Hamburg. „Zu verschenken“, steht auf einem Zettel in dem grünen Karton, der auf einem Außentisch vor dem Schaufenster steht. Darin warten ein paar Vasen auf neue Besitzer. Aber noch hat der Ausverkauf nicht begonnen, auch wenn viele das befürchten, die in diesen Tagen am Fadda vorbeikommen. „Ständig werden wir gefragt, ob wir jetzt schließen“, sagt Inhaberin Susanne Skovmand-Fadda.
Schuld ist eine Immobilienanzeige, die in den sozialen Netzwerken Karriere gemacht hat. „Schönes Restaurant Hamburg-Eimsbüttel“, so die Überschrift. Neun Zimmer, 226 Quadratmeter, gut 4000 Euro Miete inklusive Nebenkosten. „Tagsüber gibt es im Bistro feine Spezialitäten und einen fantastischen Mittagstisch zu genießen“, heißt es in der Objektbeschreibung schwärmerisch: „Am Abend öffnet das Restaurant auf der anderen Seite des Geschäftes, und man kann sich mit leckerem Essen aus dem Süden verwöhnen lassen.“
Restaurant Hamburg: Fadda in Eimsbüttel schließt
Fragt sich nur, wie lange noch. Äußerlich deutet bisher nichts auf das nahende Ende hin. Aus einer Kühltruhe steigt der Duft von frischem Pecorino-Käse, Schinken und Antipasti auf, in den Regalen stehen Weinflaschen, Nudeln und Olivenöle.
Aber spätestens Anfang nächsten Jahres soll das Lokal Geschichte sein – zum Bedauern vieler treuer Kunden und auch der Faddas selbst. „Der Abschied fällt uns sehr schwer“, sagt Susanne Fadda (65) und lässt den Blick über ihr Lebenswerk schweifen. „Es werden sicher viele Tränen fließen.“
Restaurant Hamburg: Faddas eröffneten 2008 Trattoria
Vor 27 Jahren hat sie mit ihrem Mann Fausto (66) in einem ehemaligen Fischladen einen italienischen Catering-Service gegründet. Über die Jahre wuchs der Betrieb immer weiter: erst zu einem Bistro und Ladengeschäft für Spezialitäten aus Sardinien, der Heimat von Fausto Fadda. Als 2008 der Laden nebenan frei wurde, eröffneten die Faddas dort eine Trattoria. Ein Durchbruch hinter der Treppe des Wohnhauses verbindet jetzt die beiden Bereiche.
Und das Geschäft? Läuft. „Eimsbüttel ist ein tolles Pflaster und hat sich sehr gut entwickelt“, sagt Susanne Fadda. Besonders gefragt sind neben dem Pecorino vor allem das sardische Knusperbrot, Cannonau-Weine, Fregula-Nudeln, Olivenöl und zunehmend auch das Bier der Marke Ichnusa.
Restaurant Faddas suchen Nachfolge für ihr Lokal in Eimsbüttel
Aber natürlich ist auch die Arbeit immer mehr geworden. Und irgendwann muss damit einmal Schluss sein, fanden die Faddas – schon aus gesundheitlichen Gründen. Ihren Ruhestand wollen sie im Süden Sardiniens verbringen und etwas von der Welt sehen. Tochter Anna Caterina (28) ist als Schauspielerin ohnehin viel unterwegs. Das Geschäft muss also jemand anders übernehmen. „Liebevolle Hände“ sollten es sein, gern italienische.
Aber die sind selbst für ein gut gehendes Geschäft in diesen Zeiten nicht leicht zu finden. Überhaupt macht der Personalmangel den Faddas den Abschied etwas leichter – genau wie die Hamburger Bürokratie. Seit September ist der Heußweg eine Bewohnerparkzone. Eine Ausnahmegenehmigung für „betriebsnotwendige Fahrzeuge“ bekam das Lokal auch für seinen Catering-Serrvice nicht. Jetzt fährt Fausto Fadda seinen Lieferwagen morgens nach dem Ausladen wieder zurück ins heimische Lokstedt und rollt dann ein zweites Mal mit dem Fahrrad an.
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Den Kontakt zu ihrer Hamburger Kundschaft wollen die Faddas auch auf dem fernen Sardinien nicht verlieren. Wenn sich ein geeignetes Objekt findet, wollen sie langjährigen Gästen eine Ferienwohnung anbieten. Und vielleicht einen Kochservice, wenn sie selbst einmal wieder in Hamburg sind. Einen Arbeitstitel dafür gibt es schon: Fadda@home.
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