Der Hamburger Autor brachte Sudoku nach Deutschland und beliefert auch das Abendblatt. Sein Team wurde 2011 Weltmeister.

Hamburg. Es gibt einen Moment, den mag der Hamburger Rätselmacher Stefan Heine besonders gern: wenn bei einer Sudoku-Meisterschaft, für die er die Rätsel entworfen hat, ein Spieler ihm zu verstehen gibt, er würde ihm gern den Hals umdrehen. Dann weiß er: Die Anstrengung hat sich wieder einmal gelohnt. Denn Meisterschaftsrätsel - für die deutschen, die amerikanischen oder für die Weltmeisterschaft - die werden in Stellingen handgemacht; da arbeitet Heine in die Kästchenstrukturen viele Sonderbedingungen ein, um das Zahlenrätsel noch herausfordernder zu machen. Davon träumt er dann auch manchmal.

Seit 17 Jahren ist der Mann, der 1969 in Eckernförde zur Welt kam, im Rätselgeschäft. Er kam 1994, nach einem Studium in Kiel - Jura und Betriebswirtschaft - nach Hamburg. Die Mutter eines Freundes, Psychologin, schrieb eine Kummerkasten-Kolumne. "Das wäre doch schöne Unterhaltung auch für andere", dachte Heine. Mit Zustimmung der Autorin wurden mehrere Blätter angeschrieben, nach einer Woche hatte man drei Abonnenten, und Heine gründete seinen Presse-Service.

Horoskope kamen dazu, andere Angebote wurden ausprobiert und wieder eingestellt. Doch die Rätsel waren der Volltreffer. Heute beliefert Stefan Heines Presse-Service rund 400 Abnehmer, auch das Abendblatt. Seine Rätsel sind überall dort zu finden, wo Deutsch gesprochen wird; einer seiner entferntesten Abnehmer ist die deutschsprachige Zeitung "Condor" in Chile.

Angefangen hatte er mit Schwedenrätseln, also Kreuzworträtseln. Dafür gab es Computerprogramme, die er verfeinerte und mit immer neuen Fragen- und Antwort-Wörtern fütterte. Andere Rätselsorten kamen dazu, neue Programme wurden geschrieben.

Den Durchbruch brachte Sudoku. 1979 erfand der US-Architekt und Rätselmacher Howard Garns die vertrackten Kästchen, in die die Zahlen von 1 bis 9 nach bestimmten Regeln eingetragen werden müssen, jede nur einmal. 1986 kam diese Rätselart nach Japan. Eine Zeitung nannte sie Sûji wa dokushin ni kagiru - was wörtlich heißt: "Eine Zahl bleibt immer allein" und meint damit: Alle Zahlen kommen einmal vor.

In Japan entdeckte sie ein neuseeländischer Richter auf einer Reise. Er schrieb sechs Jahre lang an einem Computerprogramm, das ihm immer neue davon ausspucken konnte. Er bot sie der "Times" in London an, die sie druckte. Heine hörte davon und fuhr nach London, sah Busse, in denen Menschen Sudokus knackten, Cafés, in denen Gäste mit den Ziffern 1 bis 9 jonglierten.

Er brachte Sudokus nach Deutschland, und 2005 ging der Boom auch hier los, das Abendblatt war früh dabei. Noch 2005 organisierte Heine in Berlin die erste deutsche Meisterschaft; heute ist er Teamkapitän und trainiert das deutsche WM-Team, das im November Weltmeister wurde. Sein Name, sagt Heine, sei längst Markenzeichen für anspruchsvolle Sudokus geworden. Sein Presse-Service beliefert nicht nur Medien, er füllt auch Rätselbücher, ist im Internet und auf Facebook präsent. "Natürlich ist Rätseln Zeitvernichtung wie das Werkeln im Garten oder das Autoschrauben. Aber eine wunderbare: Man vergisst alles um sich herum, ist komplett in dieser einen Sache drin." Er selbst geht mit den Augen des Rätselmachers durch die Welt: Sieht er ein Geschäft, das Satelliten-Antennen verkauft und "Satanlagen" auf dem Schild stehen hat, wird daraus die Rätselfrage "Schichten des Teufels?" Aus Serenade wird "Abschied der Impfstoffe?" Diesen Blick muss man erst einmal haben.

300 Rätselbücher aus drei Jahrhunderten hat er gesammelt. Und könnte, mit dem Büro im Souterrain unter der Wohnung, auch das Wochenende durcharbeiten. Da aber sind seine Kinder Hannibal, Hugo und Helena sowie seine Frau vor. Denn immer freitags geht es ins Wochenendhaus am Wittensee bei Eckernförde. Und das einzige Rätsel, über das er dann nachdenkt, ist das ewige Rätsel der Menschheit: "Warum sind wir eigentlich hier? Und was soll das wohl alles?" Am Freitag, 2. März, wird die Regel durchbrochen: Da sitzt Stefan Heine in der "NDR Talk Show" (NDR Fernsehen, 22 Uhr) und spricht worüber? Natürlich über Rätsel.