Hamburg. Gewerkschaft und Geschäftsführer liefern sich Schlagabtausch um Notdienstplan. Letzter Appell: „Lassen Sie unsere Tiere in Ruhe.“

Nachdem die Gewerkschaft IG BAU Anfang der Woche einen unbefristeten Streik bei Hagenbecks Tierpark angekündigt hat, muss Geschäftsführer Dirk Albrecht nun jeden Tag damit rechnen, dass ein Teil der Mitarbeiter die Arbeit niederlegt. 60 der 160 Tierpark-Mitarbeiter hatten sich für einen Streik ausgesprochen. Gefordert wird ein einheitlicher Haustarifvertrag.

Doch vorher sorgt schon der Notdienstplan für Streit – der auf der großen Bühne ausgetragen wird. Der besagte Notdienstplan soll sicherstellen, dass das Tierwohl während des Streiks nicht gefährdet ist.

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Die Gewerkschaft, die diesen Plan ausarbeiten will, hatte Albrecht nach eigenen Angaben Anfang der Woche um Informationen dazu bis Donnerstag gebeten: Wann werden wo wie viele Mitarbeiter gebraucht? Und wie sieht der konkrete Dienstplan aus? Der Tierpark-Chef schlug stattdessen kommenden Montag zur Stellungnahme vor. Die Fristsetzung bis Donnerstag für eine Stellungnahme bezeichnete er als „unzumutbar kurz“.

Für die Gewerkschaft ist Montag aber offenbar zu spät. Darum verfasste die IG BAU schon jetzt einen Entwurf für den Notdienst und schickte diesen an den Tierpark. Hagenbeck wiederum schmetterte den Vorschlag auf allen Ebenen ab – mit einem öffentlichen Appell über den großen Presseverteiler.

Hagenbeck: Gewerkschaft zeigt sich „irritiert“ über Vorgehen des Zoo-Chefs

Die Gewerkschaft zeigte sich ob dieses Verfahrens „irritiert“. „Dass diese Informationen nicht zuerst an uns, sondern gleich an die Presse gegangen sind, verstehen wir nicht“, sagte Pascal Lechner von der IG BAU.

Die Gewerkschaft hatte zuvor vorgeschlagen, dass die Tierpfleger zunächst von 6.30 bis 9.30 Uhr arbeiten und danach die Arbeit niederlegen und den Tierpark verlassen. Bei Engpässen sollten einzelne Streikende wieder zurück in den Dienst kommen, um zu unterstützen.

Albrecht dazu: „Das ist aus Tierwohlsicht nicht akzeptabel und auch nicht möglich. Die Tiere müssen schon aus tiermedizinischer Sicht den ganzen Tag über betreut und überwacht werden. Unsere Zoologen halten die Gewerkschaftspläne für unprofessionell und gegenüber den Tieren für unverantwortlich.“

Zoologische Experten: Tierpflege aus dem Streik herausnehmen

Am Mittwoch richtete sich Hagenbeck dann mit einem „eindringlichen Appell“ der zoologischen Experten des Tierparks an die Presse und die IG BAU. Titel: „Bitte lassen Sie unsere Tiere in Ruhe.“

Darin heißt es: „Wir beobachten mit großer fachlicher Sorge, dass Sie auch den Bereich der Pflege unserer mehr als 1000 wertvollen, exotischen Tiere im Außengelände und mehr als 3000 Tiere im Tropenaquarium durch tägliche Reduzierung der Tierbetreuung bestreiken wollen.“ Man bitte daher „eindringlich und öffentlich“, den Bereich der Tierpflege aus dem Streik herauszunehmen.

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Im Weiteren führen die Experten die Bedenken weiter aus. Genannt wird etwa, dass einige Tiere mehrfach am Tag gefüttert werden müssten. Konkret ist auch von den Elefanten die Rede, die als Herde möglichst täglich auf die Außenanlage müssten – die überdachte Halle sei nicht geeignet für einen längerfristigen Aufenthalt.

Auch mögliche medizinische Probleme und akute Verletzungen müssten den ganzen Tag über überwacht werden. Zudem müssten die Gehege mehrmals am Tag gereinigt werden. „Wenn die Tiere in ihrem eigenen Kot herumlaufen, so droht die Verbreitung von Parasiten.“ Insbesondere beim Tropenaquarium bedürfe es außerdem eines enormen technischen Aufwandes. Die Technik müsse ständig kontrolliert werden.