Hamburg. In den Vier- und Marschlanden sind zwölf Bauprojekte erfasst. In welchen Stadtteilen Neubaugebiete entstehen könnten.

Der Wunsch nach einem Leben auf dem Land ist weit verbreitet: Jeder dritte Großstädter würde am liebsten auf dem Land wohnen. Das geht aus einer Studie im Auftrag der Zeit-Stiftung hervor. Bei sieben Prozent hat Corona diesen Wunsch verstärkt, bei zwei Prozent hat die Pandemie die Sehnsucht nach dem Land zum ersten Mal hervorgebracht.

Das Bestreben vieler Menschen nach Haus und Garten ist dem Bergedorfer Bezirksamt durchaus bewusst. Ebenso, dass sich mit den Vier- und Marschlanden ein begehrlicher Landstrich im Verwaltungsbezirk befindet. Hier gelte es aber mit Augenmaß zu entwickeln, betont Lars Rosinski, seit Anfang des Jahres Baudezernent im Bergedorfer Bezirksamt. Dem Bestreben seines Vorgängers Uwe Czaplenski nach behutsamer Verdichtung könne er sich nur anschließen: „Wir bauen lieber um die Ortskerne herum“, sagt Lars Rosinski.

Immobilien Hamburg: So viele Wohnungen entstehen in Bergedorf

Dennoch ist das Bezirksamt auch gefordert, in jedem Jahr 800 neue Wohnungen zu genehmigen. Davon entfielen im Jahr 2018 125 Wohneinheiten auf die Vier- und Marschlande, 2019 waren es 519 Wohneinheiten, 2020 469 Wohneinheiten und in 2021 213 Wohneinheiten. Die beiden Spitzen in 2019 und 2020 seien allerdings „Ausreißer“ gewesen, da in den Jahren die größeren Baugebiete wie an der Straße Beim Avenberg in Ochsenwerder oder auf dem ehemaligen BIG-Gelände in Fünfhausen realisiert wurden. „Im Durchschnitt liegen die Zahlen im Landgebiet bei 150 bis 250 Wohneinheiten pro Jahr“, stellt Lars Rosinski fest.

Auch in Zukunft werden die Vier- und Marschlande weiter wachsen – „aber behutsam“, betont Rosinski. Im Bergedorfer Wohnungsbauprogramm sind insgesamt zwölf Wohnungsbauprojekte für die Vier- und Marschlande enthalten – bei der Hälfte ist aber erst mittel- oder langfristig eine Entwicklung möglich. Und auch bei den Potenzialflächen, bei denen bei Politik und Verwaltung Konsens hinsichtlich einer wohnbaulichen Entwicklung herrscht, werden voraussichtlich mindestens zwei Jahre vergehen, bis die ersten Bagger anrollen.

Butterberg in Ochsenwerder ist das erste Bauprojekt

Das erste Projekt, das dann realisiert werden könnte, ist der Butterberg. Auf der 2,6 Hektar großen Fläche zwischen dem Vogts-Brack und dem Schwersweg an der Ochsenwerder Landstraße soll ein Wohngebiet mit Servicewohnungen (betreutes Wohnen), Einfamilien- sowie Doppelhäusern, Reihenhäusern und zwei Mehrfamilienhäusern entstehen. Zudem ist ein Nahversorger sowie ein Gebäude vorgesehen, in dem eine Kita, Ärzte und weiteres Gewerbe untergebracht werden soll. Das Bebauungsplanverfahren läuft: Nach der Öffentlichkeitsbeteiligung Ende 2021 sollen in diesem Jahr die Träger öffentlicher Belange beteiligt werden. Eine öffentliche Auslegung der Pläne wäre dann in 2023 realistisch, schätzt Lars Rosinski.

In Fünfhausen am Durchdeich, zwischen der bestehenden Bebauung und Fünfhausener Schöpfwerksgraben können auf einer vormals landwirtschaftlich genutzten Fläche 32 Einfamilienhäuser entstehen. Ein Bebauungsplan liegt vor. Ab 2023 sollen vorbereitende Arbeiten zur Erschließung erfolgen, kündigt Lars Rosinski an. Das Wohngebiet könnte ab 2025 entstehen.

Das Karkenland II zwischen gleichnamigem Wohngebiet am Kirchenheerweg und dem Gelände der neuen Stadtteilschule Kirchwerder bietet Platz für 60 Häuser und Wohnungen. Eine Realisierbarkeit wäre laut Wohnungsbauprogramm ab 2025 möglich. Doch das B-Planverfahren ist ins Stocken geraten, weil sich kein Investor finden konnte. Ab Sommer soll es eine neue Ausschreibung des Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) geben, um einen Investor zu finden, erklärt Lars Rosinski.

Einzel- und Doppelhäuser in Fünfhausen

Im Ortskern von Fünfhausen gibt es zwischen Lauweg, Durchdeich und Brack Platz für 16 Einfamilienhäuser. Die Einzel- und Doppelhäuser könnten nach 2026 auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche entstehen.

Am Ochsenwerder Kirchendeich wäre ein Bebauungsplan erforderlich, um zwischen der Straße und Vogtsbrack ein Wohngebiet mit 30 Einfamilienhäusern, gegebenenfalls auch mit Geschosswohnungsbau zu realisieren. Die Realisierbarkeit wird auf nach 2026 eingeschätzt.

Im Hinblick auf den Wohnungsbau müsse auch an die Mobilität gedacht werden, erläutert Rosinski, da mit dem Zuwachs an Einwohnern im Landgebiet zwangsläufig auch ein Anstieg des Verkehrs einhergehe. Deswegen hat die Tiefbauabteilung des Bezirksamtes bereits in diesem Jahr mehrere Straßenbauprojekte auf dem Plan:

Straßensanierungen in Kirchwerder

Neben dem Standort der neuen Stadtteilschule Kirchwerder am Kirchenheerweg wird bereits seit Anfang Mai an der neuen Omnibusanlage gebaut. Gebaut werden soll voraussichtlich bis Oktober. In einem weiteren Bauabschnitt, voraussichtlich von September bis März 2023, werden die Gehwege auf Höhe des Schulgeländes am Kirchenheerweg verbreitert und dort auch die Bushaltestelle ausgebaut. Zudem wird der Eingangsbereich zum Schulgelände hergerichtet.

Der Durchdeich soll seine langersehnte Sanierungskur bekommen: Auf 1,5 Kilometern Länge vom Lauweg bis zur Heinrich-Osterath-Straße wird die Fahrbahndecke abgefräst und neu asphaltiert. Die Arbeiten sollen voraussichtlich in den Sommerferien umgesetzt werden.

Auch auf dem Schleusendamm sollen Schlaglöcher verschwinden: Die Deckensanierung auf Höhe der Krapphofschleuse ist für das dritte Quartal anvisiert.

Auf dem Marschbahndamm hat das Bezirksamt auf einem Teilstück zwischen Süderquerweg und Hauptdeich schwere Schäden festgestellt, die ausgebessert werden. Nach den Sommerferien soll auf insgesamt fünf Teilabschnitten, die zusammen eine Länge von rund 4,5 Kilometern haben, der vorhandene Belag saniert werden.

Immobilien Hamburg: Bessere Infrastruktur in den Neubaugebieten

Der Weg, der vom Mittleren Landweg zwischen Bahndamm und Quartier im Gleisdreieck entlangführt, wird noch bis November grundinstandgesetzt. Der etwa 350 Meter lange Abschnitt diente früher als Zuwegung für die am Mittleren Landweg 65 wohnenden Anlieger und als Unterhaltungsweg der Bahn. Heute wird er auch von vielen Bewohnern des Quartiers im Gleisdreieck genutzt, um auf schnellstem Weg zum S-Bahnhof zu gelangen.

Der Billwerder Billdeich soll auf einer Länge von 900 Metern zwischen der Brücke über die A 1 bis zum Ortsschild Billbrook saniert werden. Die sechs Meter breite Straße soll versetzt und auf einer Seite komplett auf Bürgersteige verzichtet werden. Dafür entsteht auf der Südseite teilweise ein bis zu zwei Meter breiter Fußweg. Vorausgesetzt die Finanzierung ist bis dahin gesichert, ist die Sanierung für 2023 angestrebt.