Flüchtlingsunterkunft: Ungeplante Bauarbeiten machen Belegung erst in der 51. Woche möglich

Jan Wrzeszcz schaut freundlich in die Runde und bedankt sich noch einmal für den herzlichen Empfang, den Moorfleeter den Flüchtlingen an der Sandwisch Mitte Oktober bereiteten. "Die Bewohner waren sehr angetan", sagt der Bereichsleiter Altona/Bergedorf von "fördern und wohnen" (f & w), dem sozialen Dienstleistungsunternehmen der Stadt. "Sie fühlen sich in der Einrichtung sehr wohl."

Damit waren die guten Nachrichten beim dritten Runden Tisch im Moorfleeter Gemeindehaus aber erst einmal erschöpft. Denn die Flüchtlingsunterkunft arbeitet zurzeit an ihrer Kapazitätsgrenze. Zudem verwandelte Hamburg Wasser das Außengelände bei Sielarbeiten in eine Großbaustelle. Sehr zum Ärger von Jörg Froh (CDU), der daran erinnerte, dass bereits vor einem Jahr auf die kaputten Abwasserleitungen hingewiesen worden sei.

Dass in den Containern statt der geplanten 30 momentan 46 Menschen leben, "hängt mit den Verzögerungen bei den Bauarbeiten im Schulgebäude zusammen", sagt Wrzeszcz. Dort fielen Arbeiten an, die gar nicht eingeplant waren: Wasserschäden beheben, zusätzliche Estricharbeiten und das Stabilisieren des abgesackten Pavillons. Ursprünglich sollte das Schulgebäude am 3. Dezember in Betrieb gehen, nun ist die Bauabnahme für den 12. Dezember angesetzt. "Einen Tag später werden wir mit der Belegung beginnen", sagt der Bereichsleiter, der davon ausgeht, dass am Ende der 51. Woche alle 60 Plätze im Schulgebäude besetzt sind.

Bei den Flüchtlingen handelt es sich überwiegend um Familien, die von der Zentralen Erstaufnahme-Einrichtung an der Sportallee zur Sandwisch wechseln. Im Prinzip sollen die Bewohner, die zurzeit in den Containern leben, ins Schulgebäude wechseln. "Bastian Faust und ich werden aber noch mit ihnen sprechen", sagt Wrzeszcz, denn für Alleinstehende komme andererseits eher ein Container infrage. Der Sozialökonom Faust trat die Nachfolge von Martina Gosch an, die in die Unterkunft am Curslacker Neuen Deich wechselte (siehe Kasten). Yuray Lüdtke, Technischer Dienst, wird den Sozialökonomen an der Sandwisch unterstützen.

Der Zustrom an Zuwanderern reißt nicht ab. "Jeden Monat treffen 350 Menschen bei der Zentralen Erstaufnahme ein", sagt Christiane Kreipe von der zuständigen Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI). Zurzeit bietet f & w 9500 Plätze für Asylsuchende und Wohnungslose an. "Wobei die Zuwanderer mittlerweile zwei Drittel ausmachen und die Wohnungslosen zunehmend verdrängen. Entsprechend prüft die BASFI 16 neue Standorte für 2014, darunter zwei im Bezirk Bergedorf: Brookkehre und Bergedorfer Straße 12. "Viele Unterkünfte sind zeitlich befristet, so wie die Moorfleeter Einrichtung bis Ende 2015, und fallen dann weg", sagt Kreipe.

Im Frühjahr soll die Unterkunft an der Sandwisch einen kleinen Spielplatz erhalten - zwischen Pavillon und Schulgebäude im hinteren Bereich des Geländes. "Neben dem Gemeindehaus gibt es doch einen öffentlichen Spielplatz", sagen die drei Anwohnerinnen verwundert, die sich ehrenamtlich um die Kleiderkammer kümmern. Der Kontakt zu den einheimischen Kindern fördere doch auch den Austausch und die Freundschaft. Jan Wrzeszcz zeigte sich überrascht: Oft sei es unerwünscht, dass die Flüchtlingskinder auf den öffentlichen Spielplätzen auftauchen. Umgekehrt sei es aber auch vielen Zuwanderern lieber, ihre Kinder im Blick zu haben. Die Runde einigte sich darauf, dass der öffentliche Spielplatz das Angebot gut ergänze.

Sobald die Schule bezugsfertig ist, sollen feste Termine für die Kleiderkammer eingeführt werden. Was zurzeit völlig fehlt sind Herren-Winterschuhe in den Größen 42 und 43. Aber auch sonst gilt: Warme Kleidung für Männer, Frauen und Kinder findet immer Abnehmer.