In Eidelstedt gibt es Protest von Anwohnern, Geschäftsleuten und Institutionen, weil eine Abbiegespur wegfällt. In einem Brief haben sich die Betroffenen an den zuständigen Senator Frank Horch gewandt.

Hamburg. Sie haben Angst vor dem Dauerstau und zahlreichen gefährlichen Verkehrssituationen für Schüler und Anwohner am Eidelstedter Platz. Der Grund für ihre schlimmsten Befürchtungen: das Busbeschleunigungsprogramm des Senats. Nach Protesten in Altona, in Steilshoop und am Mühlenkamp haben sich jetzt auch in Eidelstedt 15 soziale Einrichtungen, Betriebe und Bewohner rund um den Dörpsweg zu einer Interessengemeinschaft (IG) zusammengeschlossen, um gegen die Behördenpläne vorzugehen.

Darum geht es: Damit die Busse aus der Innenstadt und aus Lurup zukünftig schneller den Busbahnhof am Eidelstedter Platz erreichen und auch wieder verlassen können, wird der gesamte Kreuzungsbereich für 2,7 Millionen Euro umgebaut. Eine Konsequenz: Das Linksabbiegen aus der Eidelstedter Dorfstraße wird verboten. „Die Folgen wären fatal“, sagt Werner Fritz von der IG. „Wir erwarten erhebliche Gefährdungen und Einschränkungen nicht nur für die Anwohner der rund 400 Wohneinheiten, sondern auch für alle Personen, die unsere zahlreichen öffentlichen Einrichtungen in diesem Viertel aufsuchen.“

Und das sind nicht wenige. Es gibt die Elisabethkirche mit dem Gemeindehaus für ihre 9000 Mitglieder, einen Friedhof, das Gymnasium Dörpsweg mit 700 Schülern, eine Kita, ein Seniorenwohnheim und eine Altentagesstätte. Dazu das Autohaus Dello, eine Glaserei und ein italienisches Restaurant. „All dies sind Einrichtungen, die über Eidelstedt hinaus genutzt werden“, sagt Werner Fritz. Dürften die Nutzer jedoch nicht mehr links in Richtung Innenstadt und Lurup abbiegen, müssten sie über Dörpsweg und den Rungwisch, wo sich ebenfalls eine Grundschule befindet, fahren. Ein Umweg von rund 1,6 Kilometern.

Dietrich Nölting, Anwohner und Ingenieur, hat ausgerechnet, was das an zusätzlichem Verkehr bedeuten würde: „Bei täglich rund 1500 verhinderten Linksabbiegern, die künftig den Umweg benutzen müssen, sind das pro Jahr fast 500.000 zusätzliche gefahrene Kilometer in einer Wohnstraße.“

In einem Brief haben sich die Betroffenen an den zuständigen Senator Frank Horch gewandt, weil sie durch die Umbaumaßnahmen „erhebliche Nachteile erwarten, die wir nicht hinnehmen möchten“.

Dabei geht es um die Sicherheit der Kinder und der alten Menschen genauso wie um erwartete wirtschaftliche Einbußen. „Wenn das Verkehrsaufkommen im Dörpsweg zunimmt, steigt gleichzeitig die Gefährdung für die Schüler“, sagt Walter Brozzo, Elternratsvorsitzender am Gymnasium. Schon jetzt würden in der engen Straße Autos bei entgegenkommenden Fahrzeugen häufig auf den Fußweg ausweichen.

„Gerade die Elisabethkirche mit Friedhof und Kindergarten wird durch die Umbaumaßnahmen stark betroffen“, sagt Kirchenvorstand Hans Nanz. Etwa die Hälfte der rund 90 Kita-Kinder würde von ihren Eltern mit dem Auto gebracht und abgeholt. Sie müssten, genau wie die wöchentlichen Gottesdienst- und Friedhofsbesucher, einen erheblichen Umweg machen. „Auch die großen dreiachsigen Entsorgungs-Lkw müssen sich vom Friedhof kommend ihren Weg über den zugeparkten Dörpsweg bahnen.“

Mandy Stahl und Ingo Kunkel von der Seniorenresidenz befürchten erhebliche Nachteile für Besucher, Lieferanten und vor allem für die Rettungswagen. Aber auch für die Senioren hat die Busbeschleunigung Konsequenzen: Durch den Umbau auf eine fünfspurige Straße fällt die Mittelinsel bei der Fußgängerüberquerung zum Eidelstedt Center weg. „Schon jetzt gibt es Bewohner, die auf der Mittelinsel stehen bleiben, weil sie die Ampelphase nicht schaffen“, sagt Kunkel.

Da zudem Parkplätze an der Kieler Straße wegfallen, spricht Center-Manager Lorenz Körbelin von einer vehementen Einschränkung für das Einkaufszentrum, das von bis zu 15.000 Menschen pro Tag besucht wird.

Dabei hat die Initiative der Behörde ganz detaillierte Lösungsvorschläge unterbreitet. Unter Verzicht auf die südliche Fußgängerüberquerung könne für sechs Sekunden das Linksabbiegen – die derzeitige Grünphase beträgt mehr als 20 (!) Sekunden – erlaubt bleiben, bevor die Busse freie Fahrt haben. Außerdem gebe es längst intelligente Signalschaltungen, je nach Verkehrslage.

Helma Krstanoski, Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) betont, dass die Behördenleitung zwei lange, intensive und konstruktive Gespräche mit der Initiative geführt habe. Auch der neuerliche Vorschlag sei vorgestellt, diskutiert und letztlich verworfen worden. „Der Wegfall des Linksabbiegers ermöglicht eine optimierte Ampelschaltung mit einem deutlich verbesserten Verkehrsfluss in der Kieler Straße und in der Folge auch in der Elbgaustraße.“ Für die Anfahrbarkeit des ZOB stehe damit allen Bussen aus Süden kommend das größtmögliche Zeitfenster zur Verfügung.

Die betroffenen Bürger in Eidelstedt können die geplante einseitige Vorfahrt für die Busse nicht verstehen. „Durch eine minimale Einschränkung der Busbeschleunigung könnten eklatante Nachteile für einen ganzen Stadtteil abgewendet werden“, sagt Dietrich Nölting. Um ihre Forderungen durchzusetzen, hat die Initiative jetzt noch einmal einen Brief an Senator Horch geschickt. Die Antwort steht noch aus.