Rotherbaum

Mit 70 Jahren um die Welt – Großmutter als Au-pair

| Lesedauer: 3 Minuten
Matthias Schmoock
Agatha Martin (v. l.), Greta Silver,
Carmela Röhr und Brigitte Matzick sind
nicht zu bremsen

Agatha Martin (v. l.), Greta Silver, Carmela Röhr und Brigitte Matzick sind nicht zu bremsen

Foto: Klaus Bodig / HA

Michaela Hansens Vermittlungsagentur feiert fünfjähriges Bestehen. „Es ist nie zu spät für ein neues Abenteuer“, sagt Hansen.

Hamburg.  Bei dem Wort Au-pair-Mädchen hat jeder das Bild einer jungen Frau vor Augen. Sie steht dann beispielsweise am Herd oder spielt mit den Kindern ihrer Gastfamilie. Eine Au-pair-Granny tut das auch, einziger Unterschied: Sie ist schon älter und eben oft bereits Granny – also Großmutter.

50 solcher Damen trafen sich jetzt im Gästehaus der Uni an der Rothenbaumchaussee zum Meinungsaustausch und Feiern. Anlass war der fünfte Geburtstag der Agentur „Granny Aupair“. Die bietet Frauen der Altersklasse 50 plus die Chance, für längere Zeit als Au-pair ins Ausland zu gehen. „Es ist nie zu spät für ein neues Abenteuer“, sagt Gründerin Michaela Hansen, selbst vierfache Großmutter. Viele ihrer Grannys seien übrigens „Wiederholungstäterinnen“, berichtet sie: Noch während sie bei einer Familie im Ausland sind, suchen sie nach der nächsten. Seit der Gründung der Firma im Jahr 2010 sind mehr als 500 Frauen in mehr als 40 Länder gereist.

Agatha Martin, 70, war schon viermal im Einsatz, unter anderem in Kanada, Thailand und Australien. „Man bekommt auf diese Weise viel tiefere Einblicke in die Kultur eines Landes als beispielsweise bei einer Urlaubsreise“, berichtet die patente Dame.

„Und man kann die eigene Lebenserfahrung einbringen“, ergänzt Brigitte Matzick, 60. Die brauchte sie auch – zum Beispiel, als sie in North Dakota drei Kinder bei minus 30 Grad hütete. „Das war schon nicht ohne.“ Carmela Röhr, die schon immer gern gereist ist, hat unter anderem ein neunjähriges Mädchen in China betreut. „Die Einblicke, die ich dadurch in die Kultur des Landes bekommen habe, waren längst nicht so oberflächlich wie die auf einer Urlaubsreise“, findet Röhr.

Die Idee geht auf eine Dokumentation im Fernsehen zurück

Die Idee kam Hansen, als sie 2009 die TV-Dokumentation „Auf und Davon“ anschaute, die junge Au-pairs auf ihren Reisen durchs Ausland begleitete. „Während ich diese Doku sah, habe ich mich gefragt, ob ich auch in meinem Alter noch Au-pair werden kann“, erzählt Hansen. Im Internet konnte sie dazu keine weiteren Angebote finden – also beschloss sie, selbst eine Agentur für Frauen über 50 zu gründen. Die Idee entwickelte sich zu einem beispiellosen Erfolgsmodell.

So funktioniert Granny Au-pair: Auf der Internetseite des Unternehmens können sowohl ältere Frauen als auch Gastfamilien ein Profil erstellen und Kontakt aufnehmen. Die einzigen Kosten, die dabei entstehen, sind ein Mitgliedsbeitrag für die Zeit, in der man nach einer Granny oder nach einer Familie sucht. Bisher hat nur jede zehnte Au-pair-Großmutter ihren Aufenthalt abgebrochen.

„Wir verändern damit das Bild vom Alter und vom Rentendasein vollkommen“, sagt Michaela Hansen.

Um das zu unterstreichen, hat sie für die Jubiläumsfeier das Senior-Model Greta Silver eingeladen. Die 67-Jährige, die trotz ihrer weißen Haare glatt zehn Jahre jünger wirkt, weiß sich in Gesellschaft der Au-pair-Omas unter Gleichgesinnten. Die Botschaft der begeisterten Bloggerin teilen hier vermutlich alle: „Es ist toll, alt zu sein.“

( schmoo )

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Eimsbüttel