Hamburg. Und wieder stößt die Stadt schon vor einer Straßensanierung auf Widerstand: Bei einer Infoveranstaltung zu geplanten Erneuerungen des Weidenstiegs und der Tornquiststraße, die als Teil der Veloroute 2 saniert werden sollen, ist es am Donnerstagabend zu großen Diskussionen gekommen.
Parkplätze sollen wegfallen, Fahrradwege sicherer gestaltet und Grünflächen gestutzt werden. Zuvor soll der Straßenbelag, derzeit Kopfsteinpflaster, aufgerissen und neues geschnittenes Kopfsteinpflaster verlegt werden. Die Bordsteinkanten müssten abgesenkt werden.
Das Modell sieht nur Längsparkplätze vor
Mit diesen Planungen, vor allem in Bezug zu den reduzierten Stellflächen, waren die Anwohner der Eimsbütteler Straßen allerdings nicht einverstanden. „Es wurden bereits im Henriettenweg acht Parkplätze gestrichen, da können nicht noch weitere wegfallen“, sagt eine Anwohnerin. Durch geplante Längsparkplätze würden weitere acht Parkplätze von der Bismarckstraße zum Eppendorfer Weg wegfallen.
Momentan befinden sich an dieser Stelle Schrägparkplätze. „Diese brauchen einen Rangierstreifen, damit keine Fahrradfahrer gefährdet werden. Dafür ist an diesen Stellen allerdings kein Platz da“, sagte Tanja Windhorst von der Ingenieurgesellschaft Schmeck und Junker.
Stellflächen sollen an Bismarckstraße kompensiert werden
Die Anwohner waren da anderer Meinung, denn es hätte jahrelang auch so geklappt. Vom Henriettenweg zum Schulweg würden laut Planung weitere vier Parkplätze aufgrund dessen wegfallen. Dafür sind neue Parkplätze von der Fruchtallee zur Bismarckstraße geplant. Dort gibt es zurzeit 42 Parkplätze, geplant seien 57.
Der Fokus des Ausbaus liege jedoch auf dem Radverkehr. Heute stehen im Bereich der Tornquiststraße, des Weidenstiegs und der Bismarckstraße 78 Fahrradbügel, geplant sind 144. Zusätzlich sollen die Fahrradbeläge verbessert werden, dafür ist ein geschnittenes Kopfsteinpflaster vorgesehen, welches das alte schwer befahrbare Kopfsteinpflaster ersetzen soll.
Kopfsteinpflaster soll erhalten bleiben
„Der Boden wird dafür komplett aufgerissen und neu verlegt“, sagt Stefan Osternack von der Ingieneurgesellschaft Lehne. Die Anwohner verstehen jedoch nicht, wieso es teilweise nicht so bleiben könne. „Ich bin eine stolze Radfahrerin und komme bisher sehr gut in diesen Bereichen vorwärts“, sagt eine Anwohnerin.
Ein weiterer großer Streitpunkt entwickelte sich aus der geplanten "unechten" Einbahnstraße. Denn wenn Autofahrer künftig aus der Tornquiststraße kommen, können sie nur noch rechts auf die Emilienstraße abbiegen, da kein Einfahren nach links mehr möglich sei. „Da muss man jetzt, wenn man keinen Parkplatz findet, einmal herum fahren, wieder auf die Fruchtallee. Das geht doch so nicht“, beschwerte sich eine Anwohnerin. Das Parkplatzsuchen würde sich so deutlich schwieriger gestalten.
Bäume müssen gefällt werden
Da bisher einige Grünflächen dem Bau im Weg sind, sollen auch sieben Bäume gefällt, dafür aber 26 neue gepflanzt werden. „Wieso soll ein so alter Baum gefällt werden, der niemanden stört und an einer anderen Ecke ein neuer gepflanzt werden“, sagte ein Anwohner. Das Unverständnis für die Planungen war relativ groß.
Doch es gab auch einigen Zuspruch. Einige Anwohner sehen die Planungen zugunsten der Radfahrer als positiv an, da durch das geschnittene Kopfsteinpflaster eine erhebliche Erleichterung anfallen würde.
Fahrrad-Club fordert Verzicht auf Kopfsteinpflaster
Anders als etwa der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Hamburg: In einer Mitteilung heißt es: "Die Veloroute 2 soll in Eimsbüttel über den Weidenstieg und die Tornquiststraße geführt werden, die in weiten Teilen bisher Kopfsteinpflaster als Belag haben. Für den Fahrradclub steht Kopfsteinpflaster im Widerspruch zum Konzept der Velorouten."
Zweck der Velorouten sei, dass Radfahrer sicher, komfortabel und zügig unterwegs sind, so Stefanie Miczka, Verkehrsreferentin des ADFC Hamburg. "Auf Straßen mit Kopfsteinpflaster ist das nicht möglich, dieser Belag ist für Velorouten denkbar ungeeignet", so Miczka.
Huckelpisten sollen bei Velorouten ausgeschlossen werden
Viele Radfahrer würden bislang im Weidenstieg die Fahrbahn meiden und stattdessen den Gehweg nutzen. Der ADFC fordert deshalb von der Stadt, dass die Velorouten dann auch entsprechend ausgebaut werden müssen. "Wer es ernst meint mit der Fahrradstadt, der beachtet die Qualitätsstandards für Velorouten, welche Kopfsteinpflaster in jeglicher Form ausschließen", so Miczka.
Die Bedenken einiger Anwohner im Weidenstieg und in der Tornquiststraße, dass eine Asphaltierung zu einer erhöhten Geschwindigkeit des Autoverkehrs führen könnte, teilt der ADFC nicht. Miczka: "In der Lortzingstraße oder in der Hellbrookstraße, die im Zuge einer Umgestaltung asphaltiert wurden, ist das nicht eingetreten."
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