Milchwirtschaft: Landwirte sehen dem Wegfall der Milchquote im nächsten Jahr gelassen entgegen

Das ständige Auf und Ab des Milchpreises sind die Bauern in den Vier- und Marschlanden schon gewöhnt. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres traf sie der Preisverfall aber besonders hart. "Wir erhielten anfangs lediglich 32,5 Cent für das Kilogramm Milch, gleichzeitig schnellte aber der Preis für Kraftfutter in die Höhe", sagt Matthias Steffens, der am Neuengammer Hausdeich 170 Milchkühe hält. "Wenn dann auch Strom und Kraftstoff immer teurer werden, laufen die Kosten schnell davon." Im Juni zog der Milchpreis auf 36,5 Cent an, Kraftfutter wurde wieder günstiger, Ende 2013 gab's für die Milch 40,5 Cent.

Von daher sind Steffens, Jan-Hendrik Langeloh und Wilhelm Lüdtke im Rückblick ganz zufrieden mit der Bilanz des Vorjahres. Und die Aussichten sind auch nicht schlecht. Denn zum April 2015 hebt die Europäische Union (EU) die Milchquote auf. "Was der starken Exportnachfrage zugute kommt", sagt Wilhelm Lüdtke, der seinen Hof am Vorderdeich mit 55 Milchkühen bewirtschaftet. Der Weltmarkt sei durstig nach Milch. "Vor allem asiatische Länder kaufen gern in Deutschland Milchprodukte ein", ergänzt Lüdtke. Nicht nur dort hätten die deutschen Molkereien einen guten Ruf.

Dass der Wegfall der Quote schnell wieder zu einer Überproduktion in Deutschland führt, so wie gegen Ende der 1970er-Jahre, befürchten die drei Bauern nicht. "Zwei Drittel der EU-Länder konnten die Quote ohnehin nicht erfüllen", sagt Steffens. Außerdem wachse die Weltbevölkerung kontinuierlich, was zu einer moderaten Steigerungsrate beim Milchkonsum führe, fügt Langeloh hinzu, der festgestellt hat, dass Neuseeland und Amerika in puncto Milchexport besser aufgestellt sind als Deutschland. "Zudem sind sie näher an Asien dran", sagt der Jungbauer vom Milchhof Reitbrook, auf dem 145 Kühe gehalten werden.

Die Gefahr einer Milchschwemme bestehe schon deshalb nicht, "weil wir nicht mal eben die Zahl unserer Tiere drastisch vergrößern oder das Doppelte produzieren können", sagt Lüdtke. Grundsätzlich gilt: Ein Hektar Land macht zwei Kühe satt. "Woher sollten wir plötzlich die Flächen nehmen?", fragt Lüdtke. Im Gegenteil, Land werde immer knapper.

Grundsätzlich blicken die Vier- und Marschländer Bauern optimistisch in eine Zukunft ohne Milchquote. "Wahrscheinlich wird es stärkere Schwankungen beim Milchpreis geben", sagt Langeloh, "eine Absicherung nach unten nur auf niedrigstem Niveau." Und: Der Trend zu weniger, dafür aber größeren Betrieben werde sich fortsetzen, ist Steffens sicher.

"Den Tieren geht es heute deutlich besser als vor 20 Jahren - und das nicht nur wegen der Massagebürsten", sagt Steffens und lacht. Mehr Licht, bessere Luftverhältnisse, mehr Liegekomfort und mehr Auslauf. Alles das trage zum Wohlbefinden der Tiere bei.

Einig sind sich die drei Landwirte darin, dass sie ihre Höfe mehr öffnen wollen, damit sich die Menschen ein konkretes Bild von den Abläufen auf einem Milchhof machen können - und das nicht nur beim "Tag des offenen Hofes" am 15. Juni. Durch mehr Transparenz versprechen sie sich auch mehr Interesse an ihrem Berufsstand und somit mehr Auszubildende. Denn an qualifizierten Fachkräften mangelt es.