwas aufwendig, sollte sich aber lohnen, weil sich der vorgesehene Standort auf der Höhe von Sportanlagen rechts und links vom Lokstedter Steindamm befindet.“

Von einem generellen Tempo auf der Hauptverkehrsstraße halten die Sozialdemokraten aber nichts: „Anders als von den Grünen behauptet, ist nicht überhöhte Geschwindigkeit die Hauptunfallursache, sondern – wie zu erwarten war – vor allem fehlerhafte Fahrbahnwechsel sowie unzulässiges Wenden oder Rückwärtsfahren“, so Schütt.