Bald Flüchtlingsdorf? Platz wäre ideal - Aber die City würde leiden

Der Frascatiplatz weckt Begehrlichkeiten: Angesichts von monatlich 1000 neuen Flüchtlingen in Hamburg wird absehbar kaum ein größerer befestigter Platz der Hansestadt ohne Wohncontainer bleiben. Es sei denn, der jeweilige Bezirk kann überzeugende Gründe anführen, warum hier kein Platz für Flüchtlinge ist.

Genau darin versuchte sich Bezirksamtsleiter Arne Dornquast im jüngsten Hauptausschuss. Gefragt von Harald Martens (SPD), ob es eine "Tabuzone Frascatiplatz" gebe, musste er zwar den Kopf schütteln. Doch Dornquast setzt auf drei Argumente: "Im Umkreis von weniger als einem Kilometer sind bald 1500 Flüchtlinge an Curslacker Neuem Deich und Brookkehre untergebracht. Eine Zahl, die Integration schon so schwierig macht. Zudem ist der Frascatiplatz mit sehr vielen Veranstaltungen belegt. Und seine Lage in direkter Nachbarschaft zu einem stark befahrenen Autobahnzubringer passt nicht zum Anspruch, die Menschen nach langer Flucht zur Ruhe kommen zu lassen."

Ob das neben der Sozial- auch die Innenbehörde überzeugt, bleibt abzuwarten. "Der Frascatiplatz ist aktuell nicht in unserer Planung. Aber angesichts von Flüchtlingszahlen, die sich gegenüber dem schwierigen Jahr 2014 nochmals verdoppelt haben, brauchen wir Flächen in der Hinterhand, die schnell und kostengünstig hergerichtet werden können", sagt Norbert Smekal vom Einwohnerzentralamt. Es gehört zur Innenbehörde, die auch die neue Erstaufnahme auf dem Sülzbrack in Zollenspieker innerhalb von nur vier Wochen realisiert.

Gebraucht werden für derartige Projekte befestigte Plätze, die leicht mit Strom, Wasser und Abwasser erschlossen werden können - genau wie der Frascatiplatz. Große Sorgen macht das dem Bergedorfs Einzelhandel: "Die Unterbringung der Flüchtlinge ist natürlich Pflicht. Nur hätte eine Überplanung des Frascatiplatzes erhebliche Auswirkungen auf unsere City", sagt Karstadt-Chef Peter Wullencord. "Wir brauchen stadtnahe Großevents wie Bautage, Oktoberfest oder Zirkus-Gastspiele. Sie müssten sonst etwa auf die Schlosswiese umziehen. Zudem sind die gut 1000 kostenlosen Parkplätze auf dem Fras wichtig für Kunden wie Mitarbeiter."

Zusätzliches Problem: Nach Informationen unserer Zeitung hat der Bezirk derzeit keine Fläche als mögliche Flüchtlingsunterkunft gemeldet. So schauen sich die Behörden bei Bedarf selbst um, was zu Überraschungen wie in Zollenspieker führen kann.