Mindestlohn wird erst 2017 gezahlt

Wenn ab dem 1. Januar der Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro gezahlt wird, gibt es nur wenige Ausnahmen. Neben den Zeitungszustellern bekommen auch die Saisonarbeiter in Landwirtschaft und Gartenbau den Mindestlohn erst mit zweijähriger Verspätung. Die Stundenlöhne werden allerdings schon in fünf Wochen angehoben - was den Branchen große Probleme bereitet.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) habe nun den Entwurf für einen bundesweit gültigen Tarifvertrag für die Saisonkräfte in der grünen Branche auf dem Schreibtisch liegen, berichtet Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer des Gartenbauverbandes Nord. Ausgehandelt wurde das Papier zwischen der Gewerkschaft Bau, Agrar und Umwelt und den jeweiligen Arbeitgeberverbänden der Berufsfelder Landwirtschaft, Gartenbau und Forsten. Der flächendeckende Tarifvertrag ist für die Bundesregierung zwingende Voraussetzung, um den Mindestlohn vorerst auszusetzen.

Schoppa geht davon aus, dass die Ministerin den Vertrag als allgemeinverbindlich erklären und somit "absegnen" wird. "Das ist eine reine Formalie. Der Vertrag gilt für alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer", sagt Schoppa.

Der neue Tarifvertrag sieht ab dem 1. Januar 2015 einen Stundenlohn von 7,30 Euro für Saisonkräfte vor. Ab dem 1. Januar 2016 soll der Lohn um 70 Cent auf 8 Euro erhöht werden. Vom 1. Januar 2017 an - also ab dem Greifen des Mindestlohns auch in dieser Branche - sind dann 8,60 Euro vorgesehen.

Andreas Kröger, Präsident der Landwirtschaftskammer Hamburg, blickt mit Sorgen in die Zukunft: "Wenn keine Harmonisierung im mitteleuropäischen Raum erfolgt, wird dies den deutschen Gärtnern große Nachteile bescheren." Denn in Ländern wie Polen, Spanien oder Portugal liegt der Mindestlohn zum Teil "weit unter der Hälfte des deutschen Mindestlohns". Die Folge sind steigende Preise für Obst, Gemüse und Zierpflanzen. Ob der Verbraucher bereit ist, sie zu zahlen, wird sich zeigen. Kröger: "Zum Glück spielt Regionalität eine immer größere Rolle", sagt Kröger. Doch die großen Betriebe werden es schwer haben: "Sie sind sehr von den Discountern abhängig."