Exportschlager: Vierländer Ernte bringt vielen Franzosen am 1. Mai Glück

Maiglöckchen haben jetzt Hochsaison. Susanne Moka lacht, wenn sie an die Reaktionen denkt, die sie außerhalb von Vierlanden auf diese Feststellung bekommt. Denn die meisten Hamburger wissen nicht, was in Vierlanden selbstverständlich ist: In diesen Wochen werden die Maiglöckchen "gepult", damit sie im kommenden Frühjahr frisch erblühen können.

Dabei ist die zarte Blume ein großer Exportschlager, gehen die meisten Blühkeime nach Frankreich, wo es Brauch ist, sich am 1. Mai mit Maiglöckchen zu beschenken - das soll Glück bringen.

Bis es soweit ist, gibt es in Vierlanden aber jede Menge zu tun. Die Gärtnerei Moka am Neuengammer Hinterdeich gehört zu den größeren Betrieben in Vierlanden, die sich auf Maiglöckchen spezialisiert haben. Etwa 400 000 Blühkeime werden jetzt verkaufsfertig gemacht. Markus Moka (35) bewirtschaftet sechs Hektar Gartenbaufläche, wobei im Wechsel auf jeweils zwei Hektar Maiglöckchen gedeihen. Es dauert zwei Jahre, bis sie erntereif sind. In den Keimen, die im ersten Jahr Blätter entwickelt haben, stecken im zweiten zumeist neue Blüten.

Mit dem Maiblumenroder wird das weitverzweigte Wurzelgeflecht mit den Keimen aus dem möglichst sandigen und trockenen Boden geholt. Danach wird es zunächst von starken Händen entwirrt und grob "vorgerissen". So landet es auf dem großen Pul-Tisch bei Susanne und Markus Moka sowie vielen fleißigen Helferinnen. Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt. Die meisten Frauen kommen aus der Nachbarschaft und sind schon seit Jahren dabei. Ihre Hände sortieren sekundenschnell Blüh- und Pflanzkeime, die sie von den trockenen Blättern befreien. Die lange Arbeitszeit von 7 bis 18 Uhr wird mit fröhlichen Klönschnacks und kleinen Ritualen versüßt. So gibt es zu bestimmten Uhrzeiten Bonbons, später Kuchen und am Ende einen kleinen Likör.

Doch mit dem Pulen ist die Arbeit noch nicht zu Ende, denn die Blühkeime werden an der nächsten Arbeitsstation nach Qualität sortiert und jeweils 500 Stück in 25er-Bündeln umgeben von Torf versandfertig gemacht. Der Zwischenhändler lagert die Maiblumenkeime im Kühlhaus, bis sie etwa sechs Wochen vor dem gewünschten Blühtermin gepflanzt werden.

Unterdessen kommen am Neuengammer Hinterdeich die Pflanzkeime wieder in den Boden. Dafür wird per Pflug eine Rinne ausgehoben, in die die Keime mit kurzem Abstand gelegt werden. Praktisch: Das Ausheben der nächsten Rinne, bedeckt die vorige mit Erde, sodass der neue Maiglöckchen-Kreislauf beginnen kann.

Im Frühjahr zieht auch bei Moka der liebliche Duft von blühenden Maiglöckchen durchs Treibhaus. Denn auch in Vierlanden sind die Blumen beliebt - etwa zum Valentinstag und zur Konfirmation.