Hamburg. Ebru Yaral wird bei ungewöhnlichem Rennen um die Welt zur Rückkehr nach Südafrika gezwungen. Wie es für die Seglerin weitergeht.

Eigentlich sollten sie schon seit mehr als zwei Wochen auf dem Weg nach Auckland in Neuseeland sein. Eigentlich. Doch die Segelyacht „Sterna“ mit der Hamburgerin Ebru Yaral an Bord, hat erst jetzt Südafrika Richtung Auckland verlassen. Der Grund ist ein Ruderschaden, der die Crew zu einem längeren Zwischenstopp in Südafrika zwang.

Wir sind erst am 7. November in die zweite Etappe gestartet, zwei Tage später als die gesamte Flotte, weil unser Baum defekt war“, sagt Ebru Yaral aus Eimsbüttel. Trotz der Verspätung sei die Crew extrem motiviert gewesen, den Rückstand im Ocean Globe Race aufzuholen. „Alles lief wunderbar, bis wir eher durch einen Zufall einen Schaden am Ruder festgestellt haben“, so die Hamburgerin.

Ocean Globe Race: Weltumsegelung – Ruderschaden zwingt Yacht zur Rückkehr

Die Verbindung zwischen Ruderschaft und Boot habe ein gewisses Spiel gehabt, was sie eigentlich nicht haben dürfe. „Also hat unser Skipper entschieden, umzudrehen, um alles genau prüfen zu lassen.“ Die Gefahr, das Ruder ganz zu verlieren, sei schlicht zu groß gewesen.

„An Bord waren wir natürlich alle auch sehr frustriert darüber – keiner von uns wollte wirklich umdrehen, sondern lieber weitersegeln“, sagt Yaral. „Aber wir waren uns ebenfalls einig, dass die Sicherheit und Gesundheit von Boot und Crew das höchste Gut ist und dass wir es nicht riskieren wollen, das Ruder irgendwo im Südindischen Meer zu verlieren.“

Ebru Yaral aus Hamburg an Bord der „Sterna“. Sie ist für den Funkverkehr zuständig.
Ebru Yaral aus Hamburg an Bord der „Sterna“. Sie ist für den Funkverkehr zuständig. © Dr Gerrit Louw | Dr Gerrit Louw

Die „Sterna“ nimmt am Ocean Globe Race teil, einem Segelrennen einmal um die Welt. Doch das Ocean Globe Race ist kein normales Segelrennen, in dem es um Hightech und maximale Geschwindigkeiten geht wie beim Ocean Race, an dem zuletzt der Hamburger Boris Herrmann teilnahm. Das Ocean Globe Race ist ein Retrorennen, das an die Anfänge des heutigen Ocean Race vor genau 50 Jahren erinnern soll.

Ocean Globe Race: Es sind nur Schiffe dabei, die vor 1988 entworfen wurden

Besondere Vorgaben machen das Rennen so außergewöhnlich. So können nur Schiffe teilnehmen, die vor 1988 entworfen wurden. An Bord dürfen keine technischen Hilfsmittel verbaut sein, wie Anlagen zum Einrollen der Segel. Auch moderne Materialien wie Kohlefaser sollten nicht zu finden sein. Dazu sind keine technischen Geräte an Bord gestattet – wie GPS, Plotter, Handys oder Satellitentelefone.

Die Segelyacht „Sterna“ an Land in Südafrika. Mittlerweile schwimmt das Boot wieder und ist unterwegs nach Neuseeland.
Die Segelyacht „Sterna“ an Land in Südafrika. Mittlerweile schwimmt das Boot wieder und ist unterwegs nach Neuseeland. © Ebru Yaral | Ebru Yaral

Der unplanmäßige Zwischenstopp der „Sterna“ erfolgte in Mossel Bay, dem einzigen Hafen, in dem das Schiff schnell aus dem Wasser genommen werden konnte. Ende vergangener Woche waren dann die Arbeiten endlich erledigt, das Boot wieder segelklar.

„Allerdings konnten wir aufgrund von administrativ-bürokratischen Themen leider nicht während des Wochenendes ausklarieren und weitersegeln, sondern mussten bis heute warten“, sagt Ebru Yaral am späten Dienstagabend. Immerhin hätte die Crew das freie Wochenende genutzt und Ausflüge gemacht.

Weihnachten und Silvester wird die Crew auf See verbringen

„Wir sind somit über unseren Frust hinweg und konnten wieder frisch und motiviert starten.“ Leider sei nun das Ziel, vor Weihnachten in Auckland anzukommen, in weite Ferne gerückt. „Auch vor Silvester werden wir es nicht schaffen.“ Aber die Crew habe sich in den freien Tagen etwas überlegt. „Wir machen einen kleinen Julklapp, wofür jedes Crewmitglied einem anderen ein Geschenk besorgt hat.“

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Außerdem gebe es Weihnachtsmänner zu Nikolaus und einen englischen Weihnachtspudding. „Eine internationale Crew lebt internationale Traditionen“, sagt Ebru Yaral und lacht.

Ocean Globe Race: In Auckland soll ein neuer Skipper an Bord gehen

Auch in der Crewzusammensetzung hat sich spontan eine Änderung ergeben. Skipper Rufus Brand kann aus „privaten“ Gründen nicht weiter an dem Rennen einmal um die Welt teilnehmen. „Somit werden wir nur zu siebt sein für diese Etappe, und unsere erste Offizierin Melissa DuToit wird als Skipperin fungieren“, sagt Ebru Yaral.

In Auckland, so der Stand, soll dann der neue Skipper Jeremy Bagshaw an Bord gehen. „Jeremy ist ein sehr erfahrener Segler und hat zuletzt das Golden Globe Race mitgesegelt, einmal um die Welt ohne Stopps und alleine.“